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Dienstag, 5. August 2014

Der deplatzierte Adler ...

... heute ist das Wetter wieder sehr schön, der Himmel ist blau mit ein paar Wolken durchzogen. Ich schaue hinauf und denke an eine kleine Geschichte von einem Adler, der zum Huhn erzogen wurde oder erzogen werden sollte. Er hatte vergessen, wer er war ... bis man ihm zeigte, er ist kein Huhn sondern ein Adler, er sollte sich auf seine eigene Stärke besinnen. Und er besann sich ...
Es bedeutet aber nicht, dass das Huhn weniger wert ist.

Anpassung ist gut, aber nicht bis zur Selbstverleugnung.



Der deplatzierte Adler

Ein Bauer fing einmal einen jungen Adler. Zuhause angekommen setzte er ihn zu seinen Hühnern und gab ihm Hühnerfutter zu essen. Fünf Jahre später kam ein Naturforscher bei ihm zu Besuch. Während sie durch den Garten liefen, sagte er: „Dieser Vogel ist ein Adler, kein Huhn.“
„Ja,“ sagte der Eigentümer, „aber ich habe ein Huhn aus ihm gemacht. Es ist nun kein Adler mehr.“
„Es ist doch ein Adler,“ sagte der Naturfreund, „das werde ich dir zeigen.“
Der Naturforscher hob den Adler auf, hielt ihn hoch und sagte mit Nachdruck: „Adler, du bist ein Adler. Du gehörst in die Luft und nicht auf die Erde, spann deine Flügel aus und fliege!“
Doch als der Adler sah, wie die Hühner ihr Futter aufpickten, sprang er nach unten.
Der Besitzer sagte: „Ich habe dir doch bereits gesagt, dass er jetzt ein Huhn ist.“
„Nein,“ sagte der Naturforscher, “es ist ein Adler und das werde ich beweisen.“
Am nächsten Morgen nahm er den Adler mit auf das Dach des Hauses und sagte: „Adler, du bist ein Adler, spreiz deine Flügel und fliege!“
Doch wieder sprang der Adler, als er die Hühner picken sah, nach unten und begann, mit ihnen zusammen zu essen.

Der Besitzer sagte: “Ich habe dir doch gesagt, dass er ein Huhn ist.“
„Nein, er ist ein Adler! Er hat noch immer das Herz von einem Adler. Gib ihm noch eine Chance.”
Am folgenden Morgen nahm er den Adler mit auf einen hohen Berg. Dort hob er den Adler hoch und sagte zu ihm: „Adler, du bist ein Adler, du gehörst in die Luft, spreiz deine Flügel und fliege!“
Auf einmal spannte der Adler seine Flügel aus und mit einem befreiten Schrei stieg er auf, immer höher und höher und kehrte nie wieder zurück.


Diese Geschichte finde ich wunderbar ... und nach dem Lesen sollte man über diese Themen nachdenken: 

• Authentizität: ein Mensch ist, wer er ist, doch er verleugnend das oft, ohne dass es ihm bewusst ist.
• Solange ein Mensch nicht zeigt, wer er in seinem Wesen ist, wird die Welt um ihn herum auch auf diese Weise auf ihn reagieren („Wenn man tut, was man immer tat, bekommt man, was man immer bekam“).
• Die Bedeutung von Abstand nehmen und Zeit für Besinnung: manchmal ist jemand anderes (mit mehr Abstand zur Situation) nötig, um dir dabei zu helfen, wieder klar sehen zu können, wer du eigentlich selbst bist.


6 Kommentare:

  1. Hallo Margot,

    eine schöne Geschichte mit dem Adler, ich mag diese Tiere sehr.
    Es ist nicht immer einfach immer Authentizität zu zeigen, aber ein Versuch ist es allemal wert :) Leider stürmen schon in der Kinderzeit viele viele Eindrücke auf uns ein.

    Liebe Grüße
    Björn :)

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    1. Ja Björn, es ist schwer zu widerstehen und sich auf sich selbst zu besinnen.
      Doch ein Original zu sein, ist immer das Beste.
      Liebe Grüße, Margot.

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  2. Man selbst zu sein ist enorm wichtig.
    Ich habe in meiner Jugend mal eine Zeit gehabt, da war ich nicht ich selber. Ich habe mich selbst verleugnet, um jemand anderen darzustellen. Um meinem damaligen Freund zu gefallen, habe ich mich selbst verleugnet. Eine überaus bittere Erfahrung.
    Es war eine Befreiung, als ich meinen jetzigen Mann kennenlernte. Bei ihm konnte ich wieder ich selbst sein.

    Liebe Grüße
    Sonja

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    1. Hallo Sonja, in der Liebe werden wohl die meisten Fehler gemacht. Doch man erkennt, wenn auch etwas später, das Leben ist, einfacher, wenn man zu sich selbst steht. Sein eigenes Ich, ist nicht zu überbieten. Du hast es geschafft und das ist gut so.
      Ganz liebe Grüße, Margot.

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  3. Was für eine tiefsinnige und schöne Geschichte.

    Liebe Grüße - Monika

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