Heute kommen wieder 2 nette Geschichten zur Kenntnis. Die eine Geschichte ist von Ludwig Auerbach, die andere Geschichte ein Volksschwank. Beide Geschichten machen Spaß sie zu lesen.
Die Hasenjagd
Ludwig Auerbacher
Zeichnung: Hans von Volkmann
Ich weiß nicht, ist es ein Schwabe oder ein anderer deutscher Landsmann gewesen, der einmal von einem Hasen hübsch angeführt worden ist. Es hatte nämlich ein langanhaltender Regen die Gegend so sehr überschwemmt, daß fast alles Wild in den Niederungen zugrunde gegangen war. In dieser Not hatte sich ein Häslein schwimmend auf einen Weidenbaum gerettet, der noch aus dem Wasser hervorragte. Das sah ein Bauer von seiner einsamen Hütte aus, und er dachte sich: der Hase wäre doch mehr geborgen in seiner Küche, als dort auf dem Baume, wo er ohnehin zuletzt doch versaufen oder verhungern müßte. Also zimmerte er ein paar Bretter zusammen, und ruderte damit gegen den Weidenbaum zu, um den Hasen zu fischen. Der aber mochte dabei auch seine Gedanken und Pläne im Kopfe haben, wie sich's aus der Folge ergeben wird. Denn wie nun der Bauer anfuhr und sich an den Zweigen hinaufhob, ersah sich der Hase den rechten Augenblick und sprang über den Bauern hinweg auf das bretterne Fahrzeug, das, durch den Aufsprung in Bewegung gebracht, nun fortschwamm, wohin es das Wasser führte. Beim nächsten Bühel, wo es anfuhr, sprang der Hase aufs Trockene und dankte, wie es schien, seinem Erretter mit einem allerliebsten Männle. Der Bauer aber säße wohl noch auf dem Baume, wenn ihn nicht die Nachbarn heimgeholt hätten, die ihn nun ob seiner Hasenjagd brav auslachten.
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Bück dich, Mann
Volksschwank
Der Herr Pastor hatte in seinem Garten einen Birnbaum, der hing voll schöner reifer Früchte, die am Montag abgenommen werden sollen. Als nun der geistliche Herr am Sonntag früh einen Gang durch sein Gärtlein machen will, um noch ein wenig an der Predigt zu lernen, sieh an, da hat jemand über Nacht an den Birnen Gefallen gefunden; der Baum ist rein abgepflückt bis auf eine einzige Birne. Da hatte es nun mit dem Lernen der Predigt seine Schwierigkeit, aber der Pfarrer denkt: Wartet ihr! steckt die letzte Birne in die Tasche und begibt sich nach der Kirche. Als er nun auf dem Predigtstuhl steht, hält er eine schöne Ansprache, die seiner Gemeinde so recht erbaulich zu Herzen geht. Auf einmal kommt er aber auf den Diebstahl zu sprechen, nimmt die Birne in die Hand und ruft: »Wehe dem, der heute nacht meinen Birnbaum geplündert hat, der Spitzbube, ich kenne ihn genau! Dem werfe ich jetzt die Birne an den Kopf!« Als der streitbare Pfarrherr nun mit dem Arm ausholt, da ruft eine Frau aus der andächtigen Menge ihrem Manne halblaut zu: »Bück' dich, Mann, er wirft!«
Ein wenig Heiterkeit darf auch zu Pfingsten sein.
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