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Montag, 24. August 2015

Die Schlange und der Landmann

Gestern habe ich "Dumme Sprüche" aufgeschrieben, heute möchte ich mit Fabeln lehrreicher sein. Vielleicht kennt ihr die Fabeln schon, dann nehmt sie bitte als Auffrischung an.


Die Schlange und der Landmann

Eine Schlange, welche ihren Verschlupf im Vorhofe eines Landmannes hatte, tötete dessen kleines Kind, worüber die Eltern in tiefe Trauer gerieten. In seiner Betrübnis ergriff der Vater ein Beil und wollte die Schlange, sobald sie
hervorkäme, totschlagen. Wie sie nun den Kopf ein wenig herausstreckte, wollte er schnell auf sie loshauen, allein er verfehlte sie und traf nur die Öffnung ihres Schlupfwinkels. Nachdem sich die Schlange wieder in ihr Loch zurückgezogen hatte, glaubte der Landmann, sie denke nicht mehr an die Beleidigung, nahm Brot und Salz und setzte es vor die Höhle. Die Schlange aber zischte ganz fein und sprach. »Nun und nimmer kann Zutrauen und Freundschaft zwischen uns bestehen, solange ich den Stein sehe und du das Grab deines Kindes.«

Die Fabel lehrt, daß niemand Haß und Rache vergißt, solange er ein Denkmal dessen, was ihn in Betrübnis versetzte, vor Augen hat.


Das Lamm und der Wolf

Ein Lämmchen löschte an einem Bache seinen Durst. Fern von ihm, aber näher der Quelle, tat ein Wolf das gleiche. Kaum erblickte er das Lämmchen, so schrie
er:
»Warum trübst du mir das Wasser, das ich trinken will?«
»Wie wäre das möglich«, erwiderte schüchtern das Lämmchen, »ich stehe hier unten und du so weit oben; das Wasser fließt ja von dir zu mir; glaube mir, es kam mir nie in den Sinn, dir etwas Böses zu tun!«
»Ei, sieh doch! Du machst es gerade, wie dein Vater vor sechs Monaten; ich erinnere mich noch sehr wohl, daß auch du dabei warst, aber glücklich entkamst, als ich ihm für sein Schmähen das Fell abzog!«
»Ach, Herr!« flehte das zitternde Lämmchen, »ich bin ja erst vier Wochen alt und kannte meinen Vater gar nicht, so lange ist er schon tot; wie soll ich denn für ihn büßen.«
»Du Unverschämter!« so endigt der Wolf mit erheuchelter Wut, indem er die Zähne fletschte. »Tot oder nicht tot, weiß ich doch, daß euer ganzes Geschlecht mich hasset, und dafür muß ich mich rächen.«
Ohne weitere Umstände zu machen, zerriß er das Lämmchen und verschlang es.
Das Gewissen regt sich selbst bei dem größten Bösewichte; er sucht doch nach Vorwand, um dasselbe damit bei Begehung seiner Schlechtigkeiten zu beschwichtigen.


Der Löwe und der Bär

Ein Fuchs war einmal auf Jagd gegangen, einen guten Bissen zu erbeuten. Er 
war noch nicht lange unterwegs, als er ein lautes Streiten vernahm.
Ein Bär schlug mit seinen Tatzen nach einem Löwen und fauchte ihn wütend an:
»Ich war der erste beim Hirschkalb. Die Beute gehört mir, ich habe sie gefangen.«
»Nein!« brüllte der Löwe zornig zurück. »Du lügst! Ich war als erster hier, und darum gehört die Beute mir.« Er wehrte sich kräftig und schnappte mit seinen scharfen Zähnen nach dem Fell des Bären.
Der Löwe und der Bär kämpften verbissen miteinander. Dem Fuchs erschien der Kampf endlos, denn nicht weit von ihm entfernt lag die Streitbeute, und er mußte sich zusammenreißen, daß er sich nicht gleich auf das Hirschkalb stürzte. Aber er war klug und sagte sich: »Sind die Streitenden erst erschöpft, so können sie mir nichts mehr anhaben.«
Als der Bär und der Löwe nach unerbittlichem Kampf endlich kraftlos zusammenbrachen, waren sie tatsächlich nicht mehr fähig, sich zu rühren. Der Fuchs schritt an ihnen vorbei und holte sich die Beute. Er verneigte sich höflich und sagte: »Danke, meine Herren, sehr freundlich, wirklich sehr freundlich!« Lachend zog er mit dem Hirschkalb ab.

Hier zu dieser Geschichte fallen mir die Worte ein: Wenn Zwei sich streiten, freut sich ein Dritter. 



2 Kommentare:

  1. Da kam mir spontan der Gedanke, das arme Lämmchen ;)
    Zum Glück war es nur eine Fabel.

    Liebe Grüße
    Björn :)

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    1. Lieber Björn, du bist eben ein Mensch mit großem Herzen. Vielen Dank.:-)

      Liebe Grüße, Margot.

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