Vorfreude oder Gott sei Dank, bald vorbei ...

Feline Rupprecht_pixelio.de

Es sind noch einige Tage bis Weihnachten, aber ich möchte mir schon jetzt etwas  Vorfreude schenken. Mit einem Gedicht von Joachim Ringelnatz, es ist nicht alltäglich, und Fotos von Feline Rupprecht, die mich an meine Kindheit erinnern. Sie wirken, nur die Fotos, so warm und heimisch. Das Gedicht soll mich erinnern, dass es auch Menschen gibt, die nicht wohlbehütet im Kreise der Familie feiern können, und es nicht die perfekte Welt gibt. Bei dieser, meiner Betrachtung kann man auch den Alkohol weglassen ... und die Vorfreude. Es bleibt Gott sei Dank der Gedanke, bald vorbei ... 

Vorfreude 

von Joachim Ringelnatz 

Einsiedlers Heiliger Abend 

Ich hab' in den Weihnachtstagen 

Ich weiß auch warum - 

Mir selbst einen Christbaum geschlagen, 

Der ist ganz verkrüppelt und krumm. 

Ich bohrte ein Loch in die Diele 

Und steckte ihn da hinein 

Und stellte rings um ihn viele 

Flaschen Burgunderwein. 

Und zierte, um Baumschmuck und Lichter 

Zu sparen, ihn abends noch spät 

Mit Löffeln, Gabeln und Trichter 

Und anderem blanken Gerät. 

Ich kochte zur heiligen Stunde 

Mir Erbsensuppe mit Speck 

Und gab meinem fröhlichen Hunde 

Gulasch und litt seinen Dreck. 

Und sang aus burgundernder Kehle 

Das Pfannenflickerlied. 

Und pries mit bewundernder Seele 

Alles das, was ich mied. 

Es glimmte petroleumbetrunken 

Später der Lampendocht. 

Ich saß in Gedanken versunken. 

Da hat's an die Türe gepocht, 

Und pochte wieder und wieder. 

Es konnte das Christkind sein. 

Und klang's nicht wie Weihnachtslieder! 

Ich aber rief nicht: "Herein!" 

Ich zog mich aus und ging leise 

Zu Bett, ohne Angst, ohne Spott, 

Und dankte auf krumme Weise 

Lallend dem lieben Gott