... von Markus Lanz, über den ich 2 Tage lang gesprochen habe. Es ist mir nicht besser geworden, als ich über seine schlechten Manieren sprach, also lasse ich ihn und das Thema in Ruhe.
Es gibt für mich andere Sachen, über die ich mich freue und Lehren daraus ziehe. Ich stelle mir Fragen und lasse antworten ... so wie in dieser kleinen Geschichte. Man muss nicht an "den Herrn" glauben, so wie ich, aber solch kleinen Geschichten tun auch einem Ungläubigen gut, oder?
Spuren im Sand
Eines Nachts hatte ich einen Traum:
Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn.
Vor dem dunklen Nachthimmel
erstrahlten, Streiflichtern gleich,
Bilder aus meinem Leben.
Und jedes Mal sah ich zwei Fußspuren im Sand,
meine eigene und die meines Herrn.
Als das letzte Bild an meinen Augen
vorüber gezogen war, blickte ich zurück.
Ich erschrak, als ich entdeckte,
dass an vielen Stellen meines Lebensweges
nur eine Spur zu sehen war.
Und das waren gerade die schwersten
Zeiten meines Lebens.
Besorgt fragte ich den Herrn:
„Herr, als ich anfing, dir nachzufolgen,
da hast du mir versprochen,
auf allen Wegen bei mir zu sein.
Aber jetzt entdecke ich,
dass in den schwersten Zeiten meines Lebens
nur eine Spur im Sand zu sehen ist.
Warum hast du mich allein gelassen,
als ich dich am meisten brauchte?“
Da antwortete er: „Mein liebes Kind,
ich liebe dich und werde dich nie allein lassen,
erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten.
Dort, wo du nur eine Spur
gesehen hast,
da habe ich dich getragen.“
von Margaret Fishback Powers
Mäuse-Freude
Zwei kleine Mäuse hatten ein Henne-Ei-Problem: Sie stritten sich darüber, ob wohl zuerst die Freude oder zuerst das Leid auf der Welt war.
Mäuserich Tilo behauptete: "Natürlich war zuerst das Leid vorhanden. Das ist doch klar! Wie sonst könnte man so ein schönes Gefühl wie Freude empfinden, wenn man nicht vorher den ganzen Schlamassel aus Schmerz und Pein erlebt hätte. Man würde es glatt gar nicht merken!"
Maus Lisa war völlig anderer Meinung: "Die Freude war zuerst da, das muss dir doch einleuchten! Wenn man nicht von Anfang an gelernt hat, wie sich Freude anfühlt, dann wird man sie auch später nicht erfahren. Sie muss einem als Urgefühl in die Wiege gelegt werden. Schlimmes Leid könnte man gar nicht ertragen, gäbe es da nicht die Erinnerung daran, dass das Leben auch anders sein kann – freudig nämlich!"
"Aber die Schmerzen sind doch nur dafür erfunden worden, damit man die Freude überhaupt empfinden kann. Demnach muss das Leid zuerst da gewesen sein", gab sich Mäuserich Tilo nicht zufrieden.
Es hatte keinen Zweck. Die beiden drehten sich im Kreis und fanden keine Einigung. So war es an der Zeit, dem Maus-Meister Theoderich einen Besuch abzustatten und seinen weisen Rat einzuholen.
"Ihr habt beide Recht", meinte dieser. "Freude und Leid wurden gleichzeitig erschaffen. Das Leben ist wie eine Münze, die zwei verschiedene Prägungen trägt: auf der einen Seite die Freude, auf der anderen Seite das Leid – gleichzeitig. Eins ist ohne das andere nicht denkbar. Es gibt keine Münze mit nur einer Seite. So gibt es auch kein Leben, in dem ausschließlich Freude oder nur Leid auftritt. Jede Maus wirft ihre Münze selbst – mal kommt die Freude nach oben zu liegen, beim nächsten Mal das Leid. Nichts gilt für immer. Die Münzen werden ständig neu geworfen. Wichtig für euch ist nun Folgendes: Vergesst niemals, ganz gleich welche Seite der Lebensmünze im Augenblick oben liegen mag, die andere Seite ist immer vorhanden. Sie ist nur im Augenblick nicht sichtbar."
Das stimmte die beiden Mäuse friedlich. Sie bedankten sich bei Meister Theoderich und marschierten Hand in Hand nach Hause.
© Silke Andres, 2003