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Montag, 29. September 2014

Groll-Kartoffeln

... der heutige Tag ist wieder ein Tag, der in den Büchern als ein wunderschöner Herbsttag beschrieben werden kann. Angefangen vom herrlichen Sonnenschein, über blauem Himmel, zu einem lauen Wind. Ich betrachte meine Blumen auf dem Balkon und sehe, nur bei einigen Pflanzen, gelbe Blätter an ihnen hängen. Sie sehen schön aus und ich hätte keinen Groll, aber als ich die folgende Geschichte lese, muss ich gestehen, mein Rucksack wäre nicht leer ... leider. Es fällt mir sehr schwer zu verzeihen, den Toten und den Lebenden.


Groll-Kartoffeln


Ein Lehrer bat seine Schüler, in die nächste Stunde einen Rucksack und einen Sack Kartoffeln mitzubringen. Für jeden Menschen, dem sie etwas nicht verzeihen wollten, das er ihnen in ihrem Leben angetan hatte, sollten die Schüler eine möglichst große Kartoffel wählen, auf diese dessen Namen schreiben und die Kartoffel in den Rucksack legen.


Diesen Rucksack voller Kartoffeln sollten sie eine Woche lang mit sich herumtragen, d.h. überall dahin mitnehmen, wo sie hingingen und an die Personen denken, deren Namen auf den Kartoffeln standen. Dabei sollten sie sich fragen, wem davon sie am leichtesten verzeihen könnten. Einige trugen nun leichte Rucksäcke, viele aber sehr schwere Rucksäcke auf dem Rücken. Alle Schüler waren startbereit.

Doch jedesmal, so schloss der Lehrer, wenn sie sich in der Lage fühlten, einem dieser Menschen, von dem sie sich verletzt fühlten, voll und ganz zu verzeihen, durften sie die Kartoffel mit seinem Namen aus dem Rucksack herausnehmen und beiseitelegen. Dann galt es, sich hinsichtlich der verbliebenen Kartoffeln weiter zu fragen, wem sie denn nun am leichtesten vergeben könnten. Wenn sie sich voll und ganz in der Lage fühlten, zu verzeihen, durften sie auch diese Kartoffel mit dem entsprechenden Namen aus dem Rucksack nehmen und so weiter.

Am Ende der Woche kamen alle wieder zusammen. Einige Rucksäcke waren ganz leer, andere leichter geworden. Es gab niemanden, dessen Rucksack noch so gefüllt war wie eingangs der Woche. Alle Schüler strahlten. Die herausgenommenen Kartoffeln türmten sich zu einem beachtlichen Berg auf. Gemeinsam schälten Schüler und Lehrer die Namen von den Kartoffeln ab, kochten die Kartoffeln in einem großen Topf und bereiteten einen leckeren Brei zu, von dem jeder etwas abbekam.

Na gut, ich hätte auf den Brei verzichtet ...


10 Kommentare:

  1. Ah nein, den Brei hätte ich gegessen. Ich mag Kartoffelbrei sehr. Mit Sauerkraut und einer dicken Scheibe Schinken... das könnte ich diese Woche noch mal machen... da hast Du mich auf eine gute Idee gebracht.^^

    Aber jetzt zur Geschichte. Ich kannte sie schon und ich finde sie sehr lehrreich.
    Mein Rucksack wäre auch nicht leer, aber ich verzeihen kann ich schon, doch nicht einfach so. Ich möchte schon ein klärendes Gespräch mit dem jeweiligen Menschen führen und wenn es ihm ernst ist und ihm die vorgefallenen Dinge wirklich leid tun, öffne ich eigentlich jedem wieder die Tür. Es gibt einige wenige Menschen, da bin ich mir aber nicht sicher, ob ich es tun würde. Aber die Frage erübrigt sich ohnehin, da von ihnen niemals ein klärendes oder entschuldigendes Gespräch stattfinden wird. Aber das macht nichts. Einige Menschen muss man auch einfach ziehen lassen.

    Ich habe heute auch schon eine Kartoffeln mit nach Hause gebracht. Aber keine Groll-Kartoffel, sondern einen Kartoffelkönig. Von meinem Sohn im Kindergarten gebastelt.^^

    Liebe Grüße
    Sonja

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    1. Hallo Sonja, dein Kommentar ist wieder hervorragend. Danke. Eigentlich bin ich auch schnell am Verzeihen, aber es gibt Menschen, die sich nicht entschuldigen können. Sie nehmen die Lüge mit ins Grab und haben vorher viel Unruhe geschaffen. Eine Unruhe, die zum Schweigen zwischen den Parteien führte. Dieses Schweigen kann und will ich nicht brechen, es geht nicht.
      Nur Kartoffelbrei esse ich auch sehr gerne. :-))

      Wünsche dir eine schöne Woche. Liebe Grüße, Margot.

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    2. Ja, genau so eine Person kenne ich auch, Margot.
      Diese ist gerade dabei, viel Unruhe in meinem nahen Umfeld und für Ihren Ehemann auch viel Leid zu schaffen. Entschuldigen konnte sie sich noch nie, da sie immer recht hat... Und dieses Schweigen kann und will ich auch nicht brechen. Ja, diese Kartoffel werde ich immer bei mir behalten.

      Liebe Grüße
      Sonja

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    3. Liebe Sonja, ich kann dich sehr gut verstehen und finde, du handelst richtig.

      Liebe Grüße, Margot.

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  2. Hm, eigentlich eine sehr gute Idee - aber so manch Einer müsste da sicher viel zu viel herumschleppen, ich schließe mich da nicht aus - ich vergesse nicht wirklich leicht solche Sachen.

    Verzeihen fällt auch nicht immer leicht, man schleppt also doch immer so einen Sack Kartoffeln mit sich herum, bloß gut das ich gerne Kartoffeln esse und Kartoffelbrei auch ;)

    Liebe Grüße und eine schöne Woche für Dich
    Björn :)

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    1. Lieber Björn, das Verzeihen ist wirklich nicht leicht. Die kleinen Wunden sind sehr schnell zu verzeihen, aber es gibt Wunden, die kann man nicht verzeihen. Trotzdem ich Kartoffelbrei liebe und du gerne Kartoffelbrei isst.
      Wünsche dir einen schönen Tag. Liebe Grüße, Margot.

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  3. Liebe Margot, eine Geschichte zum immer wieder mal drüber nachdenken. Kartoffelbrei aus solchen Kartoffeln würde ich auch nicht essen.Da gibt es bekömmlichere Erdäpfel :-) . Ich finde es gibt Dinge, die können und sollten nicht verziehen werden. Die müssen einfach so stehen bleiben als Unrecht, dass andere begangen haben und da darf auch auf Dauer bis in alle Eweigkeit gegrollt werden. Freuen wir uns einfach über die Menschen, von denen wir wissen, dass sie es gut mit uns meinen, ganz liebe Grüße, ClauDia.

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    1. Liebe Claudia, deinen Kommentar finde ich richtig und kann ihn nur bestätigen. Es gibt Dinge im Leben, die kann man nicht verzeihen. Egal ob man es auch möchte, es geht nicht.
      Doch über Menschen die es gut mit uns meinen, freue ich mich sehr.
      Liebe Grüße, Margot.

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  4. Verzeihen heißt ja nicht Vergessen. Mir gefällt diese Geschichte sehr gut. Sie versinnbildlicht die Erleichterung des Vergebens. Wenn wir verzeihen werfen wir eine Last von uns; die Last der Wut und Enttäuschung über jemanden.
    Kartoffelpürree finde ich sehr lecker. Ich mache es immer selbst, mit Ei, Butter und Sahne, etwas Muskat und Salz.... ja ich weiß, sehr gehaltvoll, aber köstlich mit Sauerkraut und Mettwürstchen oder mit Spiegelei und Apfelmus.
    LG Eva

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    1. Liebe Eva, ich kann nicht Vergeben, Verzeihen und Vergessen. Dieses Verhalten liegt eigentlich nicht in meiner Natur.
      Doch Kartoffelpüree mag ich auch, und zwar so, wie du ihn machst.
      Liebe Grüße, Margot.

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