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Mittwoch, 25. Juni 2014

Das Lied der Vögel ...

Als ich heute meine Augen aufschlug, drückten sie noch. Der Schlaf war noch nicht von ihnen gewichen, sie wollten wieder in Schlaf versinken, doch ich wollte nicht. Es war der Sonnenschein, der mich aus dem Bett holte und mich munter werden ließ. Nach meinem Gang auf den Balkon wollte ich am liebsten ein Liedchen singen. Es kam aber nur ein Krächzen aus der Kehle, so las ich eben einige Sommer-Gedichte ... sie machten mich auch froh. Mein Tag konnte heiter beginnen.






Wie freu' ich mich der Sommerwonne!
    
Wie freu' ich mich der Sommerwonne,   
Des frischen Grüns in Feld und Wald,   
Wenn's lebt und webt im Glanz der Sonne  
Und wenn's von allen Zweigen schallt!
    
Ich möchte jedes Blümchen fragen:   
Hast du nicht einen Gruß für mich?   
Ich möchte jedem Vogel sagen:  
Sing,  Vöglein,  sing und freue dich! 
    
Die Welt ist mein, ich fühl es wieder:  
Wer wollte sich nicht ihrer freu'n,   
Wenn er durch frohe Frühlingslieder    
Sich seine Jugend kann erneu'n?
    
Kein Sehnen zieht mich in die Ferne, 
Kein Hoffen lohnet mich mit Schmerz; 
Da wo ich bin,  da bin ich gerne, 
Denn meine Heimat ist mein Herz.

Hoffmann von Fallersleben  




Das Lied der Vögel

Wir Vögel haben's wahrlich gut,
Wir fliegen, hüpfen, singen.
Wir singen frisch und wohlgemut,
Das Wald und Feld erklingen.

Wir sind gesund und sorgenfrei,
Und finden, was uns schmecket;
Wohin wir fliegen, wo's auch sei,
Ist unser Tisch gedecket.

Ist unser Tagewerk vollbracht,
Dann zieh'n wir in die Bäume,
Wir ruhen still und sanft die Nacht
Und haben süße Träume.

Und weckt uns früh der Sonnenschein,
Dann schwingen wir's Gefieder,
Wir fliegen in die Welt hinein
Und singen unsre Lieder.

Hoffmann von Fallersleben 




Sommer
     
Zwischen Roggenfeld und Hecken 
Führt ein schmaler Gang; 
Süßes,  seliges Verstecken 
Einen Sommer lang.  
     
Wenn wir uns von ferne sehen, 
Zögert sie den Schritt, 
Rupft ein Hälmchen sich im Gehen, 
Nimmt ein Blättchen mit.    
     
Hat mit Ähren sich das Mieder 
Unschuldig geschmückt, 
Sich den Hut verlegen nieder 
In die Stirn gedrückt.    
     
Finster kommt sie langsam näher, 
Färbt sich rot wie Mohn; 
Doch ich bin ein feiner Späher, 
Kenn die Schelmin schon.     
     
Noch ein Blick in Weg und Weite, 
Ruhig liegt die Welt, 
Und es hat an ihre Seite 
Mich der Sturm gestellt.     
   
Zwischen Roggenfeld und Hecken 
Führt ein schmaler Gang; 
Süßes, seliges Verstecken
Einen Sommer lang. 

Detlev von Liliencron


4 Kommentare:

  1. Liebe Margot, da kann mein Tag gut beginnen. Ich habe schon Freude verspürt über Deine feinen Bilder und wunderbaren Gedichte. Die sind genau nach meinem Geschmack. Ich wünsche Dir einen Tag mit Sonnenschein, LG Claudia.

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    1. Liebe Claudia, durch deine lieben Worte kann mein Tag heiter beginnen. Ich freue mich, wenn etwas von mir gefällt. So wie ich mich freuen würde, wenn die Sonne herauskäme. Der Tag beginnt leider mit Regen.
      Dir wünsche ich einen wunderschönen Tag, liebe Grüße, Margot.

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  2. Mit den Gedichten hast Du den Sommer wirklich schön eingefangen, Margot.
    Das erste Gedicht gefällt mir ganz besonders, denn es beschreibt ganz genau mein Gefühl, wenn ich an einem schönen Sommertag erwache und alle Freuden des Sommers liegen an diesem Tag vor mir!

    Liebe Grüße
    Sonja

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    1. Danke liebe Sonja für deine netten Worte. Es ist wirklich schön, wenn man liest, dass auch die Gedichte einem Menschen gefallen. Mir geben sie viel und ich freue mich über den Inhalt der Gedichte, denn so fühle auch ich. Jedenfalls meistens ... :-))
      Liebe Grüße, Margot.

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