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Freitag, 5. Juni 2015

Drei merkwürdige Gäste

Gestern war  Fronleichnam: * In der Liturgie heißt das Fest Hochfest des Leibes und Blutes Christi, regional wird es auch Prangertag oder Blutstag genannt. In das Englische und in andere Sprachen ist die lateinische Bezeichnung des Hochfestes Corpus Christi eingegangen. *Wikipedia
Wie schon sehr oft von mir erwähnt, habe ich nicht viel mit der Kirche zu tun, aber es ist ein Feiertag, so möchte ich wenigstens ein paar Worte dazu erwähnen.  Für mich ist es ein Tag der Ruhe und Nachdenklichkeit, so habe ich mir wieder eine nette Geschichte gesucht.


DREI MERKWÜRDIGE GÄSTE UND EIN GUTER STERN

Die vornehmen Leute aus dem Osten hatten den Stall und die Krippe noch nicht lange verlassen, da trug sich eine seltsame Geschichte in Betlehem zu, die in keinem Buch verzeichnet ist.

Als die Reitergruppe der Könige gerade am Horizont verschwand, näherten sich drei merkwürdige Gestalten dem Stall. 
Die erste trug ein buntes Flickenkleid und kam langsam näher. Zwar war sie wie ein Spaßmacher geschminkt, wirkte aber hinter ihrer lustigen Maske eigentlich sehr, sehr traurig. Erst als sie das Kind sah, huschte ein leises Lächeln über ihr Gesicht. Vorsichtig trat sie an die Krippe heran und strich dem Kind zärtlich über das Gesicht: „Ich bin die Lebensfreude“ sagte sie. „Ich komme zu dir weil die Menschen nichts mehr zu lachen haben. Sie haben keine Freude mehr am Leben. Alles ist so bitterernst geworden.“ Dann zog sie ihr Flickengewand aus und deckte das Kind damit zu. „Es ist kalt in dieser Welt. Vielleicht kann dich der Mantel des Clowns wärmen und schützen.“


Darauf trat die zweite Gestalt vor. Wer genau hinsah, bemerkte ihren gehetzten Blick und spürte, wie sehr sie in Eile war. Als sie aber vor das Kind in der Krippe trat, schien es, als falle alle Hast und Hektik von ihr ab. „Ich bin die Zeit“ sagte sie und strich dem Kind zärtlich über das Gesicht. „Eigentlich gibt es mich kaum noch. Die Zeit, sagt man, vergeht wie im Flug. Darüber haben die Menschen aber ein großes Geheimnis vergessen. Die Zeit vergeht nicht. Zeit entsteht. Sie wächst überall dort, wo man sie teilt." Dann griff die Gestalt in ihren Mantel und
legte ein Stundenglas in die Krippe. „Man hat wenig Zeit in dieser Welt.

Diese Sanduhr schenke ich dir, weil es noch nicht zu spät ist. Sie soll dir ein Zeichen dafür sein, dass du immer so viel Zeit hast, wie du dir nimmst und anderen schenkst.“
Dann kam die dritte Gestalt an die Reihe. Sie hatte ein geschundenes Gesicht voller dicker Narben, so als ob sie immer und immer wieder geschlagen worden wäre. Als sie aber vor das Kind in der Krippe trat, war es als heilten die Wunden und Verletzungen, die ihr das Leben zugefügt haben musste. „Ich bin die Liebe“ sagte die Gestalt und strich dem Kind zärtlich über das Gesicht. „Es heißt, ich sei viel zu gut für diese Welt. Deshalb tritt man mich mit Füßen und macht mich fertig.“ Während die Liebe so sprach, musste sie weinen und drei dicke Tränen tropften auf das Kind. “Wer liebt, hat viel zu leiden in

dieser Welt. Nimm meine Tränen. Sie sind das Wasser, das den Stein schleift. Sie sind wie der Regen, der den verkrusteten Boden wieder fruchtbar macht und selbst die Wüste zum Blühen bringt.“ 

Und die Tränen verwandelten sich in drei wunderschöne blühende rosa Rosen. 
Da knieten die Lebensfreude, die Zeit und die Liebe vor dem Kind des Himmels. Drei merkwürdige Gäste, die dem Kind ihre Gaben gebracht hatten. Das Kind aber schaute die drei an, als ob es sie verstanden hätte. 
Plötzlich drehte sich die Liebe um und sprach zu den Menschen. "Man wird dieses Kind zum Narren machen, man wird es um seine Lebenszeit bringen und es wird viel leiden müssen, weil es bedingungslos lieben wird. Aber weil es Ernst macht mit der Freude und weil es seine Zeit und seine Liebe verschwendet, wird die Welt nie mehr so wie früher sein. Wegen dieses Kindes steht die Welt unter einem neuen guten Stern, der alles andere in den Schatten stellt.“
Darauf standen die drei Gestalten auf und verließen den Ort. Die Menschen aber, die all das miterlebt hatten, dachten noch lange über diese rätselhaften Worte nach.
Auch unser Leben und unsere Zeit stehen seit der Geburt Jesu unter einem neuen guten Stern, der alles Dunkle hell macht und alle Verletzungen heilt. Das ist die große Freude, die allem Volk zuteil wird, auch mir und dir.

Ich möchte sagen, unabhängig ob ich ein Glaube habe, oder auch nicht, diese Geschichte hat mir gefallen und, ich habe eine nachdenkliche Ruhe gefunden.

 Autor "Ulrich Peters" - Danke



6 Kommentare:

  1. Liebe Margot,
    das war eine schöne und nachdenkliche Geschichte.
    Ich sehe die Freude, die Liebe und die Zeit auch in folgendem Zusammenhang: Wenn wir uns Zeit für andere nehmen, so ist das ein Ausdruck der (Nächsten-)Liebe und bringt auf beiden Seiten Freude. Ich denke, das ist auch im Sinne der Botschaft Jesu, der ja auch die Nächstenliebe besonders hervorgehoben, gepredigt und praktiziert hat.
    LG
    Astrid

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    1. Liebe Astrid, ich freue mich, dass dir die Geschichte gefallen hat, und deine Antwort finde ich besonders schön. Nächstenliebe ist ein schönes, großes Wort. Nur frage ich mich, gibt es sie noch? Ich kann verstehen, dass das Gesicht der Liebe so zerschunden war ... und bedaure, dass es so ist.
      Wünsche dir einen wundervollen Tag. Ganz liebe Grüße, Margot.

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  2. Liebe Margot,
    danke für diese sehr nachdenklich stimmende Geschichte.
    Wir sollten uns in der Tat viel mehr Zeit für die Anderen nehmen.
    Schon ein kleiner Händedruck zurück, bringt Freude. Und das ist auch im
    Sinne der Bibel.
    Einen guten Start ins bevorstehende Wochenende wünscht dir
    Irmi

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    1. Liebe Irmi, vielen Dank für deine Antwort, sie ist stimmig und spricht mich an. Freude zu schenken ist etwas sehr schönes, nur wird sie auch von dem Beschenkten angenommen? Da habe ich noch immer meine Zweifel, leider.
      Wünsche dir auch einen guten Start ins Wochenende und sende liebe Grüße. Herzlichst Margot.

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  3. ... nachdenkliche Ruhe = das spricht mich an, den Zustand kenne ich auch.


    Liebe Grüße - Monika

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    1. Liebe Monika, vielen Dank. Eine nachdenkliche Ruhe, finde ich auch schöner als nur Ruhe. :-)

      Liebe Grüße, Margot.

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