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Dienstag, 29. September 2015

Eine Tüte zuviel

Herrlicher Sonnenschein begrüßt mich am Morgen, der Himmel ist mit weißen Wölkchen durchsetzt und erinnert mich an den Sommer. Wie gesagt, es ist Herbstzeit. Mein Leben besteht auch aus Herbstzeit, so lese ich gerne Zeitschriften die diese Zeit beleuchten und sich in Geschichten wiederspiegeln. Es gefällt mir die Zeitung "Herbst-Blatt" aus Unna. Heute gefällt mir die Geschichte von Gisela Lehmann, sie wurde mit der Zeichnung von Klaus Pfauter untermalt.


Eine Tüte zuviel

Einfach stressig, so ein Einkaufstag in Unna! Mit Plastiktüten beladen hetze ich durch die Einkaufszone. In Gedanken überfliege ich schnell die Liste der Besorgungen:

Anzug aus der Reinigung für Peter, für Andreas ein Oberhemd zum Geburtstag. Habe ich. Für Denis ein BVB-Shirt aus dem Fan-Laden. Abgehakt. Rezept in der Apotheke eingelöst - auch o.k. Aber da war doch noch was - komme nicht drauf. Wo ist denn nur der Einkaufszettel? Mit akrobatischen Verrenkungen versuche ich jetzt, ohne die Tüten abzusetzen, den verflixten Wisch aus irgendeiner Tasche zu fischen. Rechts, links, nein; also doch rechts. Ah, da ist er ja! Wußte ich's doch, es fehlt noch ein Reißverschluß. Schnell in den Knopfladen "Damm". Erstmal in einer Ecke all die Taschen und Tüten abstellen. Die "Damms" sind freundlich und hilfsbereit. Gemeinsam suchen wir aus dem großen Angebot den passenden Reißverschluß heraus. Schnell bezahlen, dann sämtliche Tüten gerafft und ab in Richtung "Fäßchen".

Einkaufsstress
Seltsam: noch nie ist mir aufgefallen, wie viele Leute doch ein Handy haben. Ständig wird man von Pieptönen verfolgt. Nun noch der Fotoladen. Bilder vom Urlaub abholen. Also hinein. Auch hier dieser Handy-Ton. Lästig das. Vorwurfsvoll sehe ich den Kunden neben mir an. Der schaut zu mir rüber. "Junge, nimm lieber deinen ach so wichtigen Anruf an!", denke ich. Ich bekomme die Bilder. Sie sind klasse geworden. Erinnerungen an die schönsten Tage, wie man so sagt. Carolin wird sich freuen. Sie wartet schon seit einer halben Stunde im "Fäßchen". Hoffentlich ist sie überhaupt noch da. Bin auf ihr Gesicht gespannt, wenn sie die Bilder sieht. Da sitzt sie ja, wartet.

"Bist spät dran." Ein knapper Kommentar auf mein Zuspätkommen, und: "Hast du die Fotos?" Uff, ich schmeiße mich mit sämtlichen Tüten und Taschen auf den leeren Platz. Bestelle einen Kaffee. Nach dem ersten Schluck geht es mir besser. Nun fange ich an, in den Tüten zu kramen. Ich wühle blind in der Tüte mit den Bildern. Was ist denn das ...ein Telefonhörer? Warum schleppe ich denn meinen Telefonhörer mit?

"Nun wird es aber Zeit, daß du auf dich aufpasst.", schießt mir durch den Kopf. Weitergekramt. Da sind sie. Strahlend reiche ich Caro die Fototüte. Sie guckt. "Na und?", frage ich ungeduldig, als das erwartete Lächeln ausbleibt. "Was soll ich sagen, schöne Bilder, aber die falschen." "Ach was", ich nehme ihr die Bilder aus der Hand. Was ist das denn?! Ich schnappe nach Luft! Noch nie gesehen, diese Bilder. Verdutzt halte ich sie in der Hand. Mein Blick gleitet zu der verdächtigen Tragetasche. Auch noch nie gesehen! Caro grinst und fischt ein Handy aus dem fremden Beutel.

"Wo hast du denn die Tüte her?" Gute Frage, ich versuche sie wahrheitsgemäß zu beantworten. Aus dem Fotoladen? Oder aus dem Knopfladen? Dort hatte ich ja meinen Krempel kurz abgestellt. Sowas kann auch nur mir passieren! Eine Tüte zuviel, wo doch die meisten eher etwas vermissen. Also zurück, mit der fremden Tüte in der Hand. "Du mußt verrückt sein", schimpfe ich mit mir. "Bepackt wie ein Esel und schleppst anderer Leute Zeug durch die Gegend!" Plötzlich wieder dieser Piepton. Jetzt geht mir ein Licht auf: die ganze Zeit versuchte mich wahrscheinlich der Eigentümer des Handys zu erreichen.

Im Fotoladen nachgefragt, nichts. Weitergehastet in die Morgenstraße. Dort empfängt mich mit breitem Schmunzeln Herr Damm persönlich.

"Gewonnen! Die Kundin hat schon ein paarmal angerufen und ich habe sie beruhigt. Es gibt sicher noch ehrliche Leute und Sie bekommen Ihre Sachen wieder zurück."

Ehrlich, ich fühlte mich gleich besser.

Gisela Lehmann



4 Kommentare:

  1. Guten Morgen Margot,
    eine schöne Geschichte hast du ausgesucht. Nur gut, dass ich gestern schon alles eingekauft habe. Heute muss ich keine Tüten mehr schleppen.
    Übrigens: Den Einkaufszettel vergesse ich meist zu Hause, das hat den Vorteil, dass ich ihn dann auch nicht in den Taschen suchen muss ;-)
    LG
    Astrid

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  2. Guten Morgen, liebe Astrid, meistens schreibe ich mir keinen Einkaufszettel, sondern gehe an den Regalen vorbei und kaufe was ich sehe. Um nicht zu viel zu schleppen, habe ich mir eine rollende Einkaufstasche gekauft. :-) Damit geht es besser, den Einkauf zu bewältigen, aber vergessen tue ich trotzdem so einiges. :-)

    Wünsche dir einen schönen Tag. Liebe Grüße, Margot.

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  3. Hallo Margot,

    da freue ich mich, denn solche Tütenschlepperei muss ich eigentlich nicht machen - zum Glück ;) So kann ich meinen Blick auf andere Dinge wenden - wie heute auf einen Schwung Eichhörnchen :)

    Liebe Grüße und einen entspannten Abend für Dich
    Björn :)

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    1. Lieber Björn, ein Schwung Eichhörnchen anschauen, wäre mir auch lieber als Tüten schleppen.
      Nur der Inhalt der Tüten reizt mich, jedesmal.
      Danke für deine lieben Worte und einen schönen Tag, wünsche ich dir noch.
      Herzlichst Margot.

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