Guten Morgen liebe Sonne, du begrüßt mich heiter? So grüße ich heiter zurück, denn ich mag Sonnenschein, auch wenn die Luft, wie in den vergangenen Tagen, kühl ist. Es ist Mittwoch und die Woche wird, wie es der Volksmund sagt, geteilt. Anna Bachner von "Herbst-Blatt", nimmt uns mit in ihren Tag und nimmt ihn nicht so ernst.
Es reicht ...!
Wenn am Mittwochmorgen um viertel vor acht
die Lebenslust in mir langsam erwacht,
die Sonne scheint Gott sei Dank wunderschön,
macht es Spaß, zu Fuß durch Unna zu geh'n.
Zuerst lese ich Zeitung, mach mir keine Sorgen,
doch dann sagt der Hexenschuss: "Guten Morgen."
Um neun geh ich los mit schwerem Schritt,
Erwisch einen Hundehaufen, igittigitt.
Bei dieser Hektik und so viel Stress
fall ich auch prompt auf mein Gesäß.
"Jetzt reicht es", würde wohl jeder sagen,
doch ich bleibe cool, - denken, nur nicht versagen.
Höre auf zu jammern und nehme es einfach heiter,
das Leben geht sowieso gnadenlos noch weiter.
Plötzlich stell ich fest, hab mein Portmonee verloren,
und ein Vogel hat zum Klo sich meinen Kopf auserkoren.
Da wird mir auf einmal alles zur Qual
"Jetzt reicht es", schimpf ich: "Verd...t noch mal".
Ich such meine Brille und finde sie nicht.
Heinz Erhardt würde sagen, "noch'n Gedicht."
Wenn so ein Tag dann zu Ende geht,
der Mond hoch über Unna steht,
dann freu ich mich trotz aller Müh' und Plag
mit viel Humor auf den neuen Tag.
Anne Bachner
Nein, ich mache noch nicht Schluss, sondern denke an Essen und an Zwiebeln, heute gibt es bei mir Klöße und Schmorzwiebel, die mir sehr munden. Sie, die Zwiebeln, verfeinern jede Mahlzeit, bis auf Süßspeisen. Klaus Pfauter schreibt darüber und ich lese seine Geschichten sehr gerne.
Von Schalotten und Küchenzwiebeln
Es gibt Pflanzen, die mögen uns Menschen nicht, z.B. die Zwiebel. Trotzdem lieben wir sie und können uns ein Leben ohne sie nicht vorstellen.
Die Zwiebel wird häufig in der Küche gebraucht, die Diktatur allerlei Kochrezepte schreibt das so vor, was natürlich das Ende jeder Zwiebel bedeutet. Köchinnen und gelegentlich auch Männer, die zu niederen Arbeiten in der Küche eingesetzt werden, weinen meistens bitterlich bei dem Abschlachten unschuldiger Zwiebeln. Sie wissen, dass ihre Liebe zu dem begehrten Gemüse gleichzeitig das Ende des Daseins des Objektes ihrer Begierde bedeutet. Deshalb gehen manche Köche zum Zwiebelschneiden auf den Balkon. Im Angesicht der freien Natur, des Himmels, an der frischen Luft, fließen keine Tränen mehr.
Hobbykoch
An dieser Stelle möchten wir den Ernährungswissenschaftlern heftig widersprechen, die da herausgefunden haben wollen, dass die Zwiebel aus Rache, der Köchin ätherische Öle in die Augen spritzt. Rachegefühle sind den Zwiebeln fremd, doch sie lieben uns Menschen nicht. Würden sie sich sonst vor ihnen unter der Erde verstecken?
Es gibt viele Zwiebelarten, an die hundert sollen es sein, die vielen Zwiebelturmhauben in Bayern nicht mitgezählt. Der durchschnittliche Menschenverstand eines Homo ekonomikus unterscheidet lediglich drei Zwiebelarten: die Gemüsezwiebel, die Speisezwiebel und die Schalotten.
Die Gemüsezwiebel wird manchmal ausgehöhlt und mit Hackfleisch gefüllt. Dieses Tricks bedienen sich schwanger gewordene Vegetarier.
Die Speisezwiebeln sind die, von denen wir pro Jahr und Kopf angeblich sechs Kilogramm aufessen. Warum "pro Kopf", das wissen nur die Statistiker allein, und die lügen bekanntlich.
Bleiben die Schalotten. Was kann man über sie sagen? Sie sind klein, aber fein. Sie machen viel Arbeit, wenn man die errechneten sechs Kilo verzehren möchte.
In der Literatur wurde bisher die Zwiebel vernachlässigt. Außer in Kochbüchern findet man sie kaum in gedruckter Form. Dieser Herst-Blatt-Artikel ist eine
Ausnahme, und, nicht zu vergessen, der Bestseller von Günter Grass, "Beim Häuten der Zwiebel". Die Redaktion des Herbst-Blatt möchte zur Verbreitung dieses Werkes beitragen und gedenkt, es ins Tschechische zu übersetzen. Der Arbeitstitel: "Strypttýz cibulový"!
Herzlichst Margot.