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Montag, 30. November 2015

Wilde Schwäne

In den vergangenen Tagen habe ich russische Märchen erzählt, also geschrieben und nicht vorgelesen, aber ich fand sie sehr schön. Heute möchte ich noch ein Märchen erzählen und zwar von den "Wilden Schwänen", die einem kleinen Mädchen ihren Bruder weggenommen haben. 


Wilde Schwäne

Es war einmal ein Mann und seine Frau, die hatten zwei Kinder, ein Mädchen und einen Jungen. Eines Tages sprach die Mutter: „Töchterchen, wir gehen jetzt
auf die Arbeit. Pass gut auf Dein kleines Brüderchen auf und spielt nur auf dem Hof. Wir bringen Dir auch ein schönes buntes Tüchlein mit."Als die Eltern gegangen waren, setzte das Mädchen das kleine Brüderchen ins Gras vor dem Haus und lief auf die Straße, um dort mit den anderen Kindern zu spielen. Da kam eine Gruppe wilder Schwäne angeflogen, hob das Brüderchen in die Luft und trug ihn mit sich hinfort.

Als das Mädchen zurück kam, war ihr Brüderchen verschwunden. Sie suchte am Haus, rief nach ihm und weinte, doch das Brüderchen blieb verschwunden. Da lief sie hinaus aufs Feld und sah in der Ferne die Schwäne davon fliegen. Sie konnte erkennen, dass die Schwäne etwas trugen und sie waren direkt aus der Richtung ihres Hauses gekommen und nichts anderes war zu sehen. So wurde ihr klar, dass die Schwäne ihr Brüderchen hinfort trugen. Verzweifelt lief das Mädchen den Schwänen hinterher, verlor sie jedoch aus ihren Augen. Nach einer Weile kam sie an einem Ofen vorbei. Das Mädchen fragte den Ofen:
„Ofen, Ofen, sage mir, wohin sind die Schwäne geflogen ?“ Der Ofen antwortete: 

„Iss von meinem Roggenbrot, dann sag ich Dir, was Du begehrst.“ Da meinte das Mädchen: „Ich mag aber kein Roggenbrot, ich mag nur solches aus Weizen!“ Da schwieg der Ofen und das Mädchen lief weiter. Sie kam zu einem Apfelbaum:

„Apfelbaum, Apfelbaum, sage mir, wohin sind die Schwäne geflogen?“ Der Apfelbaum antwortete: „Iss von meinen grünen Äpfeln, dann sag ich Dir, was Du begehrst.“ Da sagte das Mädchen: „Ich mag kein grünen Äpfel, nur die süßen roten!“ So schwieg auch der Apfelbaum und das Mädchen musste wieder weiter. Sie lief ein ganzes Stück ziellos umher und kam an einen Fluss aus Milch mit einem Ufer aus Grütze. Sie fragte den Fluss:
„Milchfluss, Milchfluss, sage mir, wohin sind die Schwäne geflogen ?“ Da sprach auch der Milchfluss: Iss von meiner Grütze, dann sag ich Dir, was Du begehrst.“ Das Mädchen sprach: „Bei uns daheim gibt es süße Sahne.“ Und lief weiter durch den Wald und über die Felder. Als es schließlich Abend wurde, wollte das Mädchen zurück nach Hause. Da sah sie von weitem eine Hütte, die auf zwei Hühnerbeinen stand und sich auf ihnen drehte. Drinnen saß die Hexe Baba Jaga und spann den Flachs. Neben der Hexe saß das kleine Brüderchen und spielte mit einem silbernen Apfel.
„Sei gegrüßt, Großmütterchen.“

„Guten Tag mein Kind, was willst Du hier ?“

„Mein Kleid ist nass und ich bin müde. Ich möchte mich ein wenig aufwärmen.“

„Dann setz dich hier und spinne für mich“, sagte Baba Jaga und ging, während das Mädchen anfing zu spinnen. Da kam ein Mäuschen unter dem Ofen vor und flüsterte: „ Mädchen, gib mir etwas Brot. Dann werde ich Dir auch etwas Wichtiges sagen !“ Das Mädchen gab ihr das Brot. Das Mäuschen sprach: „Die Hexe heizt gerade ihr Bad. Dort will sie Dich waschen und schrubben. Aber dann steckt sie dich in den Ofen, brät Dich und frisst Dich mit Haut und Haaren !“ Das Mädchen fing an zu weinen und war ganz verzweifelt. Das Mäuschen aber sagte: „Eile dich, nimm dein Brüderchen und laufe davon. Ich spinne für dich weiter.“
Das Mädchen nahm sein Brüderchen auf den Arm und rannte davon. Da hörte das Mäuschen die Stimme von Baba Jaga, die fragte: „Spinnst Du, Mädchen ?“ „Ja, Großmütterchen“ antwortete das Mäuschen mit der Stimme des Mädchens und drehte am Spinnrad. Als das Bad warm war, kam Baba Jaga, um das Mädchen zu holen. Als sie im Zimmer war, sah sie, dass es nicht mehr da war. Sie wurde sehr böse und schrie:
„Ihr wilden Schwäne fliegt davon, sucht das Mädchen und das Bübchen !“ Das Mädchen aber kam wieder an den Milchfluss und bat ihn: „Bitte lieber Fluss, versteck uns vor den Schwänen!“ 
„Iss meine Grütze, dann werde ich dir helfen.“ Das Mädchen aß von der Grütze und der Fluss versteckte die beiden in den Schatten an seinem Ufer.
Die Schwäne sahen sie nicht und flogen weiter. Als sie weg waren, verließen auch die Kinder den Fluss. Nach einer Weile merkten die Schwäne jedoch, dass sie die Kinder verpasst haben mussten und kehrten um. Die Kinder waren gerade bei dem Apfelbaum, als sie von weitem die Schwäne zurückkehren sahen. Die Kinder hatten große Angst und das Mädchen fragte den Baum: „Bitte lieber Apfelbaum, versteck uns vor den Schwänen !“ „
Iss meine grünen Äpfel, dann werde ich Euch helfen.“ Das Mädchen tat es und der Apfelbaum bedeckte die beiden Kinder mit seinen Blättern. So sahen die Schwäne die Kinder auch dieses mal nicht und flogen vorbei. Als sie weg waren, lief das Mädchen mit seinem Brüderchen weiter.
Sie waren schon fast zu Hause, da stürzten plötzlich erneut die Schwäne von oben herab. Das Mädchen sah in der Nähe den Ofen stehen und rannte mit dem Brüderchen zu ihm: „Bitte, lieber Ofen, hilf uns ! Die Schwäne wollen uns fangen !“ „   Iss zuerst von meinem Roggenbrot!“ Das Mädchen steckte ein Stück Brot in ihren Mund, kroch mit dem Bruder durch die Ofenklappe in den Ofen hinein und schlug die Klappe zu. Die Schwäne umschwirrten den Ofen, konnten jedoch nicht hinein gelangen. Nach einer Weile musste sie wieder unverrichteter Dinge abziehen. Das Mädchen bedankte sich beim Ofen und lief mit ihrem Brüderchen nach Hause. Schon bald kamen auch ihre Eltern zurück und zusammen lebten sie glücklich und zufrieden bis an ihr Ende.



Euch wünsche ich auch ein wunderschönes Leben. Viel Glück und Gesundheit, wünsche ich euch.

Sonntag, 29. November 2015

Wasilisa und der Feuervogel

Es ist der 1. Advent und ein schönes Märchen dürft ihr lesen. Es ist ein Russisches Volksmärchen und handelt von Wasilisa und einem mutigen Jägersmann. Eigentlich wollte der König die schöne Wasilisa heiraten, aber der Jägersmann hatte ein mutiges Pferdchen ... bitte, lest selbst.


Wasilisa und der Feuervogel

In einem weit entfernten Königreich, hinter dreimal neun Ländern im dreimal zehnten Reich lebte einst ein starker und mächtiger König. Der König hatte einen mutigen Jägersmann in Diensten und dieser Jäger besaß ein tapferes Pferd. Eines Tages ritt der Jäger auf einer Jagd durch den tiefen Wald. Er folgte einem alten, verwitterten Pfad und plötzlich lag da auf dem Boden eine goldene Feder vom Feuervogel. Sie glänzte so hell wie eine Flamme. Da sagte das Pferd zum Jäger: „Nimm diese Feder nicht! Wenn du sie nimmst, wirst du großes Unglück kennen lernen!" Der Jäger bedachte die Worte des Pferdes wohl - sollte er sie aufheben oder nicht ? Wenn er sie aufhob und zu seinem König brachte, würde er sicherlich eine große Belohnung erhalten. Und gab es etwas, das es nicht wert war, dem König zu Diensten zu sein?


So hörte der Jägersmann nicht auf sein Pferd, hob die Feder des Feuervogels auf und brachte sie dem König als Geschenk. „Ich danke dir "sprach der König, doch sein Herz war angesichts der goldenen Feder voll der Gier. „Aber wenn du die Feder des Feuervogels finden konntest, so finde auch den Feuervogel selbst.

Wenn du dies nicht kannst, so verlierst du deinen Kopf!" Der Jäger weinte bittere Tränen und ging zurück zu seinem tapferen Pferd. „Warum weinst du?" fragte ihn das Ross. „Der König hat mir befohlen, ihm den Feuervogel zu bringen!" „Habe ich dich nicht gewarnt, die Feder zu nehmen? Doch gräme und ängstige dich nicht. Dies ist nicht das Unglück, das auf dich wartet. Geh zum König und frag nach hundert Scheffeln Korn, die morgen auf ein offenes Feld gestreut werden sollen."
Der Jäger tat wie geheißen und ritt am folgenden Tag zu diesem Feld, stieg von seinem Pferd und versteckte sich inter einem Baum. Nach einer Weile hörte ein Rauschen im Wald - der Feuervogel kam geflogen. Er erreichte das Feld, ließ sich dort nieder und begann, das Korn aufzupicken. Leise näherte sich ihm das Pferd, stieg mit seinen Hufen auf seine Flügel und drückte sie auf den Boden. Der Jäger kam aus seinem Versteck, rannte zum Feuervogel und fesselte ihn mit Stricken. Darauf band er ihn an sein Pferd und ritt zurück zum Schloss. Dort zeigte er den Feuervogel dem König. Dieser bestaunte den Vogel mit Entzücken, dankte dem Jägersmann für seine Dienste, erhob ihn in den Adelsstand und gab ihm sofort eine andere Order. „Nun musst du mir eine Braut suchen. Hinter dem dreimal neunten Land am Ende der Welt lebt die wunderschöne Prinzessin Wasilisa - sie ist die, die ich begehre. Wenn du sie mir bringst, überhäufe ich dich mit Silber und Gold. Wenn nicht, wirst du deinen Kopf verlieren.“
Der Jäger weinte erneut bittere Tränen und ging zurück zu seinem Pferd. „Warum weinst du, Meister?“ fragte ihn das Ross. „Der König hat mir befohlen, Prinzessin Wasilisa zu ihm zu bringen!“ “Gräme und ängstige dich nicht. Dies ist noch immer nicht das Unglück, das auf dich wartet. Geh zum König und frag nach einem Zelt mit einem goldenen Dach sowie nach aller Art von Speis und Trank für die Reise.“
Der König gab ihm Speis und Trank und ein Zelt mit goldenem Dach ebenso. Der Jäger bestieg sein tapferes Pferd und ritt hinter das dreimal neunte Land. Nach einiger Zeit erreichte er das Ende der Welt, wo die rote Sonne aus dem blauen Meer stieg. Auf dem Meer erblickte er die Prinzessin Wasilisa. Sie war voll der Schönheit und segelte dort in einem silbernen Boot mit goldenen Rudern. Der Jägersmann stieg von seinem Pferd, schickte es auf eine saftige Weide und errichte das Zelt mit dem goldenen Dach. Dann tischte er darin alle Arten von Speisen und Getränken auf. Er setzt sich, bewirtete sich selbst und wartete auf die Prinzessin.

Prinzessin Wasilisa erblickte das goldene Dach des Zeltes, segelte ans Ufer, verließ ihr Boot und schritt zum Zelt. „Seid gegrüßt, Prinzessin Wasilisa“ sagte der Jägersmann „seid mein Gast uns testet meine erlesenen Weine!“ Wasilisa betrat das Zelt und sie begannen zu essen und trinken und sich zu unterhalten. Die Prinzessin trank ein großes Glas von dunklem Wein, wurde betrunken und fiel in Schlaf. Der Jäger rief sein Pferd, faltete das Zelt zusammen und ritt schnell wie der Wind zusammen mit der schlafenden Prinzessin nach Hause.
Sie kamen zum König und als dieser Wasilisa erblickte, war er hoch erfreut. Er dankte dem Jägersmann für seine Dienste, beschenkte ihn mit großem Reichtum und gab ihm Titel mit höchsten Würden. Währenddessen erwachte Wasilisa, entdeckte, dass sie weit entfernt war von ihrer blauen See und begann sich zu grämen und zu weinen. In ihrem lieblichen Gesicht lag tiefer Schmerz. Egal was der König sagte, um sie zu trösten, alles war umsonst. Der König wollte sie heiraten, doch sie sprach: „Schick den, der mich hierher brachte, zurück zu der blauen See. In der Mitte der See liegt ein Stein, darunter ist meine Hochzeitsrobe versteckt. Ohne die Robe werde ich nicht heiraten.“ Der König ließ sofort den Jägersmann rufen und sprach zu ihm: „Eile zurück zum Ende der Welt, wo die rote Sonne aufgeht. Dort in der See liegt ein großer Stein und unter dem Stein liegt Prinzessin Wasilisas Hochzeitskleid. Hole das Kleid und bringe es hierher - es ist Zeit meine Hochzeit zu feiern. Wenn du es bringst, belohne ich dich noch reicher als zuvor, wenn nicht, verlierst du deinen Kopf!“
Der Jäger weinte wieder bittere Tränen und ging zurück zu seinem Pferd. „Dieses mal“ dachte er „werde ich dem Tod nicht entkommen!“ „Warum weinst du, Meister?“ fragte das Ross. „Der König befahl mir, Wasilisas Hochzeitsrobe vom Grund der tiefen See zu holen. „Nun siehst du es! Riet ich dir nicht, die goldene Feder nicht zu nehmen oder du wirst das Unglück kennen lernen? Doch fürchte dich nicht. Dies ist noch immer nicht das Unglück, das auf dich wartet. Setze dich nieder auf meinem Rücken und lass uns reisen zur großen blauen See.
Nach einiger Zeit erreichte der Jägersmann wieder das Ende der Welt und zügelte sein Ross an der Küste der See. Das Pferd sah eine große Krabbe über den Sand kriechen und trat mit seinem schweren Huf in ihren Nacken. „Tötet mich nicht, lasst mir das Leben“ sprach die Krabbe. „Ich will für euch tun, was ihr wollt.“ Das Pferd antwortete: „In der Mitte der weiten See liegt ein großer Stein. Unter dem Stein liegt Prinzessin Wasilisas Hochzeitsgewand versteckt. Bring mir das Kleid!“ Die Krabbe rief etwas mit lauter Stimme über die weite blaue See und auf einmal kamen eine unzählbar große Menge von Krabben - große und kleine - zum Ufer geschwommen. Der Krabbenkönig gab ein Kommando und sie sprangen alle zurück ins Wasser. Schon nach einer Stunde fanden sie Prinzessin Wasilisas Hochzeitsrobe am Grund der See, direkt unter dem großen Stein.
Der mutige Jägersmann ging darauf mit dem

Hochzeitsgewand zurück zum König, doch die Prinzessin war noch immer verstockt. „Ich werde dich nicht heiraten, bevor du den Jäger in kochendem Wasser badest.“ Der König ließ einen großen Kessel mit Wasser füllen, wies die Diener an, ihn zu heizen und den Jäger hineinzuwerfen, sobald das Wasser anfing zu kochen. Dann war alles bereit, das Wasser kochte und brodelte und der Jägersmann wurde zum Kessel gebracht. „Nun, das ist das Unglück!“ dachte er, „Warum nur habe ich die goldene Feder des Feuervogels aufgehoben? Warum habe ich nicht auf mein Pferd gehört?“ Er dachte an sein tapferes Ross und sprach zum König: „König, mein Herr! Lass mich lebe wohl zu meinem Pferd sagen, bevor ich sterbe.“ „Gehe, sag lebe wohl zu ihm“ sprach da der König.

Der Jäger ging zu seinem Pferd und weinte bittere Tränen. „Warum weinst du, Meister?“ fragte ihn das Ross. „Der König befahl, mich in kochendem Wasser zu baden.“ „Ängstige dich nicht, du wirst überleben!“ Und das Pferd verzauberte den Jäger, so dass das kochende Wasser seinen Körper nicht verletzen konnte. Der Jägersmann kam zurück vom Stall, die Diener brachten ihn zum Kessel und warfen ihn direkt hinein. Er tauchte seinen Kopf ein oder zweimal unter, sprang aus dem Kessel und hatte sich in einen stattlichen und ansehnlichen Mann verwandelt. Als der König sah, dass der Jäger so stattlich und schön im kochenden Wasser geworden war, wollte er auch darin baden. Er sprang in den Topf und fing auf der Stelle an zu kochen. Nach seinem Tod wurde der tapfere Jägersmann König, heiratete die Prinzessin Wasilisa und sie lebten viele Jahre glücklich bis an ihr Ende.



Samstag, 28. November 2015

Aljonuschka und Iwanuschka

Es ist heute ein ist Tag der mir nicht gefällt, das Wetter ist grau und und trübt mich ein. Nein, einkaufen möchte ich auch nicht, ich versuche eine nette Geschichte zu finden, die mir zusagt ... 


Aljonuschka und Iwanuschka 

Russisches Volksmärchen  

Es waren einmal zwei Waisenkinder. Nachdem ihre Eltern gestorben waren, standen die beiden, die Aljonuschka und Iwanuschka hießen, ganz alleine auf der Welt. Also verließen sie ihr zu Hause und gingen auf die Wanderschaft.   
Als sie eine Weile unterwegs waren und die Sonne vom Himmel brannte, bekam Iwanuschka großen Durst. Doch weit und breit war kein Brunnen zu sehen, nur mit Wasser vollgelaufene Hufabdrücke einer Kuh.  

„Schwesterchen, ich bin so durstig.“ „Warte Brüderchen, bis wir einen Brunnen finden.“ „Darf ich nicht das Wasser aus einem Hufabdruck trinken?“ „Nein, da darfst du nicht trinken, sonst verwandelst du dich in ein Kälbchen.“
  
Iwanuschka hörte auf seine Schwester und so liefen sie weiter. Die Sonne stieg höher, doch so lange sie auch liefen, kein Brunnen kam in Sicht und es wurde immer heißer. Da sahen sie den Abdruck eines Pferdehufs auf der Straße, der voll mit Wasser war.
  
„Schwesterchen, darf ich aus dem Hufabdruck trinken?“ „Trink nicht, sonst verwandelst du dich in ein Fohlen.“ 

Iwanuschka seufzte und beide gingen weiter. Die Sonne wanderte weiter über den Himmel, doch kein Brunnen lag auf ihrem Weg. Die Hitze drückte sie nieder und vergrößerte noch weiter ihren Durst.  Da sahen sie den Hufabdruck einer Ziege, der wie die vorherigen voller Wasser war. 

Iwanuschka sprach:  
„Schwesterchen, ich kann nicht mehr. Darf ich nicht aus dem Hufabdruck trinken?“ „Trink nicht, sonst verwandelst du dich in ein Zicklein.“
  
Doch dieses mal gehorchte Iwanuschka nicht und trank aus dem Hufabdruck. Kaum hatte er zu trinken begonnen, verwandelte er sich in ein Zicklein. Aljonuschka rief erschrocken den Namen ihres Bruders, doch nicht seine Gestalt, sondern ein weißes Zicklein kam zu ihr herangesprungen. Da weinte Aljonuschka bitterlich, während das Zicklein um sie herum im Gras umher lief. 

Ein Mann kam des Weges, hielt bei dem Mädchen an und fragte sie: 
„Warum weinst du, hübsches Mädchen?“ Sie erzählte vom Unglück der beiden. Der Mann sagte: „Heirate mich. Ich werde dich schmücken mit Gold und Geschmeide und dein Zicklein darf für immer bei uns bleiben.“  

Aljonuschka sagte ja und so hielten sie Hochzeit und lebten glücklich lange Zeit zusammen mit dem Zicklein. Eines Tages ging der Mann auf Reisen. Kurz nachdem er weg war, kam eine böse Hexe in Aljonuschkas Haus. Sie zwang das Schwesterchen, zum Fluss zu gehen, band ihr einen Stein um den Hals und warf sie ins Wasser. Danach verwandelte sie sich in Aljonuschkas Gestalt, zog Kleider von ihr an und ging zurück ins Haus. Da sie nun genau wie Aljonuschka ausschaute, erkannte sie niemand, bis eines Tages der Mann zurück kam. Auch der merkte nicht, dass die Frau in seinem Haus nicht mehr die echte Aljonuschka war, nur das Zicklein wusste Bescheid. Es war ganz traurig, aß nichts mehr, trank nichts mehr, ging jeden Tag zum Fluss und rief nach seinem Schwesterchen. 
Die Hexe bemerkte das Treiben des Zickleins und sagte dem Mann:  
„Schlachte das Zicklein für mich!“  
Der Mann wunderte sich. Hütete seine Frau vor seiner Reise das Zicklein wie ihr wervollstes Gut, wollte sie nun, dass es geschlachtet wird. Die Hexe entzündete ein großes Feuer, hängte einen ehernen Kessel darüber und schliff ein scharfes Messer. So merkte das Zicklein, dass es nicht mehr lange leben würde und legte sich am Ufer des Flusses nieder.

Es sprach:  
Schwesterchen Aljonuschka, 
komm aus dem Wasser und sei wieder da. Die Flammen lodern hell, Das Wasser im Kessel kocht schnell. Scharf sind die Messer gewetzt, Geschlachtet werde ich jetzt.“  

Da antwortete Aljonuschka aus dem Wasser:  
„Brüderchen Iwanuschka, der Stein um den Hals hält mich da. Um meine Beine schlingen wie ein Band, die Pflanzen und der tiefe Sand.“  

Währenddessen suchte die Hexe das Zicklein. Da sie es nicht fand, sandte sie einen Knecht: „Bring mir das Zicklein geschwind!“ So ging der Knecht hinunter zum Fluss und fand dort das Zicklein. Er hörte, was es mit dem Schwesterchen im Wasser sprach, lief zurück und erzählte alles dem Mann. Dieser ging zusammen mit dem Knecht zum Wasser, schnitt dem Stein von Aljonuschkas Hals und zog sie aus dem Fluss. Darauf wuschen sie sie in reinem Quellwasser und zogen ihr frische und feine Gewänder an. Aljonuschka erwachte wieder und war schön wie der junge Morgen. Das Zicklein wälzte sich vor Freude dreimal im Gras und verwandelte sich zurück in den Jungen Iwanuschka. Die böse Hexe aber wurde bestraft, an ein Pferd gebunden und durch das Dorf geschleift. Die beiden Geschwister aber lebten glücklich bis an ihr Ende.  



Freitag, 27. November 2015

Übergang vom Herbst ...

Eine Winzigkeit ist es heute wärmer als gestern, es sind schon 5° Plus und der Himmel zeigt etwas Sonne an. Für einen späten Herbst ist der heutige Tag einfach herrlich, auch wenn der Wind sich dagegen auflehnt und kräftig weht.

In den vergangenen Tagen war Regenzeit angesagt und ich muss an eine kleine Erzählung denken. 





Dunkle Wolken jagen über den grauen Himmel. Der Regen fällt in schrägen und langen Strahlen herunter auf die Dächer und auf die Straßen. Aus der Dachgosse pulscht es über und fällt klatschend auf den Bürgersteig, dass die Leute im weiten Bogen herumlaufen. Wer solche Tropfen auf den Schirm kriegt, dem donnert es um die Ohren wie Kanonenfeuer. Und in den Straßengossen jagt das Wasser dahin wie ein Bach, der alles mitreißt; Papierfetzen und welke Blätter und Holzstücke treiben wild am Bordstein entlang, bis sie endlich in den Kanal hineinschießen. Wenn nur der entsetzliche Wind nicht wäre! Man weiß gar nicht mehr, wie man den Schirm halten soll. Und kommt man um die Ecke, hui, da fasst der Wind unter den Schirm und will ihn uns wegreißen. Ja, wart’ nur, du böser Bube, den kriegst du doch nicht! Und immer neue Regenschauer ziehen am Himmel herauf. Türme und Mauern sehen grau oder schwarz aus, als wenn es blasse Tinte regnete; auch die Schirme werden vom Regen so glänzend schwarz, dass sie wie Seide schimmern. Die Straßenbahn muss immer wieder stillhalten, um noch nasse Menschen aufzunehmen, bis sie endlich ganz voll ist und der Schaffner ein kleines rundes Schild: „Besetzt“ herunterlässt. Nun jagt sie rasch dahin; hinter ihr wühlen die Räder das Wasser hoch, dass es spritzt und schäumt. Die Fenster sind beschlagen, dass man nicht hindurchsehen kann. Alle Schirme tröpfeln Wasser auf den Fußboden; alle Kleider und Stiefel tröpfeln. Bald ist der Fußboden glatt und nass. Und draußen regnet es und weht es.
Dass ist ein Wetter!

Fritz Gansberg


Nun sage ich mir, am Sonntag ist der 1. Advent und läutet die offizielle Weihnachtszeit ein, da muss ich auch noch mal an den Herbst denken. 




Herbst.

Da steigt der Herbst frisch von den Bergen nieder!
Und wie er wandert durch den grünen Wald,
gefällt’s ihm nicht, dass überall das Laub
dieselbe Farbe hat; er sagt: „Viel hübscher
ist’s rot und gelb; das sieht sich lustig an!“
So spricht er, und gleich färbt der Wald sich bunt.

Und wie der Herbst drauf durch den Garten geht
Und durch den Weinberg, spricht er: „Was ist das?
Der Sommer tat so groß mit seiner Hitze,
und Wein und Obst hat er nicht reif gemacht?
Schon gut, so zeig’ ich, dass ich’s auch versteh!“
Und kaum gesagt, so haucht der Wein und Obst
mit seinem Atem an, und, siehe da!
Die Äpfel und die Pflaumen und die Trauben,
zusehends reifen sie voll Duft und Saft.

Drauf kommt der Herbst zur Stadt und sieht die Knaben
in ihrer Schule sitzen voller Fleiß.
Da ruft er ihnen zu: „Grüß Gott, ihr Buben!
Heut ist Sankt Michaelistag; da gibt
es lange Ferien. Kommt zu mir aufs Land!
Ich hab’ dem Wald das Laub schön bunt geblasen;
ich hab’ dem Apfel rot gefärbt die Backen;
ich will euch klar und blank die Augen wehen,
und eure Backen will ich tüchtig bräunen,
wie sich’s für Jungen schickt. Versteht ihr mich?“

So spricht der Herbst, und jubelnd ziehn die Knaben
Auf seinen Ruf durch Berg und Wald und Feld
Und kehren heim mit neuer Lust zur Arbeit.

Robert Reinick.





Donnerstag, 26. November 2015

Ein warmes Bad ...

Es fröstelt mich, ich drehe die Heizung etwas höher und schau aus dem Fenster, aufs Thermometer, nur 2° aber noch Plus. Am liebsten würde ich ein Bad nehmen, aber ich habe ja nur eine Dusche, also bleibt es beim Wollen. Ich finde, so ist es auch gut, so kann ich wieder eine Geschichte lesen, die schon vor langer Zeit geschehen ist und mich noch heute amüsiert.



Ekkehard, der Vorsteher der Klosterschule zu St. Gallen, der zu Anfang des zehnten Jahrhunderts lebte, war nicht nur ein sehr gelehrter, sondern auch ein wahrhaft frommer Mann. Er zeichnete sich vor vielen Mönchen seinerzeit durch edle Sittenreinheit aus und tat viele gute Werke. Besonders nahm er sich der Armen und Bedrängten in wohlwollender Fürsorge an. So hatte er von dem Kloster ein eigenes Haus erbauen lassen, das zur Aufnahme armer Pilger und Kranker diente, die hier vortreffliche Pflege und vielfach auch Heilung fanden. Nicht selten aber kam es vor, dass Betrüger seine Güte missbrauchten und sich krank stellten, nur um die gute Verpflegung zu genießen.
So erschien auch eines Tages ein solcher Betrüger aus Italien, der gab vor, lahm zu sein, kam auf zwei Krücken angehumpelt und tat ganz erbärmlich. Eine gräuliche Gicht, sagte er, sei ihm in die Knochen gefahren und er wüsste vor Schmerzen oft nicht ein noch aus. Ekkehard glaubte den trügerischen Worten des Kranken und übergab ihn einem Wärter zur Pflege, der sollte ihm sogleich ein warmes Bad bereiten.
Das Bad wurde hergerichtet, und mit Hilfe des Wärters stieg der Kranke hinein. Aber er fand es viel zu warm und rief in italienischer Sprache: „è caldo, è caldo!“ das heißt: „Es ist warm, es ist warm!“ Der Wärter jedoch verstand das Gegenteil und meinte, das Bad sei dem Kranken zu kalt. Er goss deshalb einen großen Kübel voll heißen Wassers hinzu. Jetzt aber schrie der vermeintliche Kranke noch viel lauter: „è caldo, è caldo!“ Wiederum dachte der Wärter, der Kranke klage noch über Kälte und abermals goss er einen Kübel heißen Wassers hinzu.
Das wurde aber dem Welschen der schon nach dem ersten Guss so rot wie ein gesottener Krebs aussah, doch zu viel, und mit einem Satze, wie es nur gesunden Beinen möglich ist, sprang er aus der Wanne, fasste nach seinen Kleidern und wollte entfliehen. Der Wärter aber, ängstlich, dass man Ekkehards Gutmütigkeit wieder einmal missbraucht hatte, ließ den Betrüger erst frei, nachdem er ihm eine gehörige Tracht Prügel mit auf den Weg gegeben hatte. Ob der Welsche wohl jetzt von seiner Gicht geheilt war?




Herzlichst Margot

Mittwoch, 25. November 2015

Wie man Diebe fängt ...

Zurzeit befinde ich mich, wenn auch nur in Gedanken, im 19. Jahrhundert, weil ich aus dieser Zeit Geschichten lese. Da kommt mir gleich etwas über Diebe entgegen, und zwar eine Geschichte, wie man Diebe fängt ... nur, ob es noch heutzutage helfen würde, weiß ich nicht. Heutzutage sind die Diebe gerissener oder besser gesagt Unverschämter, sie sind kriminell und nehmen keine Rücksicht auf die Bewohner.


Im Jahre 1838 saß ein alter Seekapitän in seinem Hause, ein halbes Stündlein von der holländischen Stadt Haarlem. Und warum sollte er auch dort nicht sitzen? Hatte er doch vierzig Jahre draußen Sturm und Wetter über sein Haupt gehen lassen und sein Gesicht sah verwittert aus wie eine alte Felswand. 
Er rauchte vom feinsten Kubatabak aus seinem echten türkischen Kopf und trank dazu langsam aus der japanischen Tasse seinen Mokkakaffee, dachte an seine Fahrten auf fremden Meeren und freute sich, dass er das Seine in Frieden genießen konnte. 
Denn drin im Hause war alles aufgestapelt aus allen fernen Ländern, und Silber und Gold dabei in schweren Truhen. Sein Diener war noch nicht wieder aus der Stadt zurück, aber die Sonne war untergegangen, die feuchten holländischen Nebel stiegen herauf und der alte Herr dachte: „Du willst doch in deinem Alter nicht noch den Schnupfen kriegen,“ klopfte seine Pfeife aus und legte sich ins Bett. 
Er mochte wohl so im ersten Schlummer liegen und träumen von den Chinesen und ihren geschlitzten Augen und langen Zöpfen. Da hört er leise etwas bohren, als ob einer statt durch die Haustür durchs Fenster kommen wollte. Er steht auf und kann auch deutlich merken, dass einer am Fenster ist, der ihm nächtlings unangemeldet einen Besuch machen will. Merke wohl, weniger ihm selber, als seinen goldnen Vögeln. 
Da fiel dem alten Herrn siedendheiß ein, dass leider seine Säbel, Flinten und Pistolen in seiner Waffensammlung waren, die im andern Flügel des Hauses weit drüben stand und er nichts hatte, womit er sich wehren konnte. Der Dieb war schon nachgerade mit dem Losschrauben fertig und drückte die Scheibe ein. 
Da aber war der alte Seemann auch seinerseits bereit. Derselbe hatte nämlich auf seinem Nachttische eine Flasche mit Selterswasser stehen, fest zugepfropft und oben mit Draht zu. Schnell nahm er den Draht herunter, hielt den Daumen auf den Pfropfen und stellte sich hinter den Vorhang. Der Dieb streckt eben seinen Kopf durch die Scheiben und denkt: „Wo der Kopf durchgeht, geht alles andere nach.“ 
Da drückt der alte Herr an den Pfropf der Flasche (die er noch vorher geschüttelt hatte), das knallt wie ein Pistolenschuss und der Pfropf mitsamt dem Selterswasser fährt dem Langfinger auf die Stirne und ins Gesicht. 
Der glaubt nicht anders, als dass er zum Tode getroffen und das Blut ihm bereits über das Gesicht fließe und stürzt im Schrecken rücklings zum Fenster hinaus in den Hof hinunter, der ein paar Fuß tief unten lag. Der alte Herr wusste aus seinem Seeleben, dass man einem geschlagenen Feinde keine Ruhe lassen darf, stieg dem Feinde nach, der am Boden lag und band ihm den Hals mit seinem Schnupftuch fest zu, als ob es ein Halsreifen wäre. 
Dann machte er den Tyras von der Kette los und brachte den Übeltäter noch in derselben Nacht hinein nach Haarlem zur Polizei. Dafür bekam er vom König von Holland noch ein besonderes Dankschreiben, dass er einen so gefährlichen Spitzbuben eigenhändig gefangen. 
Merke: Das Selterswasser ist ein gut Wässerlein, nicht bloß gegen den Durst und allerhand Krankheiten, sondern auch, um Diebe zu fangen. Freilich muss einer es verstehen zu brauchen, und das Selterswasser muss von der besten Sorte sein.



Dienstag, 24. November 2015

Wie man Korruption begegnet

Egal welche Zeitung ich aufschlage, natürlich am Computer, lese ich von Korruption. Darf ich ehrlich sein, ich verstehe es nicht, wie man diese Korruption macht. Eigentlich möchte ich es auch nicht wissen. Nur frage ich mich, gibt es denn keine ehrlichen Menschen mehr? 
Eine Geschichte darüber habe ich gelesen, aber es ist ein anderes Jahrhundert wo es geschehen ist, und sie bekamen, die Fordernden, was sie verdient haben. Würde es diese Strafe noch heute geben, Schläge, würde es nicht mehr so viele korrupte Menschen geben. Es wäre ein Segen für die Menschheit ... 

Wie man Korruption begegnet


In früherer Zeit, als die Bauern bei den Fürsten und Adligen noch Frondienste tun mussten, begab es sich einmal, dass ein Landmann aus Stöcken bei Wolfenbüttel beim Ausfischen des vormals großen Teiches zwischen Wolfenbüttel und Fünnelse helfen musste. Bei dieser Gelegenheit brachte er einen mehr als sieben Fuß langen Hecht auf die Seite und warf ihn in einen Wasserkolk, um ihn am andern Morgen zu holen und heimlich zu verkaufen. 

Da er aber mit seinem Sacke hinkam, siehe, da hatte sich Reineke der Fuchs aus dem Trammer Holze herangeschlichen, um den Hecht für sich zu fischen. Der Hecht aber hatte unrecht verstanden, das Fell des Fuchses erfasst und sich so darin verbissen, dass beide nicht auseinander konnten und sich kopfüber, kopfunter in dem Kolk herumwälzten. Was war da zu tun? Der Bauer steckte sie beide in den Sack, band ihn zu und marschierte damit in die Stadt, dem fürstlichen Schlosse zu. 
Hier bemerkte er an dem offenen Fenster, dass der Herzog schon aufgestanden war und ging mit seinem Sacke auf dem Rücken der Zugbrücke zu. Als er in den Schlosshof treten wolle, rief ihm die Schildwache zu: „Bauer, wo willst du hin?“ – „Zum Herzoge.“ – „Was willst du da?“ – „Das soll mein gnädigster Herr zuerst wissen.“ – „Du bekommst wohl ein Trinkgeld?“ – „Ich hoffe, ja.“ – „Ich lasse dich nicht durch, wenn du mir nicht die Hälfte abgibst.“ – „Nun ja denn.“ Der Bauer musste der Schildwachse die Hand darauf geben. 
Nun musste er über den Schlosshof und wollte in die Hofpforte treten. Da rief ihm der Hofbeamte zu: „Bauer, wo will dich denn der Teufel hinfahren?“ – „Zum Herzoge.“ – „Du bleibst hier!“ – „So lass mich doch, ich will meinem gnädigen Herrn etwas zeigen.“ – „Was ist denn das?“ – „Das darf keiner vorher wissen.“ – „So bleibst du eben hier oder ich lasse dich gleich in die Wache sperren!“ Der Bauer flehte und flehte und musste dem Hofbeamten auch die Hälfte des Trinkgeldes versprechen. 
Endlich kam der Bauer in das Schloss. Als er die Treppe hinaufstieg, trat ihm der Kammerdiener entgegen und wollte ihn durchaus nicht zum Herzog lassen. Auch ihm musste er die Hälfte des Trinkgeldes versprechen. Da ließ ihn der Kammerdiener durch, und jetzt trat er beim Herzoge ein, tat seinen Sack auf und schüttete den Fuchs und den Hecht auf den Fußboden, die da von Neuem sich herumwälzten und mehrmals überschlugen. 
Der Fürst konnte sich vor Lachen kaum halten, denn er war ein Freund von schnurrigen Sachen, und bot dem Bauern eine gute Belohnung an. Aber dieser sagte: „Gnädiger Herr, das kann mir alles nichts helfen. Geben Sie mir lieber eine Tracht Schläge, die ich auch verdient habe, weil ich den Hecht stehlen wollte. Und was das Schlimmste ist, ich kann doch nicht drei Hälften aus einem Ganzen machen.“ 
„Was sagst du?“, fragte der Fürst, und der Bauer erzählte nun die ganze Sache. „Da“, lachte der Herzog und hieb ihn mit seinem Spanischen Rohr ganz gehörig über den Rücken und sagte, „hier nimm mein Rohr und teile den andern das Ihrige zu. Es schadet gar nichts, wenn es bei ihnen auch ein wenig fester kommt, du brauchst nicht so genau zu zählen. Und dann bring mir das Rohr wieder!“
Der Bauer tat nach des Herzogs Befehl und ging aus der Stube auf den Vorsaal, wo ihm der Kammerdiener mit ausgestreckter Hand begegnete. „Nun, was hast du bekommen?,“ fragte dieser. „Dies!“, sagte der Bauer und schwang das Rohr. Und der Lakai fing
jämmerlich an zu schreien. Aber der Fürst trat hinzu und sagte: „Er teilt richtig!“ Und der Bauer musste fortfahren und der Lakai musste stillhalten, bis der Herzog sagte: „Nun ist‘s genug!“ 
An der Treppe stand nun der Hofbeamte und hielt seine Hand auf. Der Fürst blieb ein wenig zurück, als der Bauer hinabstieg. „Nun, was hast du bekommen? Flunkere mir nichts vor!“ Da hieb ihn der Bauer mit der Rohr und rief: „Dies ist mein Trinkgeld gewesen.“ Der Hofbeamte wollte um Hilfe rufen, aber da stand der Herzog hinter ihm und sagte: „Er teilt richtig.“ Und der Bauer musste schlagen, bis der Herzog sagte: „Jetzt ist‘s genug!“ 
Nun ging der Bauer auf die Schildwache zu. Aber das wäre eine schlimme Sache gewesen, den mit dem Stocke anzutasten, denn der hätte den Bauern ja mit dem Spieße durchbohren können, ehe der Herzog ihm helfen konnte. Deshalb winkte er ihn zur Seite und bedeutete ihm, er möchte erst seinen Spieß in das Schilderhaus setzen, und nun ging das Teilen los. Da wollte der Soldat den Bauern bei den Ohren fassen, aber der Fürst rief: „Er teilt richtig!“ 
Und das war noch nicht alles. Der Lakai kam ins Gefängnis, der Hofbeamte wurde fortgejagt und die Schildwache kriegte noch mehr Schläge und ward über die Grenze gebracht. Aber der Bauersmann bekam ein gut Stück Geld vom Herzoge, musste aber geloben, nie wieder Fische zu fangen.


Montag, 23. November 2015

Heirat ohne Liebe

Wieder ist ein Tag voran geschritten, es ist Sonntag, die Luft ist kühl aber sonnig, also ein schönes Wetter. Dieses Wetter betrachte ich aus der Wohnung, denn hier habe ich es schön warm und lese Geschichten, so wie jetzt über ...



Heirat ohne Liebe

Es lebte einmal ein Blinder, der war so ungeheuer reich, dass ihm nichts unerreichbar schien. Wegen seines großen Reichtums ging man ihm um den Bart, so dass er hochmütig und anmaßend wurde. 
Nun lebte ganz in seiner Nähe ein vornehmer, aber armer Edelmann, den seine drückende Armut so weit brachte, dem reichen Blinden die eigene Tochter zur Frau anzutragen. Das Mädchen war schön, voller Liebreiz und trotz seiner Armut von stolzem, selbstbewusstem Wesen. Ihrem Vater ging‘s eben wie vielen anderen: Er ließ sich zu einem Entschluss hinreißen, an den er als begüterter, unabhängiger Mann nicht einmal gedacht hätte. Er sah über das Gebrechen des Blinden hinweg und gab ihm seine wunderschöne Tochter zur Frau. Damit hatte er aber das stolze Mädchen zu einem Leben voll Gram und Verzweiflung verurteilt. Die Aussicht auf ein Leben an der Seite des Blinden vergällte ihr jede Freude. 
Der Blinde überlegte und befand, dass ihm eine Verbindung mit dem Edelfräulein nur vorteilhaft sein konnte. Er verlobte sich also mit ihr und beschloss, sie in sein Haus zu führen und eine großartige Hochzeitsfeier auszurichten. 
In der Hochzeitsnacht bereitete man während des Nachtmahls dem Blinden das Brautbett. Voller Ungeduld eilte er in sein Schlafgemach, tastete sich zu seiner Frau, schloss sie in die Arme und presste sie leidenschaftlich an sich. Mit seinen Händen erfühlte er, dass sein liebes Eheweib einen weichen, schmiegsamen Körper hatte, und er fand an ihr alles, was ein Mann an einer Frau an Reizen nur finden kann. Der Blinde sah seine kühnsten Wünsche erfüllt, aber in den Becher seiner Freude floss ein bitterer Wermutstropfen: Man hatte ihm versichert, sie sei noch unberührt, doch sie hatte sich bereits vorher einem edlen Ritter hingegeben, der sie von Herzen liebte. 
Als der Blinde im zärtlichen Liebesspiel so weit gekommen war, dass ihm der Schaden nicht mehr verborgen bleiben konnte, war er beleidigt und empört zugleich. Mit zornbebender Stimme fuhr er sie an: „Kein Zweifel! Man hat mich geschädigt!“ 
Sie erwiderte spöttisch: „Das ist zweifellos richtig. Ihr habt ja schließlich beide Augen verloren.“ 
Der Blinde kreischte: „Lasst den unangebrachten Hohn! Solche Schmähungen haben mir gerade noch gefehlt! Schließlich haben mir‘s meine Feinde angetan!“ 
Die junge Frau erwiderte scharf und mit Nachdruck: „Dann lasst auch Ihr die Schmähungen! Mir haben's schließlich meine Freunde angetan! Den Schaden, den sie mir taten, will ich gern tragen. Was Euch Eure Feinde angetan haben, ist dagegen schlimmer als der Tod. Also kümmert Euch nicht um das, was mir widerfahren ist!“ 
Damit fertigte sie ihn so nachdrücklich ab, dass er nie wieder ein Schmähwort wagte, wie sehr ihn auch die Sache kränkte und aufbrachte. 
Lasst euch meine Geschichte eine Warnung sein: Wer selber im Glashaus sitzt, soll lieber nicht mit Steinen werfen! Wer den anderen wegen eines Körnchens im Auge schmäht und selber einen Balken darin hat, wird seinen Spott teuer bezahlen, wenn man ihm die unangenehme Wahrheit unter die Nase reibt.

Nach dieser Geschichte, finde ich, passen noch diese Zeilen voller Widerspruch:

Es war einmal ein Igel, der traf einen Hamster.
„Guten Morgen und alles Gute!“ sagte der Igel.
„Danke! Weißt du eigentlich, dass ich geheiratet hatte?“ erwiderte der Hamster.
„Herzlichen Glückwunsch!“ sagte der Igel. „Nichts von Glückwunsch!“ Meine Frau machte mir das Leben zur Hölle. Ich hatte das Lachen verlernt. Sie war zänkisch und außerdem trank sie!“ erwiderte der Hamster. 
„Oh, da ging es dir aber schlecht,“ sprach der Igel.
„Schlecht ging es mir nicht. Meine Frau brachte eine gut eingerichtete Wohnung mit vielen Vorräten in die Ehe.“
„Das war aber fein!“ erwiderte der Igel.
„Warum fein? Unsere Wohnung verbrannte und die Hamstervorräte waren dahin.“
„Das war aber schlimm,“ sagte der Igel.
„Warum schlimm? Meine Frau war schwer betrunken und ist mit verbrannt.“


Sonntag, 22. November 2015

Faszination Weihnachten

Es ist Samstag am Morgen, ich sitze am Computer mit einer Tasse Kaffee und Mohnstollen. Es schmeckt mir und ich lese nebenbei eine Geschichte, die mich an mein Zuhause und Weihnachten erinnert. So ähnlich ging es auch bei uns zu, vielleicht noch ein bisschen schöner ... es überkommt mich ein gutes Gefühl. Ein Gefühl, was mir das Wasser in die Augen treibt.
Es geht ja auf Ende November zu, da darf ich schon weihnachtliche Gefühle haben und auch feuchte Augen, sage ich mir.

Faszination Weihnachten

Da ist sie wieder, die Weihnachtszeit. Genauer gesagt, die Vorweihnachtszeit. Sie beginnt bei uns schon Ende August - wenn es nach Handel – und unserem Sohn Tom ginge. Tom fiebert dem Weihnachtsfest entgegen, er freut sich auf die Leckereien, und vielleicht auch auf Geschenke. Wenn ich an das letzte Jahr zurückdenke fällt mir wieder ein, dass zufällig immer dann, wenn der zubereitete Spritzgebäckteig im Kühlschrank ruhte, sich Tom mit Bauchschmerzen herumplagte. Außerdem schrumpfte auch die Teigmenge. Vor einem Jahr las ich im Herbst-Blatt eine Erklärung dieses seltsamen Phänomens: Der Mäusebesuch ist es. Sie schleichen sich an die Vorräte und raffen sie dahin. Dieses Jahr werde ich den Schwund einkalkulieren. Tom wird es freuen, er hat nichts gegen Mäuse.

Am Abend werden wir wieder auf Toms Wunsch eine Thermoskanne mit süßem Kakao auf der Terrasse aufstellen. Für den Nikolaus, der schließlich viel zu tun hat und hie und da eine Stärkung braucht, oder? Damit er vom Nikolaus nicht arg enttäuscht wird, muss Papa nachts heimlich ein paar Schlückchen davon nehmen.



Einen Tag vor Heiligabend ziehen wir dann gemeinsam mit dem Bollerwagen los, um die allerschönste Tanne zu besorgen und sie nach Hause zu fahren.


Vor geraumer Zeit fanden wir beim Entrümpeln des Dachbodens einen großen Karton gefüllt mit Weihnachtsbaumschmuck – in allen erdenklichen Farben und Formen. Herrlich! Beim Anblick unseres bunten und wild aussehenden Baumes würden stolzen Besitzern eines durchgestylten Weihnachtsbaumes sicherlich die Haare zu Berge stehen. Doch auf uns übt der bunte Baum eine unglaubliche Faszination aus.

Wahrscheinlich haben sie es schon gemerkt, liebe Leser/in, dass die Weihnachtszeit bei uns mit einer gehörigen Portion Humor und Vorfreude über die Bühne geht, wir verbinden Tradition mit Harmonie und Ruhe, eine Mischung, die uns jedes Jahr aufs Neue ein unvergessliches Weihnachtsfest garantiert.


Daniela Steven

Es sind Erinnerungen die mich glücklich machen, sie fangen aber alle wie Märchen an: Es war einmal ...


Samstag, 21. November 2015

Lemminge und Witze

Jeden Tag eine Idee. Mal skurril, mal bitterböse, mal simpel. So fing bei Joscha Sauer alles an. Täglich stellte er einen neuen Cartoon ins Internet.  Das Tempo hat nachgelassen, aber nicht der Erfolg. Mehr als 1230 Cartoons stehen auf Sauers Internetseite. Zu unrecht unter dem Label "Nicht Lustig". Hier sind seine Lemming-Zeichnungen gemeint.

Der Lemming ist ein kleines, dummes, wuscheliges Lebewesen, ähnlich dem Menschen, das jeden Tag versucht sich umzubringen, indem es von Klippen springt. Dämlicherweise funktioniert das meistens nicht, also versucht er es am nächsten Tag wieder (mit dem gleichen Ergebnis). Der durchschnittliche IQ der Lemminge beträgt nicht viel, gerade mal -30! 


Gerda will sich scheiden lassen. Der Anwalt fragt: "Trinkt ihr Mann?" - "Nein." - "Schlägt er Sie?" - "Nein." - "Und wie steht es mit der ehelichen Treue?" - "Damit kriegen wir ihn! Zwei von unseren Kindern sind nicht von ihm!"



Ein LKW-Fahrer kommt auf seiner Tour jeden Tag durch einen kleinen Ort und dort am Gericht vorbei. Sein Hobby ist es, jedes Mal einen der Anwälte, die vor dem Gericht rumlaufen, zu überfahren. Eines Tages steht vor dem Ort ein Pfarrer und bittet, mitgenommen zu werden. Der LKW-Fahrer lässt ihn einsteigen und fährt in den Ort. Als er am Gericht vorbeikommt und die Anwälte vor dem Gericht rumlaufen sieht, will er wie immer einen Anwalt überfahren. Im letzten Moment entsinnt er sich, dass ein Pfarrer neben ihm sitzt. Er kann gerade noch den Lenker herumreißen. Trotzdem hört man einen dumpfen Schlag. Im Rückspiegel sieht er einen Anwalt auf der Strasse liegen. Der Fahrer sagt zum Pfarrer: "Ich schwöre, ich bin an ihm vorbeigefahren!" - "Macht nichts", antwortet der Pfarrer, "ich habe ihn noch mit der Beifahrertüre erwischt."


Wer gehört nicht in diese Reihe: Rotkäppchen - der Papst - ein ehrlicher Anwalt - Donald Duck? Natürlich der Papst. Ihn gibt es wirklich, alle anderen sind Phantasiegestalten.

Was sind 1000 Rechtsanwälte aneinandergekettet auf dem Meeresgrund? Ein guter Anfang...


Eine Stellungsausschreibung in einem großen Konzern. Schließlich bleiben nur noch Drei übrig: Ein Mathematiker, ein Physiker und ein Jurist. Alle Drei werden zu einem letzen Test eingeladen. Als erster kommt der Mathematiker die Frage gestellt: "Was ist 1 + 1?" Die Antwort des Mathematikers: "2" Auch dem Physiker wird diese Frage gestellt. Seine Antwort: "Zwischen 1,999999 und 2,0000001..." Als letzter wird der Jurist reingebeten. Wieder die bekannte Frage: "Was ist 1 + 1?" Der Jurist schaut sich um, ob die Tür zu ist und meint dann: "Meine Herrn, ... welches Ergebnis hätten Sie denn gern...?"

Ein Anwalt und ein Ingenieur treffen sich beim Fischen in der Karibik. Der Anwalt erzählt: "Ich bin hier, weil mein Haus niederbrannte. Das Feuer zerstörte alles. Aber meine Versicherung bezahlte alles, ja es blieb sogar etwas übrig, so dass ich mir nun diesen Urlaub leisten kann." - "Das ist aber ein Zufall," sagt darauf der Ingenieur, "ich bin hier, da eine Überschwemmung mein Haus und all meine Sachen zerstörte. Auch meine Versicherung bezahlte so gut, dass ich mir nun den Urlaub leisten kann." Der Anwalt ist nun verwirrt und fragt: "Wie haben sie eine Überschwemmung gemacht?"


Wie beschäftigt man eine Blondine stundenlang? - Man beschriftet ein Blatt Papier auf beiden Seiten mit "Bitte wenden!"


Ein Bratscher und ein Cellist gehen Schnecken suchen. Hinterher hat der Cellist den ganzen Korb voll und der Bratschist hat keine einzige: Die Biester sind so schnell, immer wenn ich mich gebückt habe, waren sie schon weg.


Ein Mantafahrer steht an der Ampel und fragt einen türkischen Passanten: "Ey, wo geht's denn hier nach Aldi?" Dieser korrigiert ihn: "Zu Aldi. Zu!" Darauf Manni: "Watten, Aldi schon zu?"

Warum gibt es Ebbe und Flut? - Als das Meer die Ostfriesen sah, bekam es einen solchen Schreck, dass es flüchtete. Jetzt kommt es zweimal täglich zurück und schaut nach, ob sie noch da sind.

Hinter einem Rosengitter liegt mein Herz und weint so bitter. Heb es auf, zerbrich es nicht denn es ruft ICH LIEBE DICH!

Wollen wir etwas Mathe üben? Wir könnten Dich und mich addieren, unsere Kleider abziehen, unsere Beine teilen - und uns multiplizieren.

Zwei Männer treffen sich auf der Strasse. "Heute morgen war es aber eisig kalt." - "Wie kalt war es denn?" - "Ich weiß es nicht genau, aber ich habe einen Anwalt gesehen, der seine Hände in den eigenen Taschen hatte."