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Dienstag, 7. Juli 2015

Der Philosoph ohne Regenschirm

Ach manchmal ist das Leben anders, als man denkt, heute früh bin ich aufgewacht und war müde. Was, ihr auch? Trotz der vielen Gewitter, die die Luft abkühlten, konntet auch ihr nicht schlafen? So werden wir sicher in dieser Nacht schlaf finden ... ich hoffe, sehr.




Der Philosoph ohne Regenschirm

Es ist nicht alles schön auf dieser wunderschönen Welt,
Novemberstürme gibt es auch im Monat Mai.
Beschimpfe nicht den Regen, der auf dich herniederfällt,
bedenk: Der meiste Regen fällt an dir vorbei.

Fred Endrikat . 1890-1942


Bauernweisheit

Der Wille ist ein Denken und Schwätzen.
Die Tat gibt dem Willen das Lebenslicht.
Der Glaube kann wohl Berge versetzen,
aber Komposthaufen versetzt er nicht.

Fred Endrikat . 1890-1942


Der Beamte

Er reibt sich die Hände: „Wir kriegen’s jetzt!
Auch der frechste Bursche spüret
Schon bis hinab in die Fingerspitz’,
Dass von oben er wird regieret.

Bei jeder Geburt ist künftig sofort
Der Antrag zu formulieren,
Dass die hohe Behörde dem lieben Kind
Gestatte zu existieren!“

 Theodor Storm . 1817-1888


Dummheit

Wer nur der Weisheit nachgespürt, den halt ich noch für keinen Mann:
Doch, wer die Dummheit ausstudiert, den seh ich für was Rechtes an!
Der Weisen Tun errät man leicht: man sieht da noch wann, wie, warum;
Bei Dummen kuckt man sich umsonst nach allen diesen Sachen um.
Der Dummheit Weg ist wunderbar: Niemals erkennet man den Grund
Und, fänd ihn einer richtig aus, so tät er aller Funde Fund!
Denn Dummheit ist die größte Macht, sie führt Heere stärkstes an;
Ich glaube, dass sie nie ein Held bekämpfen und besiegen kann.

August Kopisch . 1791-1853




Das Mädchen mit dem Muttermal

Woher sie kam, wohin sie ging,
Das hab’ ich nie erfahren.
Sie war ein namenloses Ding
Von etwa achtzehn Jahren.
Sie küsste selten ungestüm.
Dann duftete es wie Parfüm
Aus ihren keuschen Haaren.

Wir spielten nur, wir scherzten nur;
Wir haben nie gesündigt.
Sie leistete mir jeden Schwur
Und floh dann ungekündigt,
Entfloh mit meiner goldnen Uhr
Am selben Tag, da ich erfuhr,
Man habe mich entmündigt.

Verschwunden war mein Siegelring
Beim Spielen oder Scherzen.
Sie war ein zarter Schmetterling.
Ich werde nie verschmerzen,
Wie vieles Goldene sie stahl,
Das Mädchen mit dem Muttermal
Zwei Handbreit unterm Herzen.

 Joachim Ringelnatz . 1883-1934



Herzlichst Margot

2 Kommentare:

  1. Danke für der Worte Tiefgang, liebe Margot, von Endrikat - den ich noch nicht kannte - bis hin zu Ringelnatz!

    "Der meiste Regen fällt an dir vorbei", wie viele schlechte oder leere Worte auch im Leben.
    Und bei 29 Grad Celsius in der Wohnung wollte ich nun nächtens

    Den Horizont erhellen

    Schreib ich, wo die Wolken hängen,
    Wo die Nacht sich übergibt,
    Wo auch Tränen sich vermengen
    Und den Tag ins Zwielicht drängen,
    Weil kein Wind die Wolken schiebt?

    Oder schreibe ich vom Blauen
    Einer Nacht, die sternenklar
    Grüßt den Morgen zum Beschauen,
    Der mit Feen in Nebeltauen
    Bietet Blütenkelche dar?

    Schreibe ich von Wolkennächten,
    Wo der Tag lebt wie ein Dieb,
    Schweigsam, und in Nebeln fechten
    Gnome, ihn für Geld zu ächten,
    Braucht’s des Wortes Blitz als Hieb.

    Ihnen für die zweite Wochenhälfte angenehme Temperaturen und wie immer interessant gestaltende Ideen.

    E.Rasmus

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    1. Vielen Dank E. Rasmus für die Worte und Gedicht. Das Gedicht gefällt mir sehr gut, natürlich auch ihre Worte. Ist schon alles gespeichert. :-))

      Herzliche Grüße, Margot

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