Bild: Makiko Kimura |
Das Regenmännchen
Draußen heulte ein Sommergewitter durch die Straßen und trieb aus dunklen Wolken dicke Regentropfen an Toms Fenster. Tom saß mit trüber Miene auf der Fensterbank und schauderte. Was für ein Ferienwetter! Alle seine Freunde, mit denen er sich sonst verabredete, waren in den Urlaub gefahren oder hatten keine Zeit, und so musste er den Nachmittag alleine herumkriegen. Und dann auch noch so ein Wetter, brrr!
Tom gähnte. Er hauchte auf die kühle Scheibe und malte gelangweilt einen Smiley, Dabei fiel sein Blick auf einen besonders dicken Tropfen außen auf dem Glas. Zuerst dachte er, es sei eine Täuschung und er blinzelte zweimal. Doch als er wieder hinsah, war es immer noch da: im Tropfen eingeschlossen ein winziges, aber deutlich erkennbares kleines Lebewesen mit Armen und Beinen wie ein Mensch. Es hatte eine Art lila Kapuze auf dem Kopf, einen weißen Umhang darunter und es winkte!
Tom sah sich um. Außer ihm selbst war niemand im Zimmer, es musste also ihn meinen! Vorsichtig näherte er sein Gesicht der Scheibe. Das winzige Wesen schlug in seinem Regentropfen lachend einen Purzelbaum. Tom musste einfach mitlachen, das sah zu lustig aus, wie das kleine Männchen in seinem Tropfen herumkugelte.
Dann machte es noch einen freischwebenden Wasserhandstand und Tom applaudierte begeistert. Mitten im Ansatz zu einem Salto kam plötzlich ein neuer Tropfen von oberhalb der Scheibe heruntergerollt. Das Tropfenmännchen sah ihn kommen, hob noch einmal lachend die Hand zum Abschied und, schwupp, abwärts ging es mit ihm samt Tropfen!
Abwärts ging es auch mit Tom, der von der Fensterbank auf den dicken Teppich vor der Heizung geplumpst war. Verwirrt rieb er sich den Ellbogen. Gab es das Tropfenmännchen nun wirklich? Oder war er etwa eingenickt und dabei von der Fensterbank gefallen?
Tom kletterte wieder auf seinen Aussichtsplatz und betrachtete jetzt fasziniert jeden einzelnen neuen Regentropfen an der Scheibe. Mit der Langeweile war es jetzt jedenfalls erst mal vorbei.
Was Kinder alles zu sehen vermögen und den Erwachsenen später vielfach verloren geht, liebe Margot, die Phantasie durch die Unbefangenheit gegenüber dem Natürlichen! Und wer dies sich bewahrt oder wiederentdeckt, so wie Sie, beziehungsweise die Autorin Susanne Püschel, ist wahrhaft zu beneiden.
AntwortenLöschenApropos Wetter. Falls gestattet, darf ich aus meinem bereits früher erwähnten Büchlein (dort S.61) einen Vers - der zugegeben wieder leicht melancholisch anmutet - und nicht die Unvoreingenommenheit von Tom besitzt, veräußern. Es handelt sich um die dritte Variante, also vom
Perlenerlebnis 3
Die Perlen an den Fensterscheiben,
Kostbar zu sehn im Sonnenlicht,
Berühren sehr, nur, ach, sie bleiben
Im Wind erhalten länger nicht.
Sieh, wie sie zittern im Vergeh'n
Und brechen doch den Sonnenstrahl.
Glitzernd ist dieses Zeitgescheh'n
Sogar auch noch im Tränental.
Das war der Sonntag in Berlin
Ach ja?
In Berlin und anderswo
Die Tränen, die du nicht geweint hast,
Sind Wolken, die am Himmel zieh'n.
Das Salz der Tränen aber paßt
Ins Meer wie einer Stadt Berlin.
Hier kannst du schwimmend untergeh'n
Vom Rausch der Fluten heimgesucht.
Auch, wenn nur laue Winde weh'n,
Hat dich die Zeit, die Zeit verflucht.
So eilest du, doch bloß im Kreis,
Mit Hoffnungsträumen – Wogenschaum.
Die Wellen kommen und ganz leis
Ertrinkst du schon im eignen Traum.
(ebenda S.94)
Pardon!
Mit herzlichen Grüßen für den Rest
der Woche - sind ja nur noch 2 Tage
... bis zur Himmelfahrt. Allerdings
bin ich kein Freund
von meist so flüssig ausgelassenen
Herren- oder Vatertagtraditionen.
Ihr
E.Rasmus
Guten Morgen und vielen Dank E.Rasmus, für Ihren Kommentar und Gedichte, die ich als sehr schön empfinde. Abgespeichert sind sie und in den nächsten Tagen werde ich sie bestimmt hier zeigen.
LöschenWünsche Ihnen einen wundervollen Vatertag, auch wenn er nicht zu flüssig sein sollte. :-)
Ganz liebe Grüße kommen von Margot.