Seiten

Samstag, 19. Dezember 2015

Eine Geschichte über gutes Betragen

Was mir gefällt, übers Jahr gesehen, ist gutes Betragen. Es ist, egal ob ich die Menschen persönlich kenne oder auch nicht, ich finde es einfach schön, gutes Benehmen zu sehen. Dazu habe ich eine nette Geschichte gefunden ...





Eine Geschichte über gutes Betragen


„Hänschen, zieh das Käppchen ab!“ sagte einmal des Schneiders Balzer Witwe zu ihrem kleinen Sohne, wenn ein Fremder durchs Dorf ging. Und Hänschen nahm das Käppchen ab und gewöhnte sich, gegen jedermann, vornehm oder gering, immer freundlich und dienstfertig zu sein. Die anderen Bauern im Dorfe waren aber grob wie Bohnenstroh; und die jungen waren es wie die Alten. Das war nicht fein. Höflichkeit ist eine leichte Ware; sie kostet uns nichts und macht uns alle Menschen zu Freunden. Grobe Leute liebt niemand, jeder verachtet sie, auch wenn sie steinreich wären. Freundliches Wesen und Dienstfertigkeit ist der Schlüssel zum Herzen aller Menschen. Wenn ein fremder Herr ins Dorf kam, war Hänschen immer der erste, welcher lächelnd grüßte. Die anderen Bauern standen indessen da wie Brunnenpfähle und die Kappe oder den Hut nicht vom Kopfe bringend, als wären sie angewachsen.
Es traf sich wohl, dass ein Fremder nach dem Wege fragte. Statt ordentlich zu antworten, standen die Bauern stumm und dumm da und sahen einander an oder lachten. Hänschen war aber gleich bei der Hand, antwortete und begleitete den Fremden selbst auf den Weg, bis er nicht mehr irren konnte. Dafür erntete er manchen freundlichen Dank; denn Almosen zu nehmen schämte sich Hans.
Das gefiel der Mutter, die eine verständige Frau war, und sie sprach: „Du hast recht. Könige und Fürsten grüßen Ihre geringsten Untertanen freundlich; warum soll ein Bauer nicht desgleichen tun? Wenn ich durch ein Dorf gehe, wo die Leute ungefällig und grob sind, keinen grüßen, keinem beistehen, da denk ich immer: Zu wem gehen die Bauern in die Lehre und wer ist ihr Schulmeister?“ 
Nun, was geschah?
Hans war 16 Jahre alt, stark und groß, und half seiner Mutter durch Tagelohn das Brot verdienen, dass er mit ihr teilte. Wegen seiner Höflichkeit hatte ihn jedermann lieb. An einem Sonntage saß er mit anderen Bauern vor dem Wirts Hause an der Landstraße. Da kam des Weges ein alter Herr aus der Stadt, welche spazieren ging. Ein betrunkener Bauer ging ihm entgegen, fluchte und schwur lästerlich und wollte mit dem alten Herrn tanzen. Da lachten die anderen Bauern aus vollem Halse; aber keiner ging, den Fremden vor den Beleidigungen des Trunkenboldes zu schützen. Da sprang Hans hin, schob den Betrunkenen auf die Seite und führte den alten Herrn zum Pfarrer, zu welchem er begehrte.
Kaum eine Viertelstunde nachher kamen zwei Karossen voller Herren und Damen. Die Bauern saßen verwundert da. Endlich sagte einer: „Das ist gewiss der Oberherr, der zum Schlosse fährt !“ Da zogen sie alle, einer nach dem anderen, die Kappe vom Kopfe, obgleich die Wagen schon längst vorbei waren und am Schlosse hielten. Nun gingen sie hin und gafften aus der Ferne. Da sahen sie den alten Herren, vom Pfarrer begleitet, zum Schlosse gehen und Hans neben ihm. Der alte Herr war der Oberherr selbst, welcher seit vielen Jahren in fremden Kriegsdiensten gestanden und nun zurückkam. Er behielt den höflichen Hans sogleich bei sich, bekleidete ihn ganz neu und machte ihn zu seinem Kammerdiener. Hans aber wusste durch seine Dienstgefälligkeit so alle Herzen zu gewinnen, und er war dabei so brav und treu, dass der alte Oberherr sein ganzes Vertrauen in ihn setzte und ihn endlich zum Verwalter aller seiner Güter machte. Sogar, als der alte Herr sterben wollte, vermachte er seinem lieben Verwalter im Testament eine große Geldsumme und einen Bauernhof. Hans heiratete, war sparsam und ist der reichste Bauer in seinem Dorfe geworden. Das Glück hat er seiner Artigkeit und Dienstbeflissenheit zu danken. Alle Bauern wussten das und von der Zeit an hielten sie auch ihre Kinder zur Höflichkeit an. Nützt es nichts, so schadet es nichts, dachten sie.
Und wenn noch irgend ein Grobian unter den Knaben war, so riefen sie alle, wie Hansens Mutter: „Hänschen, zieh das Käppchen ab!“ Und es half.
Höflich und gefällig sein macht beliebt bei groß und klein.



Herzlichst Margot

2 Kommentare:

  1. Liebe Margot,
    die Geschichte gefällt mir, denn Höflichkeit und Freundlichkeit ist sehr wichtig. Mir kommt ein Spruch in den Sinn, der mir hier auch passend zu sein scheint: "Wie man in den Wald hinein ruft, so hallt es zurück." Bin ich freundlich und zuvorkommend, dann sind es die anderen auch zu mir.
    LG
    Astrid

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Astrid, diesen Spruch gebrauche ich auch sehr oft, er beinhaltet die Wahrheit. Es gibt viele Menschen, die diesen Spruch leider übergehen.
      Wünsche dir einen schönen Tag und grüße dich von Herzen, Margot.

      Löschen