Heute möchte ich keinen Wetterbericht abgeben, denn das Wetter ist wie am gestrigen Tag, einfach herrlich. Dadurch bin ich froh gestimmt und wende mich, wie schon so oft, Joachim Ringelnatz zu. Man schreibt, er war ein humoristischer Schriftsteller, was mir gefällt. Nur sein Leben war sehr vielschichtig und arm. Er starb am 17. November 1934 an Tuberkulose. Einige seiner Gedichte möchte ich wiedergeben.
Kleines Gedichtchen
Kleines Gedichtchen,
Ziehe denn hinaus!
Mach ein lustiges Gesichtchen.
Merke dir aber mein Haus.
Geh ganz langsam und bescheiden
Zu ihr hin, klopf an die Tür,
Sag, ich möchte sie so leiden,
Doch ich könnte nichts dafür.
Antwort, nein, bedarf es keiner.
Sprich nur einfach überzeugt.
Dann verbeug dich, wie ein kleiner
Bote schüchtern sich verbeugt.
Und dann, kleines Gedichtchen du,
Sag noch sehr innig: "Geruhsame Ruh".
Joachim Ringelnatz
Zu einem Geschenk
Ich wollte dir was dedizieren,
nein, schenken, was nicht zuviel kostet.
Aber was aus Blech ist, rostet,
und Messing-Gegenstände oxydieren.
Und was kosten soll es eben doch.
Denn aus Mühe mach ich extra noch
was hinzu, auch kleine Witze.
Wär bei dem, was ich besitze,
etwas Altertümliches dabei ---
doch was nützt dir eine Lanzenspitze!
An dem Bierkrug sind die beiden
Löwenköpfe schon entzwei.
Und den Buddha mag ich selber leiden.
Und du sammelst keine Schmetterlinge,
die mein Freund aus China mitgebracht.
Nein - das Sofa und so grosse Dinge kommen
überhaupt nicht in Betracht.
Ach, ich hab die ganze letzte Nacht,
rumgegrübelt, was ich dir geben könnte.
Schlief deshalb nur eine,
allerhöchstens zwei von sieben Stunden,
und zum Schluss hab ich doch nur dies kleine,
lumpige, beschissne Ding gefunden.
Aber gern hab ich für dich gewacht.
Was ich nicht vermochte, tu du's:
Drücke du nur ein Auge zu.
Und bedenke,
dass ich dir fünf Stunden Wache schenke.
Lass mich auch in Zukunft nicht in Ruh.
Joachim Ringelnatz
Lustiges Gedicht
Überall ist Wunderland.
Überall ist Leben.
Bei meiner Tante im Strumpfenband,
Wie irgendwo daneben.
Überall ist Dunkelheit.
Kinder werden Väter.
Fünf Minuten später
Stirbt etwas für einige Zeit,
Überall ist Ewigkeit.
Wenn Du einen Schneck behauchst,
Schrumpft er ins Gehäuse.
Wenn Du ihn in Kognak tauchst,
Sieht er weiße Mäuse.
Joachim Ringelnatz
Ein Federchen flog durch das Land
Ein Federchen flog durch das Land;
Ein Nilpferd schlummerte im Sand
Die Feder sprach: "Ich will es wecken!"
Sie liebte, andere zu necken.
Aufs Nilpferd setzte sich die Feder
Und streichelte sein dickes Leder.
Das Nilpferd sperrte auf den Rachen
Und musste ungeheuer lachen.
Joachim Ringelnatz 1883-1934
Und ich, ich musste nicht lachen aber schmunzeln, denn auch bekannte Schriftsteller haben Unfug im Kopf, was ich wieder als angemessen halte.
Wünsche euch noch eine schöne Woche und sage ...
So ein bißchen Blödelsinn, steckt in jedem Menschen drin :-), LG Claudia.
AntwortenLöschenLiebe Claudia, da hast du recht, ich sehe es an mir. :-)
LöschenDir noch einen schönen Tag. Liebe Grüße, Margot.