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Freitag, 29. November 2013

Der Geizhals ...

... heute fiel mir, nach der großen Koalitionsrunde, das Geld ein, weil ich an meine Rente dachte. Und ich fragte mich, hat es noch den Stellenwert der vergangenen Jahre?  Nein, ich glaube nicht, nicht auf der Basis dieser kleinen Geschichte, aber ich finde sie trotzdem schön ... 
Doch bei der Geschichte vom Axtdieb fielen mir Gefühle ein, als ich einen anderen Menschen verdächtigte, etwas von mir genommen zu haben. Sie waren nicht weit von den Gefühlen in dieser Geschichte entfernt ... nein, er hatte nichts genommen. 

Der Geizhals

Ein sehr geiziger Mann pflegte sein Gold unter einem Baum in seinem Garten

zu verstecken. Jede Woche ging er einmal zu dem Baum, grub das Gold aus und betrachtete es stundenlang.

Eines Tages aber fand er nur ein leeres Loch.


Der Mann heulte vor Kummer so laut, dass die Nachbarn zusammenliefen, um zu sehen, was geschehen war. Als sie erfuhren, was dem Mann passiert war, fragte einer: "Hast du das Gold denn zu etwas gebraucht?"

"Nein," heulte der Geizhals, "ich habe es mir immer nur jede Woche einmal angesehen."

"Dann," sagte der Nachbar "wenn du das Geld nicht direkt gebraucht hast, kannst du doch genauso gut jede Woche herkommen und das Loch anschauen."

(aus Mello, Anthony de: Gib deiner Seele Zeit, Herder, 1999


Der Axtdieb

Ein Mann fand eines Tages seine Axt nicht mehr. Er suchte und suchte, aber sie war verschwunden.

Der Mann wurde ärgerlich und verdächtigte den Sohn seines Nachbarn, die Axt genommen zu haben.

An diesem Tag beobachtete er den Sohn seines Nachbarn ganz genau. Und tatsächlich: Der Gang des Jungen war der Gang eines Axtdiebs. Die Worte, die er sprach, waren die Worte eines Axtdiebs. Sein ganzes Wesen und sein Verhalten waren die eines Axtdiebs.

Am Abend fand der Mann die Axt durch Zufall hinter einem großen Korb in seinem eigenen Schuppen.

Als er am nächsten Morgen den Sohn seines Nachbars erneut betrachtete, fand er weder in dessen Gang, noch in seinen Worten oder seinem Verhalten irgend etwas von einem Axtdieb.

nach Lao Tse

4 Kommentare:

  1. Liebe Margot, ja, manchmal ist man enttäuscht, zu Unrecht und warum? Weil man sich getäuscht hat. Aber das ist ja menschlich und leicht passiert. Deine Geschichtchen haben wieder den Tiefgang, der mich zum Nachdenken anregt und das tue ich doch gerne :-), LG Claudia.

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    1. Liebe Claudia, danke für deine lieben Worte, ja, ich hatte mich getäuscht aber es war noch Zeit zur Umkehr. :-) Es freut mich, dass dir die Geschichten gefallen.
      Liebe Grüße, Margot.

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  2. Hallo Margot :)

    zwei sehr treffende Geschichten hast Du uns heute ausgesucht - die gefallen mir beide sehr gut. Die Sache mit dem Gold ist wohl so bei vielen Menschen, wenn es sich auch nicht direkt um "Gold" handeln muss, aber wir haben oft so einiges was wir wohl nie brauchen :)

    Lieben Gruß und schon vorab ein schönes Adventwochenende :)
    Björn :)

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    1. Hallo Björn, ich gebe deiner Antwort, oder besser gesagt deinem Kommentar, wieder recht. Hauptsächlich, was das Gold angeht auch wenn wir es nicht besitzen. Leider ... aber so geht es auch mit den anderen Sachen.
      Wünsche dir auch ein schönes Adventswochenende.
      Liebe Grüße, Margot.

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