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Montag, 3. November 2014

Gedanken im Herbst

Heute ist Sonntag und das Wetter ist, wie in den vergangenen Tagen, sehr neblig. Der Himmel ist mit Nebel fest verschlossen und lässt mich keine Sonne sehen. Die einzelnen Blätter der Bäume hängen trostlos herab und lassen mich auch noch melancholisch werden. Nein, nicht traurig, sondern sie lassen mich still in meinen Gedanken werden. Mich überkommt Müdigkeit schon am Tag. Wie sagte schon Hugo von Hofmannsthal ...




Es gibt eine Stille des Herbstes bis in die Farben hinein.
Hugo von Hofmannsthal


Bild und Text: gafrise

An klaren Herbsttagen
schwebt die Sehnsucht
wie ein blauer Schleier
durch die melancholische Seele…
© Elmar Kupke (*1942), deutscher Aphoristiker und Stadtphilosoph


Der Herbst fängt an. Ich sehe es im Garten, an den Bäumen und Büschen. Ich spüre es an der Luft und den eigenen Gliedern. Der Sommer ist unwiderruflich vorbei. Gegen den Herbst ist kein Kraut gewachsen. Aber der Herbst ist schön und kann so reich an Farben sein. Die letzten Freuden des Lebens sind stiller, aber auch tiefer. So will ich den Herbst ruhig zu mir kommen lassen.
© Phil Bosmans (1922 - 2012), belgischer Ordenspriester


von Enrico Caccia

Laßt uns den Herbst begrüßen,
der uns den süßen Augenblick
der Früchte schenkt.
Laßt uns das warme Gold des Lichts genießen,
das mit dem starken Duft der Wälder uns umfängt.
© Dr. Carl Peter Fröhling (*1933), deutscher Germanist, Philosoph 


Im Nebel ruhet noch die Welt,
noch träumen Wald und Wiesen;
bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
den blauen Himmel unverstellt,
herbstkräftig die gedämpfte Welt
in warmem Golde fließen.
Eduard Mörike (1804 - 1875)




Musik im Mirabell

Ein Brunnen singt. Die Wolken stehn
Im klaren Blau die weißen zarten.
Bedächtig stille Menschen gehn
Am Abend durch den alten Garten.

Der Ahnen Marmor ist ergraut
Ein Vogelzug streift in die Weiten.
Ein Faun mit toten Augen schaut
Nach Schatten, die ins Dunkel gleiten.

Das Laub fällt rot vom alten Baum
Und kreist herein durchs offene Fenster.
Ein Feuerschein glüht auf im Raum
Und malet trübe Angstgespenster.

Opaliger Dunst webt über das Gras
Ein Teppich von verwelkten Düften.
Im Brunnen schimmert wie grünes Glas
Die Mondessichel in frierenden Lüften.
Georg Trakl (1887 - 1914)


Herbst

Astern blühen schon im Garten,
Schwächer trifft der Sonnenpfeil.
Blumen, die den Tod erwarten
Durch des Frostes Henkerbeil. 

Brauner dunkelt längst die Heide,
Blätter zittern durch die Luft.
Und es liegen Wald und Weide
Unbewegt in blauem Duft. 

Pfirsich an der Gartenmauer,
Kranich auf der Winterflucht.
Herbstes Freuden, Herbstes Trauer,
Welke Rosen, reife Frucht.
Detlev von Liliencron (1844 - 1909)



4 Kommentare:

  1. Sehr schöne Zitate und Gedichte über den Herbst hast Du rausgesucht, Margot.
    Aber was lese ich da? Ihr hattet am Wochenende kein schönes Wetter?
    Samstag und Sonntag schien bei uns die Sonne und es war in der Sonne richtig heiß.
    Das ist schade, dass ihre Strahlkraft nicht bis zu Euch gereicht hat.

    Liebe Grüße
    Sonja

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    1. Hallo Sonja hab vielen Dank für deine Zeilen. Nein, ich habe keine Sonne gesehen und so wird es auch heute sein. Leider! Doch ich werde es nicht als Tragik werten ... :-)
      Dir wünsche ich einen schönen Tag und eine gute Woche.
      Liebe Grüße, Margot.

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  2. ..ein bißchen Melancholie kommt auf, beim Lesen der Gedichte... aber irgendwie auch wieder sehr passend zum Herbst...
    LG Eva

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    1. Vielen Dank liebe Eva für deine schönen Worte. Sie gefallen mir.

      Liebe Grüße, Margot.

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