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Donnerstag, 21. November 2013

Zwei Samen ...

... heute steht mir leider nicht viel Zeit zur Verfügung, um nach großen Geschichten zu suchen. Also nehme ich heute drei ganz kleine Geschichten und ich hoffe, sie gefallen trotzdem. In meinen Augen sind diese Geschichten Fabeln, und es würde mich freuen, wenn man sie erkennen würde ... und die Weisheit darin.

Zwei Samen

Es steckten einmal zwei Samen nebeneinander im Boden.

Der erste Samen sprach: "Ich will wachsen! Ich will meine Wurzeln tief in die Erde senden und ich will als kleines Pflänzchen die Erdkruste durchbrechen, um dann kräftig zu wachsen. Ich will meine Blätter entfalten und mit ihnen die Ankunft des Frühlings feiern. Ich will die Sonne spüren, mich von Wind hin- und herwehen lassen und den Morgentau auf mir spüren. Ich will wachsen!"

Und so wuchs der Samen zu einer kräftigen Pflanze.

Der zweite Samen sprach: "Ich fürchte mich. Wenn ich meine Wurzeln in den Boden sende, weiß ich nicht, was mich dort in der Tiefe erwartet. Ich befürchte, dass es mir wehtut oder dass mein Stamm Schaden nehmen könnte, wenn ich versuche, die Erdkruste zu durchbrechen. Ich weiß auch nicht, was dort oben über der Erde auf mich lauert. Es kann so viel geschehen, wenn ich wachse. Nein, ich bleibe lieber hier in Sicherheit und warte, bis es sicherer ist."

Und so verblieb der Samen in der Erde und wartete.

Eines Morgens kam eine Henne vorbei. Sie scharrte mit ihren scharfen Krallen nach etwas Essbaren im Boden. Nach einer Weile fand sie den wartenden Samen im Boden und fraß ihn auf.
gefunden in: "Chicken Soup for the Soul"

Der Schäfer und die Nachtigall

"Singe doch, liebe Nachtigall!" rief ein Schäfer der schweigenden Sängerin an einem lieblichen Frühlingsabende zu.

"Ach!" sagte die Nachtigall, "die Frösche quaken so laut, dass ich alle Lust zum Singen verliere. Hörst du sie nicht?"

"Ich höre sie freilich." sagte der Schäfer. "Aber dein Schweigen ist Schuld, dass ich nur sie höre."

Gotthold Ephraim Lessing

Der Meister und die Wölfe 

Im Dorf wurden in der Nähe von Meister Shojus Termpel Wölfe gesichtet. Daher ging Shoju eine Woche lang jede Nacht auf den Dorffriedhof und ließ sich dort zur Meditation nieder. Damit wurden die nächtlichen Angriffe der Wölfe beendet. 

Die Dorfbewohner waren begeistert. Sie baten, ihnen die geheimen Riten zu offenbaren, die er vorgenommen hatte, damit sie in Zukunft das gleiche tun könnten. 

Da sagte Shoju: "Es bedurfte keiner geheimen Riten. Während ich in Meditation saß, versammelte sich eine Anzahl Wölfe um mich. Sie leckten meine Nasenspitze und schnupperten an meiner Kehle. Aber weil ich in rechter innerer Ruhe verharrte, wurde ich nicht gebissen."  Anthony de Mello  

6 Kommentare:

  1. Guten Morgen, liebe Margot,
    es ist schön, den Tag mir dem Lesen der Geschichten in deinem Blog zu beginnen. Vielen Dank! Auch heute haben mir die kleinen Geschichten wieder sehr gefallen, ich nehme sie mit in meinen Tag und denke ein wenig darüber nach. Sie sind sehr anregend für eigene Gedanken!
    Herzliche Grüße und einen schönen Tag dir
    Regina

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    1. Guten Morgen liebe Regina,
      ich freue mich, dass dir diese Geschichten gefallen. Sie regen auch meinen Verstand an. Dir wünsche ich einen wunderschönen Tag und sende liebe Grüße. Danke, herzlichst Margot.

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  2. Hallo Margot :)

    was Du immer für Geschichten findest und so unterschiedliche noch dazu - immer wieder ein Genuss :) Heute gefällt mir die erste Geschichte eigentlich am besten - wobei ich dann wieder denken muss, der arme Samen ;)


    Lieben Gruß und einen Schönen Abend wünsche ich Dir
    Björn :)

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    1. Lieber Björn, danke für deine lieben Worte, die mir wieder sehr gefallen. Nur, den Samen kann ich nicht bedauern, er war zu ängstlich. :-)) Er hat sein Schicksal verdient ...
      Dir einen schönen Abend und liebe Grüße.
      Herzlichst Margot.

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  3. Es macht auch Spaß, Deine Geschichten am Abend zu lesen :) Danke dafür.

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    1. Danke für deine schönen Worte, liebe Eva. Sie erfreuen mich ...

      Liebe Grüße, Margot.

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