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Dienstag, 11. November 2014

Morgenstund hat Gold im Mund

Ein neuer Tag, ein neues Glück, so sagt man, aber ich frage mich, wie soll ich bei dieser geschlossenen Himmels-Decke glücklich werden? Glücklich vielleicht nicht, aber froh, gebe ich mir die Antwort. Das Internet verbirgt so viele poetische Arbeiten von hervorragenden Künstlern. So greife ich wieder auf Joachim Ringelnatz zurück, er ist am 7. November 1934 gestorben und ich kann seine Werke hier einschreiben. Ich verletze kein Urheberrecht, denn er ist schon 70 Jahre tot ... was mir zugutekommt und so darf ich seine Gedichte nennen.;-)  




Morgenstund hat Gold im Mund

Ich bin so knallvergnügt erwacht.
Ich klatsche meine Hüften.
Das Wasser lockt. Die Seife lacht.
Es dürstet mich nach Lüften.

Ein schmuckes Laken macht einen Knicks
Und gratuliert mir zum Baden.
Zwei schwarze Schuhe in blankem Wichs
Betiteln mich ”Euer Gnaden.“

Aus meiner tiefsten Seele zieht
Mit Nasenflügelbeben
Ein ungeheurer Appetit
Nach Frühstück und nach Leben.

Joachim Ringelnatz
(1883 - 1934)


Fand meinen Handschuh wieder

Als ich den einen verlor,
Da warf ich den anderen ins Feuer
Und kam mir wie ein Verarmter vor.
Schweinslederne sind so teuer.

Als ich den ersten wiederfand:
Shake hands, du ledernes Luder!
Dein eingeäscherter Bruder
Und du und ich -: Im Dreiverband
Da waren wir reich und mächtig.
Jetzt sind wir niederträchtig.

Joachim Ringelnatz





Es lohnt sich doch

Es lohnt sich doch,  ein wenig lieb zu sein 
Und alles auf das Einfachste zu schrauben, 
Und es ist gar nicht Großmut zu verzeihn, 
Dass andere ganz anders als wir glauben.

Und stimmte es, dass Leidenschaft Natur 
Bedeutete im guten und im bösen, 
Ist doch ein Knoten in dem Schuhband nur 
Mit Ruhe und mit Liebe aufzulösen.

Joachim Ringelnatz


Herbst im Fluss
Der Strom trug das ins Wasser gestreute
Laub der Bäume fort.
Ich dachte an alte Leute
Die auswandern ohne ein Klagewort.
Die Blätter treiben und trudeln,
Gewendet von Winden und Strudeln
Gezügig, und sinken dann still.

Wie jeder, der Großes erlebte,
Als er an Größerem bebte,
Schließlich tief ausruhen will.

Joachim Ringelnatz



So, nun habe ich einige Gedichte aufgeschrieben, nein, ich bin nicht glücklich aber zufrieden. Ich sehe die Sonne hinter den Wolken, trotzdem die Wolken den Himmel erobert haben. Ein gutes Gefühl spüre ich, besonders nach dem letzten Gedicht.


6 Kommentare:

  1. Liebe Margot, Deine heutige Gedichte-Auswahl gefällt mir ausgezeichnet. Ringelnatz, der hat einen Schreibstil der mir sehr gut gefällt. Ich habe schon ganz fein in mich hinein gelächelt :-) , LG ClauDia.

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    1. Liebe Claudia, vielen Dank für deine schönen Worte. Es freut mich, dass dir die Gedichte gefallen. :-)
      Wünsche dir einen wundervollen Tag. Liebe Grüße, Margot.

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  2. Ringelnatz hat wirklich recht mit seiner Morgenstund.
    Doch ist es mir noch passiert, dass ich knatschvergnügt aufgewacht bin.^^ Ich bin leider ein so großer Morgenmuffel...

    Liebe Grüße
    Sonja

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    1. Hallo Sonja, ich bin zwar kein Morgenmuffel, aber so knallvergnügt bin ich auch noch nie aufgestanden. :-))

      Dir wünsche ich heut erst einen sehr guten Schlaf. Liebe Grüße, Margot.

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  3. Hallo Margot,

    hier ist auch heute alles grau in grau gewesen, dennoch habe ich es geschafft ein paar Blumenbilder zu machen, da gab es wenigstens ein wenig Farbenpracht ;)

    Deine gefundenen Gedichte tragen zur Erheiterung bei, was manchmal auch notwendig ist - Danke dafür.

    Liebe Grüße
    Björn :)

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    1. Danke Björn für deine schönen und interessanten Kommentar. Vielen Dank auch für dein Lob. :-)

      Liebe Grüße, Margot.

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