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Dienstag, 11. Februar 2014

Weisheit - oder verstehen, um was es wirklich geht ...

... so, nun geht es weiter mit Buddhismus, ich möchte ihn verstehen. Und, nach Möglichkeit auch anwenden. So hilft mir bestimmt  dieser Artikel über Weisheit, er ist so geschrieben, dass ich ihm folgen kann ...  ich meine, dass ich verstehe was in ihm steht und ihn deuten kann.

Weisheit - oder verstehen, um was es wirklich geht

Es gibt einen Zeitpunkt im Leben, da entdeckt man, dass man zu sich "Ich" sagen kann. Wenn ihr jüngere Geschwister habt, dann kennt ihr das bestimmt. So lange sie noch ziemlich klein sind - zwei Jahre oder drei alt - reden sie über sich wie über jemanden anderen. "Tobias schlafen geht" - dazu würden wir Älteren sagen: "Ich gehe jetzt schlafen". Wenn wir gelernt haben, uns mit "ich" zu bezeichnen, dann geht es sehr schnell damit weiter, dass wir Spielsachen als "meine" Spielsachen bezeichnen. Wir glauben, dass sie irgendwie zu uns gehören.

Mein Bett gehört mir, weil ich in ihm schlafe, mein Brötchen gehört mir, weil ich es esse, und meine Hose gehört mir, weil ich sie immer trage. Das hört sich alles ganz normal und harmlos an - ist es aber aus der Sicht des Buddha nicht.

Jetzt beginnt nämlich auch ein neues Gefühl in uns zu wachsen, das sich gar nicht gut anfühlt: die Angst. Mein Bruder könnte mir mein Lieblingsauto wegnehmen. Jemand könnte mein Brötchen essen, oder meine Schwester könnte plötzlich auf die Idee kommen, in meinem Bett zu schlafen.

Je älter wir werden, desto fester wird dieses Ich und desto mehr bemühen wir uns, es zu schützen. Wie? Durch mehr haben. Wir glauben, dass wir dann stärker, besser und wichtiger sind. Wir beginnen Freunde zu haben, die zu uns gehören. Und wir haben dann aber auch "Feinde", mit denen wir nichts zu tun haben wollen. Wir finden die gut, die "unsere" Musik hören, und die anderen, die unsere Musik nicht mögen, die finden wir blöd und langweilig. Wir teilen so nach und nach die Welt ein in das, was wir gut finden, und das, was wir nicht mögen. Und auch die Angst wächst mit: Angst vor denen, die uns verhauen, uns etwas wegnehmen und uns schaden könnten.

Wir werden wütend und unglücklich, wenn unsere Schwester in unserem Bett schläft oder wenn unser Bruder mit unserem Lieblingsauto spielt.

Der Buddha hat erklärt, dass es eine Ursache für diese Wut und Angst und die anderen Gefühle, die uns unglücklich machen, gibt. Sie besteht darin, dass wir unser Ich so wahnsinnig wichtig nehmen. Würden wir verstehen, dass es gar nicht so wichtig ist, wer welches Brötchen isst und wer mit welchem Auto spielt, dann könnten wir viel entspannter sein - und damit auch glücklicher.

Denn die anderen haben ja die gleichen Ängste: dass jemand ihr Brötchen essen könnte und so weiter. Es gibt eigentlich keinen besonders großen Unterschied zwischen uns und den anderen. Deshalb - so lehrte der Buddha - sollten wir uns einfach mehr entspannen und unsere Ängste, dass uns jemand was wegnehmen will oder uns schaden will, mehr loslassen.

Dazu hat Andrea Liebers eine die Geschichte von der kleinen Welle erzählt. 

Die kleine Welle, die Angst vor dem großen Ozean hat, ist ständig darum besorgt ist, dass ihr etwas zustoßen könnte. Dass eine größere Welle sie umwerfen könnte, ein Treibholz über sie hinwegschwimmen könnte und so weiter.

Die kleine Welle versteht einfach nicht, dass sie doch eigentlich mit dem Wasser des großen Ozeans verbunden ist, ja dass sie ein Teil von ihm ist, dass sie das gleiche Wasser ist. Erst am Ende der Geschichte versteht sie das Geheimnis des Loslassens. Sie hört auf, sich dauernd Sorgen um sich selbst zu machen und wird wieder richtig eins mit dem großen Ozean. Welch eine Freude, welch ein Glück!

Die kleine Welle
Eine Geschichte von Andrea Liebers

Es war einmal eine kleine Welle in einem großen Ozean.

Wenn die Sonne herabstrahlte, glänzte das Wasser wie ein Spiegel.

Wer genau hinschaute, konnte dann überall kleine Regenbogen erkennen, die auf geheimnisvolle Weise im Wasser entstanden.

Müßig schaukelten die Wellen auf und ab. Träge und entspannt schwappten sie mal hoch, mal tief, wie es eben kam. Nur die kleine Welle versuchte, sich krampfhaft an einer Stelle zu halten, und nicht auf und nieder zu schwappen.

Eine größere Welle sah, dass die kleine Welle sich fürchtete.

"Kleine Welle, du brauchst doch keine Angst vor dem Wasser zu haben!", rief sie ihr zu.

"Aber das Wasser wird mich verschlucken!", wisperte die kleine Welle ängstlich.

"Das Wasser kann dich doch nicht verschlucken, kleine Welle, du bist doch Wasser!", gab die große Welle zur Antwort und hoffte, damit der kleinen Welle geholfen zu haben. Im nächsten Moment war die große Welle verschwunden. Sie war aufgegangen im Wasser, aus dem sie entstanden war. Zu dem sie gehörte, dessen Spiel sie war.

Der kleinen Welle war es schrecklich zumute. Als sie sah, wie die große Welle unterging, verschwand und sich im Wasser auflöste, da wurde ihr ganz schlecht. Sie versuchte, sich so steif wie möglich zu machen und den größeren Wellen nicht in die Quere zu kommen. Die würden sie womöglich mitreißen und ins Wasser ziehen.

Plötzlich tauchte neben der kleinen Welle ein kleiner Fisch auf. Er war so blitzschnell aus dem Wasser aufgetaucht, dass er die kleine Welle fast aus dem Gleichgewicht gebracht hätte.

"Pass doch auf, wo du auftauchst!", schimpfte die kleine Welle.

Der kleine Fisch sah sie verdutzt an. "Wieso?", fragte er mit verständnislosem Gesichtsausdruck.

"Du hättest mich fast umgeworfen!", gab die kleine Welle zurück.

"Dich fast umgeworfen?", der kleine Fisch sah die kleine Welle mit großen Augen an. "Seit wann gibt es Wellen, die nicht umgeworfen werden wollen?"

"Seit es mich gibt!", gab die kleine Welle patzig zur Antwort.

"Andere Wellen sind glücklich, wenn ein großer Sturm kommt, der sie schön aufpeitscht, so dass sie meterhoch steigen und fallen können.

Und du beschwerst dich, aus dem Gleichgewicht gebracht zu werden?"

Die kleine Welle war froh, dass sie jemanden gefunden hatte, mit dem sie sprechen konnte. Sie fasste Vertrauen zu dem kleinen Fisch und sagte: "Weißt du, ich habe nämlich Angst vor dem Wasser."

"Eine Welle, die Angst vor dem Wasser hat?" Der Fisch schüttelte den Kopf. "Kleine Welle, das gibt es nicht. Du bist doch Wasser, du kannst doch vor dem, was du bist, keine Angst haben." Mit diesen Worten tauchte er wieder ab.

Die kleine Welle war wieder allein. So etwas Ähnliches hatte die große Welle auch schon gesagt... Aber was sollte das bedeuten? Ich bin eine kleine Welle und später werde ich vielleicht irgendwann eine große Welle sein, wenn ich älter geworden bin. Ich muss nur aufpassen, dass das Wasser mich vorher nicht verschluckt, dachte die kleine Welle und versuchte nicht zu sehr auf und nieder zu schwappen.

Da sah die kleine Welle ein Stück Treibholz auf sich zukommen. Sie musste schnell ausweichen, sonst würde das Treibholz mitten durch sie schwimmen und dann ...

Die kleine Welle traute sich gar nicht weiter vorzustellen, was dann wohl passieren würde. Schnell versuchte sie, beiseite zu gehen.

Fast wäre das schief gegangen. Millimeter lagen zwischen der kleinen Welle und dem Treibholz, das munter an ihr vorbei schaukelte.

"Das nächste Mal passt du auf, wo du entlang treibst, hörst du!", rief die kleine Welle dem Treibholz zu.

"Was!" Das Treibholz glaubte nicht richtig gehört zu haben.

"Wenn du das nächste Mal an mir vorbeikommst, dann weich bitte aus. Ich will nicht durch deine Unachtsamkeit kaputtgehen!" Die kleine Welle war richtig wütend geworden.

"Aber Wellen gehen weder kaputt noch sind sie ganz, Wellen sind Wasser, das sich zu Wellen formt!" Das Treibholz wunderte sich sehr. Eine Welle, die nicht wusste, was eine Welle ist, war ihr noch nie begegnet.

Die kleine Welle konnte nicht mehr weiter mit dem Treibholz sprechen. Denn eine große Welle war dahergekommen und hatte das Holz ein großes Stück mit sich gerissen.

"Es kann einem so viel passieren, solange man klein ist ..." Die kleine Welle schaute gedankenverloren zu den großen Wellen, die sich auftürmten und mit einem Gischtschweif davon stürzten. "Wenn ich erst eine große Welle bin, dann wird es mir sicher besser gehen!", dachte die kleine Welle. Plötzlich schreckte sie aus ihren Gedanken auf. Eine Möwe war dicht neben ihr gelandet. Die kleine Welle bemühte sich sehr, nicht aus dem Gleichgewicht zu kommen.

"He, du Möwe!", rief die kleine Welle so laut sie konnte. "Kannst du nicht aufpassen!"

"Aufpassen?" Die Möwe schaute verwundert. "Auf was denn?"

"Na auf mich natürlich!", sagte die kleine Welle beleidigt. "Siehst du nicht, dass ich hier bin? Du kannst doch nicht einfach so knapp neben mir auf dem Wasser landen!"

Die Möwe schaute betreten drein. "Seit wann ist es verboten, auf dem Wasser zu landen?", fragte sie die kleine Welle ärgerlich.

"Auf dem Wasser darfst du gerne landen, aber nicht auf mir!", gab die kleine Welle freundlich zurück. "Ich muss noch wachsen, bis ich groß und stark bin. Auf einer großen Welle würdest du doch sicher nicht landen, oder?"

Die Möwe starrte die kleine Welle an. "Wie? Ich hör wohl nicht recht? Auf dem Wasser darf ich landen aber auf dir nicht?"

"Ganz genau!", gab die kleine Welle zurück. "Du hast schon richtig gehört."

"Kleine Welle, ich glaube du spinnst wohl!" Entrüstet plusterte die Möwe sich auf.

"Wieso denn?" Die kleine Welle war empört.

"Du bist doch selber Wasser! Ob große Wellen oder kleine Wellen, ihr seid doch alle das gleiche!" Aufgeregt schlug die Möwe mit den Flügeln, erhob sich vom Wasser und verschwand irgendwo im blauen Himmel über dem weiten Ozean.

Die kleine Welle wurde unruhig. Alle sagten ihr dasselbe. Sie sei eine kleine Welle und gleichzeitig Wasser. Das heißt, sie brauchte eigentlich keine Angst vor dem Wasser haben. Schön blau war das Wasser um sie herum. In der Sonne glänzte es wie ein Spiegel. Und die kleine Welle konnte auch überall viele kleine Regenbogen sehen, die mal auftauchten und dann wieder verschwanden, je nachdem, wie die Sonnenstrahlen sie trafen.

Die kleine Welle wurde etwas ruhiger. "Ein bisschen mehr Schwappen schadet mir vielleicht nicht", dachte sie und entspannte sich ein wenig.

"Vielleicht wachse ich ja schneller, wenn ich etwas mehr schwappe und schaukele", dachte die kleine Welle jetzt und überließ sich ein bisschen mehr dem Rhythmus des Steigens und Fallens des Meeres.

Ahh! Das war schön! Die kleine Welle fühlte sich wohl. Auf und nieder ging es, sie brauchte nur faul und untätig dazuliegen, den Rest erledigte der Ozean.

"Bestimmt wachse ich so schneller! Bald werde ich groß und stark sein und wie die großen Wellen turmhoch steigen und fallen!" Die kleine Welle freute sich schon darauf.

Das Rauschen des Ozeans gefiel ihr sehr, früher hatte sie das nie gehört. "Vielleicht hört man das erst, wenn man ein bisschen mehr gewachsen ist?", dachte die kleine Welle. Sie hatte das Gefühl, schon stärker und größer geworden zu sein.

Da spürte sie plötzlich, wie der Wind sich in ihr kräuselte. Das machte Spaß! Den Wind auf sich zu spüren, das war wie wenn der Himmel das Meer berührte! Herrlich!

Die kleine Welle entspannte sich noch mehr. Kraftvoll fühlte sie sich, groß und stark. So, als ob sie die Kraft des ganzen Ozeans in sich vereinigt hätte. "Bestimmt bin ich schon ein großes Stück gewachsen!", dachte die kleine Welle. Solche Gefühle hatte sie vorher noch nie gehabt. Da hob es sich in ihr und es senkte sich in ihr. Das war so schön! Gischt sprühte von ihr, Regenbogen erglänzten in ihr, je nachdem, wie die Sonne auf sie fiel. Sie lag da wie ein glänzender Spiegel unter dem blauen Himmel.


Herzlichst Margot

2 Kommentare:

  1. Hallo Margot,
    eine interessante Erzählung, die mit der kleinen Welle. Erstaunlich wie man auf solche Vergleiche kommt, aber schon richtig. Besitzdenken steckt wohl in uns allen drin, wo es herkommt? Darüber habe ich noch nie nachgedacht - ich kann nur an dieses Lied erinnern "Es ist alles nur geliehen..."
    Lieben Gruß
    Björn :)

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    1. Hallo Björn, danke für den guten Kommentar, der mich zum Nachdenken anregt. Ja, woher kommt das Besitzdenken??? Da habe ich viel zu tun ...
      Einen schönen Tag und liebe Grüße, Margot.

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