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Mittwoch, 24. September 2014

Wo wohnt das Glück?

... bei diesem Dichter Heinrich Seidel muss ich wieder sagen, alle guten Dinge sind drei. Sein Schreibstil gefällt mir sehr, er ist so flüssig. Nein, nicht überflüssig, sondern die Gedichte lassen sich sehr gut lesen und der Text kommt, sehr nah meinen Gedanken. Und ich habe noch einige Gedichte gefunden, die in meine Stimmung passen. Bitte, wenn sie euch nicht gefallen, dann bitte nicht schimpfen, morgen kommt etwas anderes ... versprochen.
Doch es kommen noch ein paar Fotos von mir dazu, so verpackt mit Gedichten, finde ich sie schön ... oder es schön.




Erinnerung

Wie war die schöne Sommernacht
So dunkel, mild und warm, –
Wie schrittest du so still und sacht
Gelehnt auf meinen Arm. –

Von ferne klang, man hört' es kaum.,
Musik mit leisem Schall,
Im blüthenduftgem Gartenraum
Sang eine Nachtigall.

Ein holdes schweigendes Verstehen
War zwischen mir und dir,
Ein selig Beieinandergehn,
Und glücklich waren wir.

Die schöne Zeit, sie liegt so weit –
Verweht wie eitel Schaum.
Sie liegt so weit die schöne Zeit,
Versunken wie ein Traum.

Wie schrittest du so still und sacht
Gelehnt auf meinen Arm. –
Wie war die schöne Sommernacht
So dunkel, mild und warm.

Heinrich Seidel




Wo wohnt das Glück?

Sagt mir doch, ihr flinken Schwalben,
Die ihr schweift in hohen Lüften
Ueber Wälder, Seen und Wiesen,
Die ihr kennt den ganzen Umkreis,
Südwärts auch die sonn'gen Länder,
Eure ferne Winterheimath –
Sagt, ihr weitgereisten Schwalben,
Sagt mir doch, wo wohnt das Glück?!

Doch die Schwalben streifen lustig
In den sonndurchglänzten Lüften
Auf- und abwärts, hin und wider,
Und sie schwingen sich und schweben
Und sie geben mir nicht Antwort!

Sagt mir doch, ihr schnellen Wolken
In dem fernen Blau des Himmels –
Sagt – ihr wandelt vom Aequator
Zu des fernen Poles Eisnacht
Ueber Berge, über Meere
Und ihr kennt die ganze Erde,
Und ihr schaut in alle Länder –
Sagt, ihr weissen Wanderwolken,
Sagt mir doch, wo wohnt das Glück?!

Doch die Wolken ziehn und weben
Heiter glänzend still vorüber,
Baun sich auf zu Götterburgen,
Lösen sich in Lämmerherden,
Ewig wechseln sie das Schauspiel,
Und sie schwinden und verwehen
Und sie geben mir nicht Antwort!





Sagt mir doch, ihr ew'gen Sterne,
Die ihr schaut mit goldnen Augen
In des Weltalls fernste Tiefen,
Die ihr kennt Millionen Welten
Sagt, ihr uralt klugen Sterne,
Sagt mir doch, wo wohnt das Glück?!

Doch die Sterne wandeln schweigend
Durch das unermessne Weltall
Ihren urbestimmten Pfad,
Und sie funkeln und sie scheinen,
Steigen auf und sinken nieder
Und sie geben mir nicht Antwort'.

Alle können es nicht sagen,
Denn so winzig ist sein Wohnort,
Dass sie nimmer ihn erblickten,
Nimmer, denn es wohnt das Glöck
Zwischen Werden und Vergehen,
Zwischen zweien Augenblicken,
Auf der Spitze einer Nadel! 

Heinrich Seidel




Das Rothkehlchen

Friedlich sank der Abendschein
Hinter fernen Gipfeln,
Nur ein kleines Lied allein
Klang noch aus den Wipfeln.

Und was dieser Vogel sang
Mit der rothen Kehle,
Zog mit gleichgestimmtem Klang
Mir durch meine Seele.

Als es tönte mild und weich
Und wie sanfte Klage,
Da gedacht' ich wehmutsreich
Jener schönen Tage

Die begrenzte Jugendzeit
Schwand mit schnellen Flügeln
Wie das Abendroth so weit
Hinter jenen Hügeln.

 Heinrich Seidel




Umwandlung

Die du mir einst, du wilde Rose,
Das junge Knabenherz beglückt, –
Die du mich einst durch deine lose,
Anmuth'ge Schelmerei entzückt, –
So seh' ich dich nach Jahren wieder! –
Wir hatten Zeit, uns zu entfalten –
Ich kehre, fast der Alte, wieder,
Doch du hast keinen Zug behalten.

Wo blieb sie denn, die tolle Schöne,
Das wilde flatterhafte Ding?
O wie verwandelt ward der schöne
Buntfarbig leichte Schmetterling!
Hast einen Gatten – hast auch Kinder,
Und strickst und sprichst von Fleisch und Butter,
Wie Alles theuer wird geschwinder,
Und von den Sorgen einer Mutter.

So ganz erloschen und verloren
Der schöne Duft der Jugendzeit!
Du lächelst über mich, den Thoren,
Und strotzest von Vernünftigkeit.
Wirthschaftlich roth Gesicht und Hände –
Du musstest viel am Feuer stehn –
So muss ich, Rose, dich am Ende
Als Hagebutte wiedersehn! 



 Heinrich Seidel




8 Kommentare:

  1. Liebe Margot, Deine Blütenbilder gefallen mir sehr gut, sie sind einfach zauberhaft. Der arme Heinrich Seidel, der vergänglichen Schönheit nachtrauern und nicht wissen, dass Hagebutten doch den besten Tee geben. LG ClauDia.

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    1. Liebe Claudia, vielen Dank für deine wunderbaren Worte über meine Blütenbilder. Über Hagebutten kann ich nichts sagen, habe selbst noch nie diesen Tee getrunken. :-)
      Ganz liebe Grüße, Margot.

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  2. Nein, ich muss nicht schimpfen, Margot.^^
    Mir gefallen die Gedichte auch. Ebenso wie Deine Blütenbilder. Das erste und vorletzte mag ich am meisten. Das sind wirklich sehr schöne Farben.

    Liebe Grüße
    Sonja

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    1. Hab vielen Dank Sonja, für deine sehr freundlichen Worte. Sie machen mich sehr froh. :-)
      Wünsche dir einen schönen Tag. Liebe Grüße, Margot.

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  3. Liebe Margot,
    bin gerade durch Zufall auf deinen Blog gesprungen und finde es toll, dass du Gedichte mit passenden Fotos umrahmst. Tolle Idee. Ich "verpacke" meine Buchvostellungen mit Fotos. Also wir sind uns da wohl ähnlich.
    Schön bei dir. LG in den Abend - Stine -

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    1. Hallo Stine, vielen Dank für deine netten Worte und dein Lob, werde mir auch mal deinen Blog anschauen. Jedenfalls freue ich mich.

      Liebe Grüße, Margot.

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  4. Schöne Gedichte, gar nicht zum Schimpfen ;) und ich finde, dass Deine Bilder da wirklich wunderbar zu passen.


    p. S.
    Ich habe Deinen Blog nominiert und würde mich freuen, wenn Du mitmachst. Schau doch mal rein:
    http://wurkseln.blogspot.de/2014/09/liebster-blog-award-11-fragen-11.html

    LG Eva

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    1. Hallo Eva über deine Worte freue ich mich sehr. Hab vielen Dank. Mit der anderen Sache werde ich mich mal erkundigen. :-)

      Liebe Grüße, Margot.

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