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Montag, 22. September 2014

Die gute alte Zeit

Als ich mich heute aus dem Bett gerollt habe, hätte ich mich gleich wieder reingerollt, es regnete. Meine Gedanken wurden regnerisch und ich kämpfte, mit Erfolg, dagegen an. Schon alleine durch ein gutes Frühstück. Danach ging es weiter, mit einer Suche nach einem Schriftsteller, der das Leben nicht zu ernst nahm. Ich fand ihn in Heinrich Seidel, unter seiner kurzen Kurzbiografie konnte man Folgendes lesen:

Heinrich Seidel



Geboren am 25. Juni 1842 in Perlin (Mecklenburg); gestorben am 7. November 1906 in Großlichterfelde.
Seidel war der Sohn eines Pfarrers. Er studierte von 1860-1862 am Polytechnikum in Hannover, ab 1866 an der Gewerbeakademie in Berlin. Ab 1868 war er Ingenieur in einer Maschinenfabrik in Berlin. Seidel konstruierte als Ingenieur die Bedachung des Anhalter Bahnhofs. Seit 1880 lebte er als freier Schriftsteller und schilderte in Erzählungen die idyllischen Seiten des bürgerlichen Lebens.

Nun denn, einige seiner Werke ...



Begnüge dich, Liebste!
Heinrich Seidel
Motto:
Wohl kann ich dich zum Schokoladenladen laden,
Doch nicht mit dir in Baden-Baden baden.


Ich kann dir nicht, was andre schenken, schenken
Und nicht die Welt aus den Gelenken lenken.
Du darfst dich nicht auf Schmuck und Spitzen spitzen
Wirst nicht mit mir auf goldnen Sitzen sitzen,
Jedoch, der ich des Dichters Habe habe,
Vermag es, dass dich and're Labe labe:
Schon fühl' ich es von Liederkeimen keimen,
Ich will sie dir in goldnen Reimen reimen,
Dass dir gar lieblich ihr Getöne töne,
Und dich der Verse Schmuck verschöne, Schöne.


Dieses nachfolgende Gedicht gefällt mir besonders gut, ich sehe keinen Unterschied zwischen der großen Zeitspanne vom Ende des 19. Jahrhunderts, zum Anfang des 21. Jahrhunderts.


Die gute alte Zeit.
Heinrich Seidel
Zwei Alte sprechen:



»Das war die gute, alte Zeit,
Sie war so schön und liegt so weit
In blauem Duft begraben,
Und von dem heutigen Geschlecht
Da weiss doch keiner wohl so recht,
Was wir verloren haben.

Die Männer waren besser doch,
Und wirthschaftlich die Frauen noch,
Nicht wie die heut'gen Puppen.
Die laufen zu Musik und Tanz
Und putzen sich mit Flitterglanz
Und kochen schlechte Suppen.

Die Kinder waren nicht so keck
Und nicht so altklug wie ein Geck
Und trugen keine Brillen.
Auf ihre Eltern hörten sie
Und alte Leute ehrten sie
Und hatten keinen Willen.


Und Ordnung herrschte weit und breit,
Und Biederkeit, und Ehrlichkeit,
Man kannte keinen Schwindel.
Doch heut wo Alles fälscht und trügt,
Da glaubt man Keinem, denn es lügt
Das Kind schon in der Windel.«

So sprechen sie, die Alten zwei
Und nicken mit dem Kopf dabei
Und wackeln mit den Hauben.
Die Welt blieb jung, sie wurden alt
Und an der neuen Zeit Gehalt
Da können sie nicht glauben.

Die heut im Jugendglanze stehn,
Im Rosenschmuck zu Tanze gehn,
Auch sie einst werden sagen:
»Sie war so schön, sie liegt so weit,
Die liebe, gute, alte Zeit
Aus unsern Jugendtagen!«

Zum Abschluss dieses Tages noch ein kleines heiteres Gedicht.


Vom Hahn
Heinrich Seidel


Ich wünscht ich wär ein Gockelhahn,
Dann säß ich auf dem Zaune,
Und krähte meine Hühner an,
in aller bester Laune

Ich wünscht ich wär ein Kirchturmhahn,
dann säß ich auf dem Turme
Schaut’ mir die Welt von oben an
und drehte mich im Sturme

Und wenn ich gar ein Fasshahn wär,
und wär das Faß am laufen
würd’ ich ganz und schrecklich sehr
mich tag und nacht besaufen


Damit wünsche ich euch eine wunderschöne neue Woche. Verbringt sie froh und heiter.

6 Kommentare:

  1. Bin auch ganz nass geworden, obwohl wir nur kurz vor der Tür waren ... könnte auch gleich wieder ins Bett - heute isses grau und bleibt wohl auch so, aber bisher hatten wir überwiegend schöne Tage.
    Dir eine gute Woche - Monika

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    1. Monika hab vielen Dank für deine lieben Worte. Das Wetter ist wirklich scheußlich, aber ich wünsche dir eine schöne Woche.

      Liebe Grüße, Margot.

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  2. Die Gedichte strotzen wirklich nur so vor Humor.
    Auch mir gefällt das Gedicht mit der guten alten Zeit sehr. Du hast recht, Margot. Es ist kein Unterschied zu heute zuerkennen. Faszinierend. Es scheint so, dass jede Genration so denkt und dabei war es zu deren Zeit genauso. Vielleicht nur im Ausdruck anders. Die Vergangenheit betrachtet man immer verklärter und blendet Schlechtes aus. Das geht mir auch schon so....^^

    Liebe Grüße
    Sonja

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    1. Ja, liebe Sonja, du schreibst die Wahrheit und deine Worte kommen gut bei mir an. Mit der Vergangenheit sind wir alle etwas gnädig. Hab vielen Dank.

      Dir einen schönen Tag und liebe Grüße, Margot.

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  3. Hallo Margot,

    gestern hat es auch bei uns geregnet - ein Kerbumzug im Regen ;)
    Dafür war es am Samstag weitgehend schön :)

    Das Gedicht über die "gute alte Zeit" gefällt mir sehr - so werden wohl immer alle Generationen zurückblicken ;)

    Liebe Grüße und eine tolle neue Woche für Dich
    Björn :)

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    1. Hallo Björn, der Regen herrscht in ganz Deutschland, er nimmt leider keine Rücksicht auf einen Kerbumzug. ;-)
      Mit dem Gedicht hast du auch recht, jede Generation denkt so.
      Dir auch eine schöne Woche, liebe Grüße, Margot.

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