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Dienstag, 17. Juni 2014

Warum die Biene Freude bringt ...

Ja, so ist es wohl, wie ich es in einer Fabel aus Rumänien gelesen habe. Die Spinne bringt Leid, wenn für mich heute auch nur Ärger, besser gesagt Ekel. Ich mag keine Spinnen, mag sie noch so fein spinnen können. Heute saß eine große fette Spinne am Küchenfenster und ich habe mich geekelt. Ich überlegte, töte ich sie oder lass ich sie laufen ... Aus dem geöffneten Fenster habe ich sie dann gejagt, fühlte mich aber nicht gut dabei, ein Schauer lief mir über den Rücken. ... vielleicht hätte ich sie doch kaputt machen sollen, mir fiel die Geschichte dazu ein. 

Warum die Biene Freude bringt, aber die Spinne Leid

Ehe es auf Erden Bienen und Spinnen gab, lebte einst eine arme Witwe mit ihrem Sohn und einer Tochter. Die Frau arbeitete vom Morgen bis spät in die Nacht hinein, trotzdem hatten ihre Kinder nicht genug zu essen, aber die Witwe zog sie doch unter großen Opfern groß.

Als sie herangewachsen waren, war es für sie Zeit, einen Beruf zu ergreifen, um endlich ihre Mutter zu unterstützen. So zogen beide in die Welt hinaus, um sich Arbeit zu suchen, das Mädchen gelangte zu einer großen Baustelle und half den Maurern, indem sie den lieben langen Tag Ziegel und Mörtel schleppte. Der Sohn kam zu einem Weber, erlernte bei schwerer Arbeit dessen Handwerk.

So verging die Zeit, bis die Witwe schwer krank wurde und sich zu Bett legen mußte. Als sie merkte, daß ihre letzte Stunde nahte, ließ sie ihre Kinder zu sich rufen.

Wie nun die Tochter von der Todeskrankheit der Mutter erfuhr, ließ sie den Baustein fallen, den sie gerade in der Schürze trug, und fing an zu weinen. Ohne zu zögern, lief sie nach Hause, um ihrer Mutter beizustehen.

Als der Sohn die Nachricht erhielt, blieb er ruhig am Webstuhl sitzen und meinte: »Nun, wenn meine Mutter krank ist, kann ich ihr auch nicht helfen. Meine Arbeit kann ich deswegen nicht im Stich lassen!«

Er blieb also an seinem Webstuhl sitzen und webte weiter an dem Stück, das er gerade in Arbeit hatte.

Als die Witwe ihre Tochter sah, die ihretwegen alles stehen und liegen gelassen
hatte, um an ihr Krankenbett zu eilen, segnete sie das Mädchen und sagte: »Mein Kind, du bist immer lieb und gut zu mir gewesen und hast mir in meiner letzten Stunde Trost gebracht, deshalb sollst du dein ganzes Leben lang allen Menschen Freude bringen.«

Über das Fernbleiben ihres Sohnes vergoß die Kranke bittere Tränen, verfluchte seine Lieblosigkeit und seinen Undank und sprach: »Mein Sohn, du wolltest an deinem Webstuhl bleiben und mich alleine sterben lassen. Deshalb sollst du dein Leben lang weben, ohne Freude an deiner Arbeit zu haben, denn was du webst, werden andere zerstören, und du wirst allein in einer Ecke sitzen müssen.«

Nachdem sie diese Worte gesprochen hatte, hauchte die Witwe ihre Seele aus. Doch wie sie gesagt hatte, geschah es. Die Tochter verwandelte sich in eine fleißige Biene, die den Menschen Freude brachte: Honig für süße Kuchen und Wachs für bunte Kerzen.

Der herzlose Bruder aber verwandelte sich in eine Spinne, die, von allen gehaßt, in der Ecke sitzt und ihr Netz webt, ohne damit fertig zu werden, denn kaum wird es von jemand erblickt, zerstört er es und verjagt die böse Spinne.

Seit dieser Zeit gibt es auf der Erde Bienen und Spinnen.



5 Kommentare:

  1. Liebe Margot, Du hast sie leben lassen, die Spinne, und das finde ich gut. Das war bestimmt Thekla und die ist jetzt froh, dass sie wieder in Freiheit ist. Sie hat sich schon gewundert, wo sie gelandet war. Hat sie doch eine Geranie als Taxi benutzt gehabt und ist dann im dritten Stock bei Dir gelandet. Den Weg rein in die Wohnung hat sie ja gefunden, aber wieder raus, das klappte nicht. Du hast ihr geholfen und sie hat auch noch fliegen gelernt, LG Claudia.

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    1. Liebe Claudia, so wunderschön, wie du es beschrieben hast, hätte ich es lieber mit der Biene gemacht. Spinnen sind nicht meine Freunde ... es schauert mich, nur wenn ich an sie denke. :-)
      Liebe Grüße, Margot.

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  2. Eine sehr schön Geschichte, Margot.
    Geschieht diesem undankbaren Sohn ganz recht!
    Auch ich mag keine Spinnen, mich ekelt es auch und am liebsten würde ich weit weg rennen. Als Fotomotiv wage ich mich manchmal an sie heran, ebenso an ihre Netze, wenn sie schön in der Sonne funkeln. Aber ansonsten finde ich auch ihre Netze eklig, wenn ich sie im Haus wegmachen muss und sie an Finger und Tuch kleben... bläh...

    Liebe Grüße
    Sonja

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    1. Sonja, dein Kommentar ist sehr schön, er stimmt mit meinem Befinden überein. Ich mag wirklich keine Spinnen und jetzt erst recht nicht, wo ich gelesen habe, warum es Spinnen gibt. :-) So ein unverschämter Sohn ...

      Liebe Grüße, Margot.

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  3. Liebe Margot,
    eine lesenswerte Geschichte, wie ich finde.
    Aber Spinnen sind auch nicht meine Freunde.
    Einen schönen Abend wünscht dir
    Irmi

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