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Montag, 3. August 2015

Schrumpelnde Schachteln

Heute lacht schon am frühen Morgen das Sonnenwetter zu mir in die Wohnung. So geht mein erster Blick zu meinen Balkon-Blumen, ob sie die Nacht gut überstanden haben, ist meine lautlose Frage. Sie haben, warum auch nicht, es war kein Gewitter in der Nacht. Nein, die Luft war angenehm und nicht zu kalt. So ging es am Tag weiter und mein Herz hüpfte, vor Freude. Ich fühlte mich wohl und las von Ruth-Ursula Westerop eine Satire über "Schrumpelnde Schachteln". Sie hat mir gefallen ... die Satire ... 


Schrumpelnde Schachteln

Schönheit ist eine feine Sache und sie bleibt auch eine sehr feine Sache, so lange man eben noch schön ist. Mal ganz abgesehen davon, was, wie und warum etwas überhaupt als Schönheit zu bezeichnen ist, handelt es sich sozusagen um die Schachtel, in die ein Mensch mal eingepackt wurde. 
Da gibt es nun Schachteln, bei denen, da sie vor Wind und Wetter geschützt, in Glasvitrinen zur Schau gestellt waren, auch nach Jahrzehnten noch eine gewisse Schönheit sichtbar bleibt. Andere hingegen, die den rauhen Lebensstürmen ausgeliefert sind, sie erscheinen früher oder später als ziemlich verknautschte Schachteln. Es ist müßig, über die ungerechte Verteilung dieser Verpackungen nachzudenken, denn niemand wird dafür die Verantwortung übernehmen. 
Schönheit wird ganz automatisch, jedoch wohl fälschlich, mit Jugend verbunden. Was beide mit einander gemeinsam haben ist, dass weder Jugend noch Schönheit ewig erhalten bleiben, obwohl sich in der heutigen äußerlichkeitsbesessenen Zeit, ganze Gesell- schaftsschichten in die OP´s begeben, damit sie genau das Gegenteil beweisen können. 
Können sie auch. Allerdings nur für eine relativ kurze Zeitspanne, denn es gibt, bisher jedenfalls, keine Schachtel, die sieben oder acht Jahrzehnte ohne Knautschzonen übersteht, selbst nicht in der Vitrine. Eine ganz scheußliche Tatsache, der die gesamte Kosmetikindustrie in Verbund mit der Schönheitschirurgie den Krieg erklärt hat. Nun, Kriegserklärungen sind ja auch heute noch modern, leider fragen die Krieger nicht, wie und was dabei auf der Strecke bleibt. Doch das ist außerdem noch ein ganz anderes Thema. Wer nun nicht im Chor der Jugendwahnsinnigen und Schönheitsbesessenen mitsingen möchte, der wird sich wohl oder übel damit abfinden müssen, dass im Laufe der Jahre seine Schachtel so nach und nach zerknittert, verbeult und letztendlich mal ganz verschrumpelt aussehen wird. Es sei denn, das Schicksal hätte beschlossen, die Schachtel vorzeitig wegzuschmeissen. 
Sie haben doch sicher auch schon etwas von Mogelpackungen gehört, die speziell dort zu finden sind, wo man auf einen kleinen Inhalt durch luxuriös aufgedonnerte Schachteln aufmerksam machen will. 

Was immer Sie nun denken mögen, vermutlich haben Sie recht. Darum überlasse ich Ihnen weiter, gedankliche Spaziergänge zu diesem Thema.


Herzlichst Margot

2 Kommentare:

  1. Liebe Margot,
    Du hast uns heute eine schöne und zum Nachdenken anregende Geschichte präsentiert. Die Autorin spricht mir aus der Seele. Ich frage mich, wer kann eigentlich etwas für seine große Nase, für seine vielleicht etwas zu kurz oder zu dick geradenen Beine, für seinen etwas zu großen Mund...Eigentlich kann niemand etwas dazu. Deshalb ist es jedoch auch unfair Menschen dafür zu beurteilen und ihnen auch noch entsprechende Charaktereigenschaften zuzuweisen. Es ist total unfair und trotzdem wird es in unserer Gesellschaft so gehandhabt. Und alte Schachteln werden wir hoffentlich alle einmal, - es ist uns zu wünschen, denn wir wollen doch alt werden.
    LG und einen sonnigen Tag
    Astrid

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    1. Liebe Astrid, ich muss Lachen, du hast schon wieder recht. :-) Es stimmt, die Menschen haben nichts anderes zu tun, als über körperliche Fehler zu sprechen. Ja, ich möchte auch eine sehr alte Schachtel werden. :-)) In dieser Beziehung kenne ich keine Scham.
      Danke, wünsche dir eine schöne Woche. Liebe Grüße, Margot.

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