Seiten

Montag, 16. Juni 2014

Wie der Specht entstand

Wenn ich diese Geschichte lese, dann denke ich, man sollte nicht nur an andere denken, sondern auch mal an sich. Es ist schön, wenn man helfen kann, man sollte auch nicht nur, daran denken, dass man immer auf jedes, was man tut, bezahlt wird. Doch Gutmütigkeit und Hilfsbereitschaft sollte nicht ausgenutzt werden. Wenn es große Leistungen sind, sollte man sie bezahlen oder die Bezahlung einfordern. Der Ausführende dieser Leistungen muss ja von seiner Hände Arbeit auch leben können. Doch die Geschichte finde ich amüsant und werde, wenn ich den Specht klopfen höre, mich daran erinnern. Es wird mir bestimmt ein Lächeln auf den Lippen liegen ...


Wie der Specht entstand

Vor langer, langer Zeit lebte auf einer der indonesischen Inseln ein Mann, der war in allen Holzarbeiten so geschickt wie kaum ein anderer. Seine größte Freude war, schnittige Boote und schöne Häuser zu bauen. Immer wieder kamen die Leute zu ihm, und er erfüllte ihre Wünsche, fragte aber selten nach Bezahlung und nahm immer nur, was man ihm gab.

Vor lauter Schaffenseifer im Dienste der anderen kam er nie dazu, für sich selbst ein gutes Haus und ein hübsches Boot herzustellen. Einmal hatte er sich hierfür schon das Holz zurechtgelegt, da drängte ihn schon wieder jemand mit einem Auftrag, und dann ein zweiter, und so ließ er seine eigenen Balken und Bretter eben liegen und verfaulen und begnügte sich weiter mit einer armseligen Hütte. Wenn er es brauchte, lieh er sich ab und zu ein Boot ...

Eines Tages hatte er ein Haus gebaut, das war das herrlichste von allen, die er bisher fertig gestellt hatte, und er stand recht zufrieden davor. Da gingen zwei Männer vorbei, und er hörte, wie der eine zum anderen redete: »Wundervolle Häuser baut er für andere, aber er selbst haust wie ein Hund; schlanke und flinke Boote fertigt er für jedermann, und er selbst sitzt auf dem Trockenen; vielen schafft er ein sauber-behagliches Heim, und er selbst hockt in Unrat und Dreck. Er ist der größte Narr!«

Da schämte sich der geschickte und fleißige Mann über alle Maßen. Er lief in den dichtesten Wald hinaus, schloss die Augen und rief zu seinen Ahnen: »Ihr meine Schützer, löscht mich Narren aus!« Sogleich versank er in tiefen Schlaf. Als er wieder erwachte, war aus ihm der erste Specht geworden. Wie im früheren Leben trug er eine schwarze Jacke und eine weiße Weste, und auf dem Kopfe hatte er ein rotes Mützlein ...

Er suchte sich in einem Baum ein Loch als Wohnung, und alle Tage hämmert und hackt er nun von früh bis spät ins Holz, dass man meint, ein Boot oder ein Haus sei im Bau. Wer aber genauer hinhört, vernimmt:

»Ich ... Narr, Narr, Narr!  Der ich ... war, war, war!«





4 Kommentare:

  1. So könnte es gewesen sein und ich werde jetzt auch immer an dieses hübsche Geschichtchen denken, wenn ich den Specht höre. Einen schönen Tag wünsche ich Dir, LG Claudia.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Danke liebe Claudia, es ist schön, dass dir die Geschichte gefällt. Der Specht kann nun viel Klopfen, wir wissen, wer er war. :-)

      Liebe Grüße, Margot.

      Löschen
  2. Guten Morgen, liebe Margot,
    das ist wieder eine schöne Geschichte, danke dafür!
    Herzliche Grüße und eine schöne Woche dir
    Regina

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Regina, ich freue mich, weil dir auch diese Geschichte gefällt. Mich hat diese Geschichte nachdenklich und heiter gestimmt.:-)
      Dir auch eine schöne Woche und liebe Grüße, Margot.

      Löschen