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Sonntag, 8. Dezember 2013

Was wir uns schenken werden ...

Joujou_pixelio.de
... heute ist der 2.Advent und das Weihnachtsfest kommt immer näher. Es wird überlegt, was und wem man etwas schenken kann. Dabei, bei diesem Gedanken, fällt mir eine Geschichte von Ephraim Kishon ein. Er hatte auch solche Gedanken und schrieb darüber eine kleine Geschichte. Vielleicht kennt ihr auch solche Gedanken? Na mal sehen, diese Geschichte könnt ihr hier nachlesen ... ich finde sie heiter und aus dem Leben gegriffen.

Was wir uns schenken werden



Damit Klarheit herrscht: Geld spielt bei uns keine Rolle, solange wir noch Kredit haben. Die Frage ist, was wir einander zu den vielen Festtagen des Jahres schenken sollen. Wir beginnen immer schon Monate vorher an Schlaflosigkeit zu leiden. Der Plunderkasten "Zur weiteren Verwendung" kommt ja für uns selbst nicht in Betracht. Es ist ein fürchterliches Problem. Vor drei Jahren, zum Beispiel, schenkte mir meine Frau eine komplette Fechtausrüstung und bekam von mir eine zauberhafte Stehlampe. Ich fechte nicht. Vor zwei Jahren verfiel meine Frau auf eine Schreibtischgarnitur aus carrarischem Marmor - samt Briefbeschwerer, Brieföffner, Briefhalter und Briefmappe, während ich sie mit einer zauberhaften Stehlampe überraschte. Ich schreibe keine Briefe. Vorheriges Jahr erreichte die Krise ihren Höhepunkt, als ich meine Frau mit einer zauberhaften Stehlampe bedachte und sie mich mit einer persischen Wasserpfeife. Ich rauche nicht. Heuer trieb uns die Suche
nach passenden Geschenken beinahe in den Wahnsinn. Was sollten wir einander noch kaufen? Gute Freunde informierten mich, daß sie meine Frau in lebhaftem Gespräch mit einem Grundstücksmakler gesehen hätten. Wir haben ein gemeinsames Bankkonto, für das meine Frau auch allein zeichnungsberechtigt ist. Erbleichend nahm ich sie zur Seite: "Liebling, das muß aufhören. Geschenke sollen Freude machen, aber keine Qual. Deshalb werden wir uns nie mehr den Kopf darüber zerbrechen, was wir einander schenken sollen. Ich sehe keinen Zusammenhang zwischen einem Feiertag und einem schottischen Kilt, den ich außerdem niemals tragen würde. Wir müssen vernünftig sein, wie es sich für Menschen unseres Intelligenzniveaus geziemt. Lass uns jetzt ein für allemal schwören, daß wir einander keine Geschenke mehr machen werden!" Meine Frau fiel mir um den Hals und nässte ihn mit den Tränen der Dankbarkeit. Auch sie hatte an eine solche Lösung gedacht und hatte nur nicht gewagt, sie vorzuschlagen. Jetzt war das Problem für alle Zeiten gelöst. Am nächsten Tag fiel mir ein, daß ich meiner Frau zum bevorstehenden Fest doch etwas kaufen müsste. Als erstes dachte ich an eine zauberhafte Stehlampe, kam aber wieder davon ab, weil unsere Wohnung durch elf zauberhafte Stehlampen nun schon hinlänglich beleuchtet ist. Außer zauberhaften Stehlampen wüsste ich für meine Frau nichts Passendes oder höchstens ein Brillantdiadem - das einzige, was ihr noch fehlt. Einem Zeitungsinserat entnahm ich die derzeit gängigen Preise und ließ auch diesen Gedanken wieder fallen. Zehn Tage vor dem festlichen Datum ertappte ich meine Frau, wie sie ein enormes Paket in unsere Wohnung schleppte. Ich zwang sie, es auf der Stelle zu öffnen. Es enthielt pulverisierte Milch. Ich öffnete jede Dose und untersuchte den Inhalt mit Hilfe eines Siebes auf Manschettenknöpfe, Krawattennadeln und ähnliche Fremdkörper. Ich fand nichts. Trotzdem eilte ich am nächsten Morgen, von unguten Ahnungen erfüllt, zur Bank. Tatsächlich: Meine Frau hatte 260 Pfund von unserem Konto abgehoben, auf dem jetzt nur noch 80 Aguroth verblieben, die ich sofort abhob. Heißer Zorn überkam mich. Ganz wie Du willst, fluchte ich in mich hinein. Dann kaufe ich dir also einen Astrachanpelz, der uns ruinieren wird. Dann beginne ich jetzt, Schulden zu machen, zu trinken und Kokain zu schnupfen. Ganz wie du willst. Gerade als ich nach Hause kam, schlich sich meine Frau, abermals mit einem riesigen Paket, durch die Hintertür ein. Ich
stürzte auf sie zu, entwand ihr das Paket und riss es auf - natürlich. Herrenhemden. Eine Schere ergreifen und die Hemden zu Konfetti zerschneiden war eins. "Da - da!" stieß ich keuchend hervor. "Ich werde dich lehren, feierliche Schwüre zu brechen!" Meine Frau, die soeben meine Hemden aus der Wäscherei geholt hatte, versuchte einzulenken. "Wir sind erwachsene Menschen von hohem Intelligenzniveau", behauptete sie. "Wir müssen Vertrauen zueinander haben. Sonst ist es mit unserem Eheleben vorbei. "Ich brachte die Rede auf die abgehobenen 260 Pfund. Mit denen hätte sie ihre Schulden beim Friseur bezahlt, sagte sie. Einigermaßen betreten brach ich das Gespräch ab. Wie schändlich von mir, meine kleine Frau, die beste Ehefrau von allen, so völlig grundlos zu verdächtigen. Das Leben kehrte wieder in seine normalen Bahnen zurück. Im Schuhgeschäft sagte man mir, daß man die gewünschten Schlangenschuhe für meine Frau ohne Kenntnis der Fußmaße nicht anfertigen könne, und ich sollte ein Paar alte Schuhe als Muster mitbringen. Als ich mich mit dem Musterpaar unterm Arm aus dem Haupttor drückte, sprang meine Frau, die dort auf der Lauer lag, mich hinterrücks an. Eine erregte Szene folgte. "Du charakterloses Monstrum!" sagte meine Frau. "zuerst wirfst du mir vor, daß ich mich nicht an unsere Abmachung halte, und dann brichst du sie selber! Wahrscheinlich würdest du mir auch noch Vorwürfe machen, weil ich dir nichts geschenkt habe ..." So konnte es nicht weitergehen. Wir erneuerten unseren Eid. Im hellen Schein der elf zauberhaften Stehlampen schworen wir uns, bestimmt und endgültig keine Geschenke zu kaufen. Zum ersten Mal seit Monaten zog Ruhe in meine Seele ein. - Am Nächsten Morgen folgte ich meiner Frau heimlich auf ihrem Weg nach Jaffa und war sehr erleichtert, als ich sie ein Spezialgeschäft für Damenstrümpfe betreten sah. Fröhlich pfeifend kehrte ich nach Hause zurück. Das Fest stand bevor und es würde keine Überraschung geben. Endlich!
Auf dem Heimweg machte ich einen kurzen Besuch bei einem befreundeten Antiquitätenhändler und kaufte eine kleine chinesische Vase aus der Ming-Periode. Das Schicksal wollte es anders. Warum müssen die Autobusfahrer auch immer so unvermittelt stoppen. Ich versuchte die Scherben zusammenzuleimen, aber das klappte nicht recht. Um so besser. Wenigstens kann ich meine Frau keines Vertragsbruches zeihen. Meine Frau empfing mich im Speisezimmer festlich gekleidet und mit glückstrahlendem Gesicht. Auf dem großen Speisezimmertisch sah ich, geschmackvoll arrangiert, einen neuen elektrischen Rasierapparat, drei Kugelschreiber, ein Schreibmaschinenfutteral aus Ziegenleder, eine Schachtel Skiwachs, einen Kanarienvogel komplett mit Käfig, eine Brieftasche, eine zauberhafte Stehlampe, einen Radiergummi und ein Koffergrammophon (das sie bei dem alten Strumpfhändler in Jaffa am Basar unter Der Hand gekauft hatte). Ich stand wie gelähmt und brachte kein Wort hervor. Meine Frau starrte mich ungläubig an. Sie konnte es nicht fassen, daß ich mit leeren Händen gekommen war. Dann brach sie in konvulsivisches Schluchzen aus: "Also so einer bist du. So behandelst du mich. Einmal in der Zeit könntest du mir eine kleine Freude machen - aber das fällt dir ja gar nicht ein. Pfui, pfui, pfui.
Geh mir aus den Augen. Ich will dich nie wieder sehen ..." Erst als sie geendet hatte, griff ich in die Tasche und zog die goldene Armbanduhr mit den Saphiren hervor. Kleiner dummer Liebling.
Ephraim Kishon


Möge es bei euch etwas anders zugehen, als in dieser Geschichte. Es muss nicht das Teuerste sein, was ihr schenken möchtet, sondern das, was dem anderen auch gefällt.



6 Kommentare:

  1. Ich liebe die Geschichten von Kishon, das war also schon einmal ein schönes Geschenk für mich, liebe Margot. Ich habe ihn schon lange nicht mehr gelesen, gleich suche ich mir ein Buch von ihm heraus. Geschmack hat Kishon ja, diese Armbanduhr mit diesen hübschen, kleinen Saphiren, die gefällt mir auch.Wir schenken uns nichts zu Weihnachten, obwohl ich könnte meinem Mann ja mal Die Seite hier mit dem schönen Bild von der Uhr ....

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    1. Liebe Claudia, ich freue mich, sehr sogar, dass dir Kishon gefällt und du etwas von ihm lesen möchtest. Und, ihr möchtet euch nichts schenken? Na ja, so ein Bild kann man ja mal zeigen ... :-))
      Ich wünsche dir einen wunderschönen 2.Advent und sende dir liebe Grüße.
      Herzlichst Margot.

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  2. Wie schrecklich...^^ Eine super lustige Geschichte, Margot.
    Zum Glück geht es bei uns anders zu.
    Ich bin schon schrecklich neugierig auf mein Geschenk. Mein Mann macht ein großes Geheimnis darum. :-)

    Liebe Grüße
    Sonja

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    1. Hallo Sonja, schön zu lesen, bei euch geht es anders zu. Und, ich hoffe, du bekommst ein Geschenk, was du gut gebrauchen kannst. Vielleicht für dein Hobby Fotografie. :-) Es wäre doch schön ...
      Einen schönen Tag und liebe Grüße, Margot.

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  3. Hallo Margot :)
    eine schöne Geschichte hast Du wieder herausgesucht :) Ich schenke gerne, aber bei uns wird es auf Kleinigkeiten begrenzt und ich finde es schön. Wichtig ist ja wie man schenkt und nicht was, da müssen keine Reichtümer unter dem Baum liegen, meist hat man eh fast alles was man sich wünschen kann und was man nicht hat kann man meist nicht kaufen ;)
    Lieben Gruß und Dir schöne Geschenke
    Björn :)

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    1. Hallo Björn, ja so sehe ich es auch, es kommt darauf an, wie man schenkt. Kleinigkeiten, wenn es die Richtigen sind, sind wertvoller als große Geschenke, die man vielleicht nicht braucht.
      Danke für diesen Kommentar. Herzlichst Margot.

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