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Dienstag, 16. Juni 2015

Du verlässt mich ...

Es ist Montag, das Wetter sieht nicht zu freundlich aus, der Wind bläst aus Nord - West und bringt etwas kühlere Luft mit. Ich betrachte auf dem Balkon meine Pflanzen, besonders die, die ich wegen des Poststreiks zuletzt bekommen habe. Nun habe ich sie schon 4 Wochen in der Erde und es ist noch keine Blüte zu sehen, nur Blätter über Blätter. Ich mache mir meine Gedanken und warte ab ... warte auf den nächsten Monat, vielleicht ... na mal sehen.

Damit es mir heute nicht zu langweilig wird, lese ich eine Kurzgeschichte ... sie
kann so, oder so ähnlich, im Leben passieren. 

Du verlässt mich ...

Ich habe es von deinem Bruder erfahren. Am 21. Dezember des letzten Jahres. Ich habe erfahren, dass ihr gehen werdet. Ich war wütend, weil ich es von ihm erfahren habe und nicht von dir. Danach war ich nicht mehr wütend sondern einfach nur enttäuscht.  Von dir, von mir, aber am allermeisten von unserer gemeinsamen Zeit. Hatte sie dir denn wirklich überhaupt nichts bedeutet? Dann
hat dein Bruder gesagt, ich soll mit dir reden. Das habe ich getan. Aber wirklich schlau bin ich daraus nicht geworden. Wir sind vom Thema abgeschweift und haben wieder mal über andere Sachen geredet. Ich zumindest. Schon wieder habe ich nur an die anderen Menschen in deinem Umfeld gedacht, nicht an mich. Aber ich wollte nicht schon wieder ein Gespräch führen, dass ausschließlich um mich geht. Das hätte ich wohl besser getan. Denn jetzt tust du so, als ob du nicht gehen würdest. Du tust so als ob es dieses Problem nicht geben würde, du spielst Karten, interessierst dich nicht im geringsten für mich. Lässt mich einfach jeden Tag ein kleines Stück mehr sterben und siehst es nicht.  Ich habe doch so viele Fragen. Ob da auch Mädchen sind, ob du noch an mich denken wirst, ob du dein geliebtes Badminton vermisst. Aber anscheinend ist es dir egal, bin ja bloß ich, hm? So verleugnest du jedoch die ganze schöne Zeit, unsere gemeinsame Zeit.

Ich würde dich auch noch fragen, ob ich dir jemals etwas bedeutet habe. Ich traue mich natürlich nicht, weil ich Angst habe, du könntest über mich lachen. Ich will nicht die Erinnerungen -falls diese noch in deinem Kopf sind- zerstören. Ja, ich weiß noch nicht einmal, wie ich mich bei dir verabschieden soll. Umarmen, Hand schütteln, ein Kuss auf die Wange, oder einfach gar nichts sagen? -Nein, das wäre respektlos. 

Aber würdest du mich auch umarmen? Oder mir die Hand geben? Wirst du dich noch ein einziges mal an mich erinnern, bevor du ins Bett gehst, wie ich so oft? Wirst du einmal sagen, ja sie war das beste Mädchen das ich jemals kannte?

Oder wirst du mir überhaupt Zeit lassen, mich zu verabschieden? Wirst du auch weinen und traurig sein, so wie ich, jedes mal wenn ich denke wie schnell unsere Zeit vergeht? So viele Fragen. Ich weiß nichts mehr, außer eine Sache: Du verlässt mich und ich werde jeden Tag ohne dich ein wenig mehr sterben.

Autor: Elisa

Beim Lesen dieser Geschichte fällt mir ein, ich bin nicht mehr die Jüngste, aber meine Gedanken werden nicht alt und ich empfinde wie in jungen Jahren. Abschied tut weh ... 


8 Kommentare:

  1. Liebe Margot,
    eine sehr berührende Geschichte hast Du heute eingestellt. Ja, Abschied tut weh, er kann aber auch ein Neuanfang sein. Als wir vor fast 20 Jahren unsere alte Heimat und auch die Freunde verließen, war ich auch erst traurig. Aber ich wurde so herzlich aufgenommen, dass es ein guter Neuanfang war. Und gute Erinnerungen habe ich auch. Manche Menschen bleiben, trotz der Entfernung, andere gehen und neue kommen. Leben ist Veränderung.
    LG
    Astrd

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    1. Liebe Astrid, ich wollte nicht immer nur Sprüche schreiben. Diese Kurzgeschichte hat mich berührt, auch ich kann sehr schlecht loslassen. Und mein Umzug vor vielen Jahren, ich meine mein Empfang auf dieser Seite, war nicht so toll. Du hast recht, wenn du schreibst, Leben ist Veränderung.
      Danke für deine lieben Worte. Wünsche dir einen schönen Tag. Herzlichst Margot.

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  2. Gerade in meiner Jugend war Abschied und Loslassen ein sehr großes Thema.
    Liebeskummer war mein ständiger Begleiter, bis ich endlich den Mann fürs Leben gefunden hatte. Aber auch in Freundschaften kam es sehr oft zu Trennungen, die tiefe Traurigkeit mit sich brachte. Und dann natürlich die Abschiede, die für immer sind... Loslassen fällt mir immer noch sehr schwer, aber nicht mehr so wie früher.
    Jedenfalls im Bereich der Freundschaft. An die endgültigen Abschiede, die mir noch bevorstehen, möchte ich nicht denken...

    Ja, Leben ist eine ständige Veränderung. Dennoch hoffe ich, dass es bei mir noch lange so bleibt, wie es derzeit ist.

    Aber für Dich erhoffe ich jedoch eine baldige Veränderung, Margot. Deine Blumen sollen endlich Blüten tragen.^^

    Liebe Grüße
    Sonja

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    1. Liebe Sonja, jetzt wo du es schreibst, merke ich, ich habe in den früheren Jahren auch viele Abschiede genommen. Es waren Abschiede ohne eine Möglichkeit der Rückkehr, sie waren für immer. Diese Traurigkeit war sehr schlimm, sodass ich krank wurde. In der heutigen Zeit erlebte ich auch solche Abschiede, aber die Traurigkeit hatte nicht zu sehr mein Herz belastet. Nicht so sehr wie der Abschied einer Freundschaft, der mich sehr belastet ... ich habe die Abschiedsworte gelesen, kann sie aber bis heute nicht verstehen, denn für mich gab es keinen Grund. Loslassen möchte ich können, gefühlsmäßig.
      Danke für deine Worte, sie sagen mir, auch anderen Menschen geht es ebenso.
      Dir wünsche ich keine Abschiede mehr, sondern ein zufriedenes Leben mit viel Liebe.
      Herzlichst Margot.

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  3. Hallo Margot,

    ein schwieriges Thema, früher habe ich mir über so etwas nie große Gedanken gemacht, man war jung und lebte in den Tag. Abschied von geliebten Menschen ist immer schrecklich, wie ich finde :( man kommt wohl nie wirklich drüber hinweg.

    Aber wir wollen heute keinen Abschied nehmen ;)

    Liebe Grüße
    Björn :)

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    1. Ja Björn, wenn man Jung ist, und auch ich war mal Jung, sind die Schmerzen nicht so groß, oder man kann sie besser ertragen. Je älter man wird, um so mehr schmerzt Abschied.
      Nein Björn, du hast recht, ich möchte kein Abschied nehmen, ganz bestimmt nicht.
      Wünsche dir einen schönen Abend, herzlichst Margot.

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  4. Liebe Margot,
    je älter wir werden, desto schwerer fallen abschiede.
    Sie zeigen uns an, dass unsere Zeit auch nicht endlich ist.
    Eine sehr anrührende Geschichte. Danke dafür.
    Liebe Grüße
    Irmi

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    1. Liebe Irmi, du hast recht, in unserem Alter denken wir zu viel an Abschied. Und jeder Abschied tut besonders weh. Es gefällt mir nicht, aber so ist leider das Leben.
      Danke für deine lieben Worte. Ganz herzliche Grüße, Margot.

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