Die Blumenkinder

... ist wieder eine Geschichte mit Tiefsinn. Und ich glaube, ich entwickel mich zur Märchentante. Eigentlich möchte ich es nicht, aber es gibt so schöne Geschichten, die ich einfach weitererzählen möchte. 

Der Löwenzahn

Mitten in einem prachtvollen Blumengarten, hatte ein Löwenzahn seine Wurzeln ausgeschlagen und war zu einer kräftigen Pflanze herangewachsen. Wie der Löwenzahn in den Garten gekommen war, konnte niemand sagen. Sicher war der Samen mit dem Wind fortgetragen worden und zufällig hier gelandet. Unglaublich schön war dieser Blumengarten, in ihm wuchsen wunderschöne Buschwindröschen, duftende Rhododendronsträucher, Tulpen, Narzissen und selbst eine Orchideenart, der seltene Frauenschuh. Ihr Duft und ihre Blütenpracht verzauberten jeden Besucher, und niemandem fiel es ein, dem unscheinbaren Löwenzahn auch nur einen Blick zu schenken.

Doch da geschah ein kleines Wunder.

Der Blütenkelch der Löwenzahnpflanze verwandelte sich in nur einem Augenblick in ein Meer kleiner Fallschirmchen. Jedes der Schirmchen war ein kleines Löwenzahnkind mit richtigen kleinen Ärmchen und Beinchen. Kunterbunt waren sie, wie winzig kleine Strichmännchen sahen sie aus. Ein jedes von ihnen war bekleidet, teils mit langen T-Shirts oder kurzen Höschen.
Dann waren es wohl kleine Mädchen und Jungen, unfassbar, war so etwas möglich. Es sah so aus, als ob sie nur noch lose mit dem Fruchtkelch der Mutterpflanze verbunden waren. Bald würde sie der Wind mit forttragen und in alle Himmelsrichtungen verstreuen.

"Das kann nicht sein, ich muss träumen."

"Nein, nein du träumst nicht."

Vielstimmig hatten es die kleinen Kinder mit ihren piepsigen Stimmchen ausgerufen.

"Was seid ihr, doch nicht etwas Löwenzahnkinder."

"Aber ja, wir alle sind Löwenzahnkinder."

"Du machst dich lustig über mich. Seit wann bekommen Blumen Kinder."

Eines der Kinder, wohl ein Mädchen, schien die Anführerin zu sein, denn während die anderen Schirmchen stumm blieben antwortete sie:

"Unsere Mama schon, sie ist eine Königin. Und wir sind ihre sprechenden Kinder.

"So ist das also, wie heißt du denn."

"Lilli Löwenzahn."

"Hallo Lilli, ich bin Sahra. Und ihr seid alle kleine Prinzen und Prinzessinnen, oder."

"Nein Sahra, nur ein Mädchen und ein Junge werden die Nachfolge der Königin antreten."

"Und die anderen, was wird aus ihnen."

"Oh, sie begleiten uns auf unserer Reise."

"Unserer Reise, dann bist du also die Prinzessin Löwenzahn. Kennst du auch schon deinen Prinzgemahl."

"Nein Sahra, ich suche mir auf unserem Flug durch die Welt einen hübschen und kräftigen Prinzen aus. Die Auswahl ist wohl groß genug, was meinst du."

Sahra musste schallend lachen und auch Lilli Löwenzahn grinste über das ganze Gesicht."

"Eine sehr große Auswahl sogar Lilli."

"Für eine künftige Königin gerade richtig. Schließlich kann nicht jeder Junge eine Königin bekommen."

"Wozu braucht ihr überhaupt eine Königin."

"Damit die Kraft der Samen erneuert wird, so wachsen wieder junge und starke Pflanzen nach."

"Fast wie bei uns Menschen, dann sind wir gar nicht so verschieden wie ich dachte."

"Ich muss dich leider bald verlassen, denn es kommt Wind auf Sahra."

"Oh dann wünsch ich dir alles Liebe für deine Zukunft."

"Danke Sahra, das wünsche ich dir auch."

"Und viel Glück bei der Suche nach deinem Prinzgemahl."

"Danke schön und du, denke daran, was von außen unscheinbar ist, kann im Inneren sehr schön sein. Und manchmal verbirgt sich dahinter sogar eine künftige Königin."

"Ich werde daran denken, Lilli Löwenzahn"

Doch der Wind hatte schon alle Löwenzahnkinder mit sich fortgetragen.