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Donnerstag, 10. Dezember 2015

Das Ungeheuer

Nein, nein, heute spreche ich nicht vom Wetter, was ein Wärmegrad von 9° aufweist und einen sonnigen Himmel zeigt. :-)
Heute lese ich gleich ein russisches Volksmärchen, das von einem Ungeheuer spricht, was dem Mond, unserem Mond, Schaden zufügen möchte. Gut, dass es nicht geklappt hat ... doch lest selber.



Das Ungeheuer 
Russisches Märchen

Es war einmal ein Ungeheuer, das saß auf einem Baumstumpf und zählte mit
seinen Krallen die Sterne. „Eins, zwei, drei, vier.“ Der Kopf des Ungeheuers sah aus wie der von einem Hund, der Schwanz war kahl und kräftig wie der von einer Ratte. „Fünf, sechs, sieben.“ Die gezählten Sterne erloschen und statt ihnen erschienen schwarze Löcher am Himmel, aus denen es regnete. Und so wurde die Erde immer dunkler und nasser. Da war das Ungeheuer froh, da es ja ein böses Ungeheuer war und ging in ein Dorf, um auch den Menschen Böses zu tun.
Vom Zählen hatte es mittlerweile genug und schon Hornhaut auf den Krallen. Im Dorf torkelte ein betrunkener Schneider durch die Straße, der das Ungeheuer erblickte und schrie: „Hilfe, ein Monster!“ Er lief auch gleich zum Mond, um ihn um Hilfe zu bitten. So kam der Mond herbei, stellte sich vor das Ungeheuer und ließ nicht mehr zu, dass es noch mehr Sterne auslöschte. Das Ungeheuer wollte mit seinen Krallen nach den Sternen greifen, doch der Mond stellte sich so, dass es sie nicht erreichen konnte. 
Wütend peitschte das Ungeheuer mit seinem Schwanz, aber der Mond stieß es erneut zurück und fletschte mit seinen Zähnen. Überall wurde es still im Wald. Der Mond versuchte, das Ungeheuer mit seinen Zähnen zu halten Dieses jedoch schnappte mit seinen Reißzähnen nach dem Mond, riss von ihm die Hälfte ab und verschluckte sie. Der verletzte Mond bäumte sich auf vor Schmerzen und zog sich hinter einige Wolken zurück. Nun jammerte das Ungeheuer so kläglich, das überall im weiten Umkreis die Blätter von den Bäumen fielen. In seinem Bauch nämlich tobte die abgebissene Mondhälfte hin und her und machte dem Ungeheuer mächtiges Bauchweh. Immer weiter und weiter wand sich das Ungeheuer und hatte keine ruhige Minute mehr. Schließlich lief es zum Fluss und sprang ins Wasser, um dort seine Schmerzen zu lindern. Überall spritzte die Gischt. Doch immer noch krümmte sich das Ungeheuer und die Schmerzen ließen nicht nach. 
Vom mächtigen Platschen angelockt schwammen kleine Wassernixen zum Ungeheuer. Sie starrten es an, erschraken, erblickten jedoch auch die abgerissene Mondhälfte in seinem Inneren und sprachen: „Der Mond ist da, der Mond ist da.“ Das Ungeher wand sich nochmals in einem großen Schmerz, dann jedoch wurde es ohnmächtig, fiel hernieder und blieb regungslos liegen. Die Wassernixen jedoch ergriffen das Mondstück, das aus seinen Fängen ragte und zogen es heraus. Sogleich wurde der Fluss hell erleuchtet und klar, wie an einem jungen Tag im Frühling. Dem Mond hinter den Wolken jedoch wuchs nach und nach die abgerissene Seite wieder nach und schon bald zog er wieder in voller Größe über den Himmel der Nacht. Und so zeigte sich wieder einmal: Abgerissene Seiten kann man reparieren.

Herzlichst Margot

2 Kommentare:

  1. Liebe Margot,
    nun wissen wir, warum der Mond manchmal nur zur Hälfte zu sehen ist. Schuld ist das Monster ;-)
    Irgendwie sind diese russischen Volksmärchen nicht so mein Fall. Ich bevorzuge doch die der Gebrüder Grimm.
    LG und einen schönen Tag
    Astrid

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    1. Liebe Astrid, ich mag russische Märchen, auch wenn sie, wie die deutschen Märchen, fast immer grausam sind. Nur das Ende der Märchen geht in allen Ländern gut aus. Deshalb wohl auch, das Wort Märchen. :-)
      Wünsche dir einen schönen Tag, liebe Grüße, Margot.

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