Der Herbst ist eine schöne Jahreszeit, doch leider nicht heute. Die Luft ist schwanger und trägt mit den Wolken viel Wasser. Es ist eine Zeit, wo Krankheiten auftauchen, an Leib und Seele. Nein, ich denke nicht über Krankheiten nach, sondern folge dem kleinen Bericht von Klaus Pfauter von "Herbst-Blatt". Es ist eine amüsante Lektüre ...
Die Feinschmecker
Alle Leute halten sich für Feinschmecker. Das ist so, überall auf der Welt, sechs Milliarden Feinschmecker. Wenn jetzt einer bescheiden behaupten würde, er sei es nicht, er esse alles, so saß er noch nie vor einem Teller Kuttelsuppe – einer böhmischen Spezialität - oder knabberte wahrscheinlich nie an einer mit Schokolade überzogenen Heuschrecke. Was macht also einen Feinschmecker aus?
Er isst und trinkt gerne gute Sachen. Man könnte es vornehmer ausdrücken: Er speist gerne raffiniert zubereitete Leckerchen und schlürft dabei erlesene Getränke. Aber so einfach ist das nicht. Die Kundschaft von Imbissketten würde sich nicht nachsagen lassen, dass sie von gutem Essen und Trinken keine Ahnung hätte. Würde man ihnen mit dieser Behauptung dumm kommen, so würden sie wahrscheinlich wütend mit Pappbechern nach uns werfen. Dabei ist jedoch die Verletzungsgefahr niedrig.
Es gibt manchmal im Leben Situationen, die es einem Menschen unmöglich machen, etwas zu sich zu nehmen. Erstaunlicherweise kommt so etwas sogar häufiger vor, unbeachtet allen Wohlstandes, der uns umgibt. Sie müssen nur mal krank werden, und schon ist das Unheil da. Dann bekommt man Zwieback und Fencheltee, wahlweise Salzstangen und Cola. Manchmal nicht einmal das. Wir wollen hier keine Katastrophenstimmung aufkommen lassen. Aber wir sind Senioren, und da kann es schon mal passieren, dass uns unsere Verdauung, die für einen Feinschmecker enorm lebenswichtig ist, einen Streich spielt. Dann hängt so einer am Tropf. Traurig, aber wahr. Alles was man so braucht, Lachs, Kaviar und Trüffeln, kommt tröpfchenweise aus einer Plastikflasche durch einen Schlauch in die rechte Armbeuge. Es geht auch so. Der Patient hat weder Durst, noch Hunger. Er ist erst mal froh, dass man ihm geholfen hat. Die teuren dritten Zähne ruhen unbeachtet im Becher.
Nach 2 bis 3 Tagen jedoch die Wende. Hunger ist es nicht, der da aufdringlich das Denken okkupiert. Appetit ist es. Mal wieder etwas kauen, schmecken und schlucken. Am 4. Tag gibt es was. Die freundliche Krankenschwester marschiert mit einem Tablett ins Krankenzimmer. Darauf ein Teller, bedeckt von einem rundem Deckel mit Loch. Sie stellt alles auf den Tisch. Die Spannung steigt. Die gute Fee steckt ihren schlanken Finger in die Deckelöffnung. Hebt den Deckel an! Ein Halbkügelchen strahlend gelben Kartoffelpürees erscheint! Mit einer Spur von brauner Bratensoße! Das alles nicht mehr ganz heiß, aber köstlich.
Das himmlische Manna konnte einst nicht besser sein. Etwas für Feinschmecker!
Autor
Klaus Pfauter
Und wieder habe ich geschmunzelt, allerdings erst zum Schluss. Ja so ist das mit dem Feinschmecker, fein schmeckt wohl alles, wenn man lange nichts zu essen bekommen hat.
AntwortenLöschenÜbrigens, mein Mann hat in Bangkok schon mal Heuschrecken probiert (ich konnte mich nicht dazu überwinden), allerdings ohne Schokolade. Da er keineswegs ausgehungert war, konnte ich seinem Gesicht ablesen, dass es ihm nicht besonders geschmeckt hat. Aber vielleicht ist er kein Feinschmecker, - oder doch?
LG
Astrid
Liebe Astrid, für mich sind Menschen Feinschmecker, die keine Heuschrecken essen. Gut, dass du dich nicht überwunden hast. :-)
LöschenIch muss schon ein "Bäuerchen" machen, wenn ich nur daran denke, dass ich Heuschrecken essen sollte.
Danke für deinen lieben Kommentar. Herzlichst Margot.