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Montag, 4. April 2016

Der Philosoph ohne Regenschirm

Heute lacht die Sonne, leider verhangen, so auch ich, denn ich habe Fred Endrikat einen Humoristen und Kabarettisten der früheren Jahre gefunden. Er schrieb schon für Claire Waldoff und Marita Gründgens. Seine Worte gefallen mir, auch wenn er schon starb, als ich geboren wurde.

Fred Endrikat


Geboren am 7.6.1890 in Nakel a. d. Netze; gestorben am 12.8.1942 in München.


Der Sohn eines Bergmanns wuchs in Wanne-Eickel auf; nach dem Abbruch einer Schlosserlehre schrieb er Couplets und Sketche (u.a. für Claire Waldoff und Marita Gründgens), trat dann selbst in Cafés und kleinen Varietés auf und rezitierte seine Gedichte. Er lebte später vorwiegend in München, trat aber auch in Hamburg und Berlin auf.

Quelle: Killy Literaturlexikon, Wikipedia



Höchst weltliche Sündenfibel

Die Sünde ist auf dieser Welt
wie roter Mohn im Ährenfeld.
Man jätet ihn als Unkraut aus
und windet ihn zum Blumenstrauß.


Beständigkeit

       Holt man ein Schwein vom Stall zur Beletage
und wickelt es in Samt und Seide ein
und bindet eine Maske ihm vor die Visage,
an seinem Ringelschwanz erkennt man doch das Schwein.

Stammbuchvers
       Es ist so schön, im Frühling wohlzuriechen,
obwohl ich sonst kein großer Lüstling bin.
Ich wollte meinem Herrn Direktor in den Hintern kriechen,
doch leider saßen schon ein Dutzend Prominente drin.


und vergib uns unsre Schuld

       Es ist ganz gleich, ob Preuße oder Schwabe.
Verstehen und Verzeihen heißt das menschlichste Gebot.
Jedweder Mensch hat etwas Kot an seinem Stabe,
doch einer streicht's dem andern sanft aufs Butterbrot.

Wochenbrevier
Am Montag fängt die Woche an.
Am Montag ruht der brave Mann,
das taten unsre Ahnen schon.
Wir halten streng auf Tradition.

Am Dienstag hält man mit sich Rat.
Man sammelt Mut und Kraft zur Tat.
Bevor man anfängt, eins, zwei, drei,
bums – ist der Dienstag schon vorbei.

Am Mittwoch faßt man den Entschluß:
Bestimmt, es soll, es wird, es muß,
mag kommen, was da kommen mag,
ab morgen früh am Donnerstag.

Am Donnerstag faßt man den Plan:
Von heute ab wird was getan.
Gedacht, getan, getan, gedacht.
Inzwischen ist es wieder Nacht.

Am Freitag geht von alters her,
was man auch anfängt, stets verquer.
Drum ruh dich aus und sei belehrt:
Wer gar nichts tut – macht nichts verkehrt.

Am Samstag ist das Wochen-End,
da wird ganz gründlich ausgepennt.
Heut anzufangen, lohnt sich nicht.
Die Ruhe ist des Bürgers Pflicht.

Am Sonntag möcht' man so viel tun.
Am Sonntag muß man leider ruhn.
Zur Arbeit ist es nie zu spät.
O, Kinder, wie die Zeit vergeht.

Alpdrücken eines Schuldbewußten

   An der Quelle sitzt der Knabe,
und der Hund sitzt auf der Schwelle.
Auf dem Baume sitzt der Rabe,
droben sitzet die Kapelle.
An dem Halse sitzt der Kragen,
an dem Fuße sitzt der Schuh,
und mir sitzt ein Schreck im Magen:
Warte nur – bald sitzt auch du.

Diese Worte gefallen mir, sie sind witzig ohne einen Menschen zu beleidigen und ich kann darüber Lachen. Wenn ich dagegen die heutigen "Satiriker" nehme, wie den Jan Böhmermann, der da sagte, als er den Dreck gegen Erdogan schrieb, es ist Satire, dann wird es mir schlecht. Unter dem Wort, Presse- und Meinungsfreiheit, so auch in der "Heute Show",
werden nur noch Schimpfworte und Gemeinheiten aufgesagt und das Publikum klatscht.
Wahrscheinlich bin ich aus der Zeit gefallen.

Armes Deutschland.


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