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Mittwoch, 23. September 2015

Eine Lebensspanne ...

Wieder fängt ein neuer Tag an, bei dem man sich nicht vor Freude auf die Schenkel schlägt. Nein, es ist wieder ein Tag, wo man nachdenklich in den Himmel schaut und in Erinnerungen schwebt, es regnet. Nein, nicht nur in Erinnerungen, sondern man lässt seine Gedanken wandern und ist überrascht wo man landet. Ich lande bei Annegret Kronenberg und ihren Worten von ... eine Lebensspanne. Es ist nicht meine Lebensspanne, aber die Worte lesen sich gut.




Eine Lebensspanne

Unbeschwert und froh
erlebtest du die Frühlingszeit,
ließest dich gern von romantischen
Träumen verzaubern und
in märchenhafte Gefilde entführen.
Die dunklen Regenwolken am Himmel
sahst du nur durch die rosarote Brille.
Es war deine schönste Zeit.
Ihr folgte ein früher, harter Sommer.
In glühender Hitze wurde viel
und schwer gearbeitet.
Es gab für dich eine Menge Entbehrungen.
Schlimme Trockenperioden machten
zahllose Anstrengungen zunichte.
Es gab aber auch milde Sommerregen
und manche duftende Blumen.
Doch zur Ernte kamst du nicht.
Den Herbst durchschrittest du
mit Siebenmeilenstiefeln
und wurdest vom Winter überrascht,
als deine Scheunen noch leerstanden.
Es war ein langer, bitterer Winter,
von dem du dich nicht mehr erholen konntest.
Er gab dir einfach keine Chance.
Kälte und Dunkelheit begruben dich.

AnnegretKronenberg




HERBSTBEGINN

Gerade hat der Herbst
für dich begonnen,
ist dir schon reiche
Ernte hold,
umarmt dich stolz
mit frohem Kinderlachen
wie du’s gewünscht,
wie du‘s gewollt.
Genieße froh die Sonnentage,
die Herbst so liebevoll dir schenkt.

von Annegret Kronenberg




HERBST - BLUES

Über und über bedeckt 
mit bunten Blättern 
ist der Boden 
unter meinen Füßen. 
In der Nacht hatte 
ein kühler, heftiger Wind 
alle Bäume entblättert. 
Die Kahlheit und Starre 
der nackten Bäume und Sträucher 
stimmen mich traurig, 
drücken auf mein Gemüt. 
Der ständig graue Himmel 
gibt das Nötige dazu. 
In mir erwacht eine starke Sehnsucht. 
Sehnsucht nach Menschen, 
die es nicht mehr gibt. 
Alles wird plötzlich 
so schwer, meine Seele friert. 
Das sind die traurigen Tage, 
der Herbst – Blues.

von Annegret Kronenberg




Eingang

Wer du auch seist: 
am Abend tritt hinaus 
aus deiner Stube, drin du alles weißt; 
als letztes vor der Ferne liegt dein Haus 
wer du auch seist. 
Mit deinen Augen, welche müde kaum 
von der verbrauchten Schwelle sich befrein, 
hebst du ganz langsam einen schwarzen Baum 
und stellst ihn vor den Himmel: schlank, allein. 
Und hast die Welt gemacht. Und sie ist groß 
und wie ein Wort, das noch im Schweigen reift. 
Und wie dein Wille ihren Sinn begreift, 
lassen sie deine Augen zärtlich los...

(aus: Das Bucht der Bilder, 1902)





Ein herzliches Dankeschön geht an die Fotografinn/en, deren Fotos ich, von HD Wallpaper, benutzen darf. 

10 Kommentare:

  1. Liebe Margot,
    das letzte Bild verkörpert für mich den Herbst, wie ich ihn mir vorstelle, wünsche und auch mag. Wollen wir hoffen, dass es dieses Jahr einen solch goldenen Herbst gibt, denn dann macht er gute Laune und regt zu schönen Spaziergängen an.
    LG
    Astrid

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    1. Liebe Astrid, das Foto gefällt mir großartig. Es erinnert mich an meine Jugend, wo ich mit meiner Schwägerin auf dem Motorroller, durch den Thüringer Wald gefahren bin. Es nieselte leicht ... einfach herrlich.
      Dir einen schönen Tag. Liebe Grüße, Margot.

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  2. Liebe Margot,
    ich mag den Herbst sehr, besonders seine Farben und Gerüche, weniger den Nebel und Regen, aber beides nehme ich gern in kauf.
    Die Gedichte von Frau Kronenberg gefallen mir ebenfalls sehr!
    Herzliche Grüße
    Regina

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    1. Liebe Regina, ich mag auch diese erdfarbenen Töne und im Wald, den Geruch nach Pilze. Ich mag kein Regen, etwas Nieseln darf es.
      So wie du, so mag auch ich diese schönen Gedichte. Wünsche dir einen schönen Tag. Liebe Grüße, Margot.

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  3. ... und das Herbstbild fasziniert mich so ...


    Liebe Grüße - Monika

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    1. Guten Morgen, liebe Monika, danke. Da möchte ich gleich sagen, deine Aufnahmen auf deinem Blog, faszinieren mich. Manche Aufnahmen sind unwahrscheinlich schön. Hab vielen Dank.
      Liebe Grüße, Margot.

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  4. Hallo Margot,

    das erste Gedicht finde ich sehr schön, es sagt alles aus und beschreibt ein ganzes Leben :) Noch mehr haben mir die Fotos gefallen, toll gewählt :)

    Liebe Grüße und einen schönen Abend für Dich
    Björn :)

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    1. Danke, lieber Björn, ich muss wählen, weil ich nicht in der Welt komme. Deine Fotos sind einfach super, egal von welchem Ort aus du fotografierst.

      Wünsche dir einen schönen Abend, herzlichst Margot.

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  5. Dem, was Björn schreibt, kann ich nur zustimmen, liebe Margot. Bilder machen auch Verse, wie umgekehrt. In mir assoziierte die Stimmung zum Herbstbeginn, der heute um 8.21 Uhr die Sonne über dem Äquator senkrecht herunterscheinen ließ und auf der Südhalbkugel kalendarisch Frühling bedeutet, dagegen hier in Berlin die nachstehenden Zeilen vom

    September – wie Erinnerung

    Was ist? Ich seh‘ es nicht.
    Die Blätter wispern bloß.
    Da zeigt sich ein Gesicht
    Im fahlen Abendlicht,
    Winkt aus des Herbstes Schoß.

    Der Wind erzählt Geschichten.
    Hör ich’s genau? Ach was.
    Inmitten Wolkenschichten,
    Die drohend sich verdichten,
    Spür ich den Aderlaß.

    Wildenten flugs durchschneiden
    Die Luft, daß sie erklingt
    Metallisch pfeifend, seiden.
    Wie stolz die Vögel scheiden
    Von hier, wo Wehmut winkt.


    von Herzen

    E.Rasmus


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    1. Hallo E. Rasmus ein recht herzliches Dankeschön für die lieben Worte.
      Vielen Dank auch für das schöne Gedicht. Es zeigt mir den Herbst in seiner Vielfalt. Die Blätter mögen wispern, aber ich höre sie.
      Danke und eine gute Nacht. Herzliche Grüße kommen von Margot.

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