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Montag, 21. Dezember 2015

Mit Maria im Apfelbaum

Nun ist es wirklich nicht mehr weit und Weihnachten ist da. Es ist eigenartig, an anderen Tagen des Jahres interessiert mich Weihnachten überhaupt nicht. Es ist mir immer egal. Kommt nun das Weihnachtsfest heran, dann interessieren mich die Geschichten und Gedichte. Sie machen für mich die Atmosphäre dieses Festes aus, es heimelt mich an ...


Mit Maria im Apfelbaum
  von Tews Eggler
Gegen Weihnachten übten wir in der Schule jedes Jahr mit den anderen Klassen ein Krippenspiel ein. Ein paar Jahre war ich immer Joseph und hatte jedes Jahr eine noch herzigere Maria. So langsam begriff ich, was ein liebes und herziges Mädchen ist. Wir Schüler wohnten in zwei Dorfteilen. Von Unterbach waren wir alle schon am Ort der Hauptprobe. Wir verkleideten uns bereits als Joseph, Maria und die Hirten. Noch waren die Schüler von Unterheid nicht da. Es lag Schnee auf Strassen, Dächern und Wiesen. Es war Abend, kalt und schon finster. Da schlug ich vor, unseren Kameraden entgegenzugehen. Wir kamen bei einem bewachten Gebäude vom Militärflugplatz vorbei. Gleich daneben, auf der anderen Seite der Strasse, standen ein paar Apfelbäume. Der eine recht gut erkletterbar. «Leute», sagte ich,«macht euch Schneebälle und folgt mir auf den Baum. Wir wollen die anderen Krippenspielkameraden mit einer Schneeballschlacht von oben begrüssen. Schließlich singt ein Engel in einem Lied: Vom Himmel hoch, da komm ich her, ich bring euch – natürlich nicht Schneebälle!» Gesagt, getan. Wir hoben unsere Maria ins Geäst. Die Hirten und Soldaten schafften es alleine. Kurze Zeit später sassen wir, mit Schneebällen ausgerüstet, im Apfelbaum.  
Da ging die Türe beim Wächterhäuschen auf. Der Wächter trat bewaffnet und mit einem Hund ins Freie. Dieser bellte los und rannte gegen den hohen Gitterzaun, hinter dem die Strasse und der von uns bezogene Baum waren. Der Wächter versuchte seinen Hund zu beruhigen. Dieser aber sprang an der Abschrankung auf und ab und bellte in unsere Richtung. Jetzt öffnete der Wächter das Tor, und sogleich zog ihn der Hund, den er an der Leine führte, unserem Baum entgegen. War das ein großes, klaffendes Viech! Der Wächter zündete mit seiner Taschenlampe die Strasse aufwärts und abwärts. Nichts zu sehen. Der Hund kratzte am Baumstamm. Der Wächter zündete hinter den Baumstamm. Da aber gab es nichts zu sehen, noch zu hören. Aber warum bellte der Hund pausenlos in den Baum hinauf? Da hob sein Meister die Taschenlampe und zündete in die Äste des Baumes hinauf. Und was sah er da? Maria und Joseph und die Hirten auf einem Apfelbaum! Vor Schreck sagte er vorerst einmal nichts, und uns entglitten aus dem gleichen Grund die Schneebälle. Dann aber fragte er barsch: «Was seid ihr für Esel? Runter mit euch und zwar sofort!» Folgsam rutschten wir, Maria zuerst, gefolgt vom halben Krippenspiel, dem Baumstamm entlang dem Boden zu. «Zeigt mal eure Gesichter, wer seid ihr?» Maria nahm den Schleier weg, Joseph den Bart und die Hirten ihre Kapuzen. Als er uns entlarvt hatte, sagte er:“«Es gibt Momente im Leben, wo alles Theaterspielen keinen Sinn mehr hat, wo man der sein muss, der man in Wirklichkeit ist. Merkt euch das und geht jetzt schleunigst dorthin, wo ihr hingehört!»



 Wünsche euch noch schöne Tage bis Weihnachten 
und sage   
herzlichst Margot.

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