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Sonntag, 2. November 2014

Herbststurm

Mein Blick zum Himmel ist heute sehr kurz, denn Nebel liegt vor der Balkontür und lässt meinen Blick nicht zum Himmel gleiten. Meinen Gedanken sagen mir ... typisch Herbstwetter. Deshalb komme ich auf diese kleine poetische  Herbstgeschichte ... sie gefällt mir, sogar sehr gut. Jeder kann seiner Phantasie Freiraum geben ...

Herbststurm


Wütend reißt der Wind an ihnen und schließlich löst er sie, doch nicht, um sie mit sich zu nehmen, nur um sie sanft und sacht auf den Boden segeln zu lassen. Nimmt ihnen ihren Platz und verschwindet. Er verschwindet und lägen sie nicht am Boden, wüsste später niemand mehr, dass er da gewesen war. Doch sie sind seine Zeugen, seine Zeugen, die niemand zu beachten scheint. Trostlos liegen sie am Boden und warten darauf, dass er zurückkommt sie sanft nach oben zum Himmel trägt und ihren Platz wieder füllt, doch er kommt nicht zurück. Verloren liegen sie am Boden, dort wo jeder sie sehen und aufheben müsste, doch niemand sieht sie und niemand hebt sie auf. Mit schweren Schritten steigen sie über sie hinweg, ohne sie auch nur mit einem ihrer Blicke zu berühren. 
Schafft es der einzelne sich an sie zu heften und bemerkbar zu machen, so kann er keine Hilfe erwarten, mit wütenden strafenden Blicken wird er von vernichtenden Worten gelöst, segelt zurück und scheint noch tiefer zu liegen als zuvor. 

Niemals wird er es ein zweites mal wagen, es wird am Boden liegen bleiben und mit jedem unachtsamen Tritt weiter hinunter gestoßen werden, bis es langsam, ganz langsam verschwindet, ohne eine Erinnerung hinterlassen zu haben.

Author: Murks




Nebel 

Ich stehe am Fenster und schaue hinaus. 
Ei! Seht doch: Verschwunden ist Nachbars Haus!

Sagt: Wo ist die Straße, wo ist der Weg? 
Wo sind die Zäune, wo ist der Steg?
Der Nebel bleibt hängen, hält alles versteckt, 
hat Straßen und Häuser ganz zugedeckt.

Ernst Kreidolf 1863-1956


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