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Samstag, 8. August 2015

Die Dohle und die Tauben

Heute ist ein Tag der mich in Fabeln und mit Fabeln denken lässt. Es sind kurze Fabeln, die sich Aesop ausgedacht hat. Ich lese sie gerne, denn durch die Kürze kann ich ihren Inhalt besser behalten und ziehe Vergleiche, mit den Menschen. 


Die Dohle und die Tauben

Eine Dohle sah, was die Tauben in ihrem Verschlag für ein schönes Leben
hatten. Da färbte sie sich weiß und ging zu ihnen, um es ebensogut zu haben. Solange sie sich nun ruhig verhielt, waren die Tauben der Meinung, sie sei eine ihresgleichen und duldeten sie. Eines Tages aber vergaß sie sich und machte den Schnabel auf, da erkannten sie die Stimme und jagten sie fort.
Da der Dohle so im Taubenschlag die gute Kost entging, kehrte sie zu den Dohlen zurück. Sie erkannten sie aber nicht wegen der Farbe und duldeten sie auch bei sich nicht. So hatte sie nun zweierlei gewollt, aber weder das eine noch das andere erreicht.
So müssen auch wir, was wir haben, uns genügen lassen und bedenken, daß die Habgier nichts nützt und uns das nimmt, was wir besitzen.


Die Löwin und die Füchsin

Eine Füchsin, die auf ihre Fruchtbarkeit stolz war, schalt eine Löwin, daß sie nur ein einziges Junges zur Welt brächte. Die Löwin antwortete ihr darauf: »Fürwahr, ich bringe nur eines zur Welt, aber dieses einzige ist ein Löwe.«


Die Fledermaus

Eine Fledermaus fiel in das Gras. Sofort stürzte ein Wiesel auf sie zu und wollte sie verspeisen.
»Ach!« piepste die Fledermaus in Todesangst. »Was willst du? – Was tust du? O lasse mich am Leben!«
»Ich kann nicht, ich hasse dich, weil ich alle Vögel hasse«, fauchte das Wiesel.
Die Fledermaus besann sich einen Augenblick.
»Ich bin doch kein Vogel; ich kann die Vögel nicht leiden; ich bin doch eine Maus!« beteuerte sie. – Da schenkte ihr das Wiesel das Leben.
Kurze Zeit nachher hatte die Fledermaus dasselbe Unglück.
Wieder war ein Wiesel daran, ihr den Hals durchzubeißen.
»Du sollst augenblicklich gefressen werden«, sagte es, »ich hasse alle Mäuse und dich auch!«
»Aber ich bin doch keine Maus, ich kann die Mäuse nicht leiden! Ich bin doch ein Vogel!« – beteuerte die Fledermaus.
»Was du nicht sagst –, entschuldige!« antwortete das Wiesel. Und die Fledermaus kam wirklich wieder mit dem Leben davon.


Aesop (um 550 v. Chr.), auch Aisopos, griechischer Sklave auf Samos und Fabeldichter



6 Kommentare:

  1. Liebe Margot,
    ich mag Fabeln, denn es steckt immer ein Stückchen Wahrheit in Bezug auf die Menschen darin.
    LG
    Astrid

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    1. Liebe Astrid, so ist es, ich lese und schreibe gerne Fabeln auf, weil sie einen Vergleich mit uns Menschen zulassen. Wir Menschen kommen nicht oft gut weg, uns wird ein Spiegel vorgehalten.
      Wünsche dir einen wundervollen Tag und sage Danke. Liebe Grüße, Margot.

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  2. Hallo Margot,

    heute ist ein sehr warmer Tag, die Fabeln haben mir gefallen - ich finde die von der Dohle sehr schön :) Heute sind viele Menschen leider wie diese Dohle ;)

    Liebe Grüße und einen angenehmen Tag im Schatten ;)
    Björn :)

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    1. Hallo lieber Björn, es freut mich, dass dir die Fabeln gefallen. Aesop hat für die Fabeln Tiere benutzt, um die Menschen nicht zu beleidigen. Es sagt doch alles ...
      Einen schönen Sonntag wünsche ich dir, herzlichst Margot.

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  3. Liebe Margot,
    ich mag Fabeln sehr, sie halten uns einen Spiegel vor und bringen zum Nachdenken.
    Ich wünsche dir ein schönes Wochenende und danke für deinen lieben Kommentar wieder einmal bei mir drüben!
    Herzliche Grüße
    Regina

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    1. Liebe Regina, es ist so wie du schreibst, Aesop hält uns einen Spiegel vors Gesicht, und wir kommen nicht gut weg.
      Deine Geschichten sind wunderschön und ich muss mich bedanken, so auch für die letzte Geschichte aus deinem Leben. Vielen Dank.
      Liebe Grüße, Margot.

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