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Freitag, 13. Februar 2015

Der Ziegelstein

Makiko Kimura
Heute ist Freitag, das Wochenende steht vor der Tür, die Temperatur liegt über dem Gefrierpunkt, es weht kein Wind und ich habe das Gefühl, die Welt ist trostlos. Am Morgen habe ich noch ein Gefühl von Glück in mir verspürt ... nun aber lese ich eine Geschichte, die mich zum Weinen und zum Lachen bringt ... sie beinhaltet für mich eigenartige Gefühle. 


Der Ziegelstein
(Verfasser unbekannt)

Ein junger und erfolgreicher Manager fuhr mit seinem Jaguar ein wenig zu schnell durch eine Vorstadtstraße. Er achtete auf Kinder, die möglicherweise zwischen den parkenden Autos am Straßenrand auf die Straße laufen könnten und verminderte seine Geschwindigkeit als er etwas zu sehen meinte. Als sein Auto an der betreffenden Stelle vorbeifuhr, tauchten jedoch keine Kinder auf. Stattdessen krachte ein Ziegelstein in die Seitentür des Jaguars! Er machte eine Vollbremsung und setzte den Jaguar zurück zu der Stelle, an der der Ziegelstein 
geschleudert worden war.
Der zornige Fahrer sprang aus dem Wagen, schnappte das erste Kind, das er dort sah, drückte es gegen ein parkendes Auto und brüllte: “Was fällt dir eigentlich ein und wer bist du? Was um Himmels willen soll das? Das ist ein flammneues Auto und dieser Ziegelstein, den du da geworfen hast, wird eine Menge Geld kosten. Warum hast du das getan?" Der kleine Junge sagte entschuldigend: “Bitte, Herr...bitte, es tut mir leid, aber ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte. Ich habe den Stein geworfen weil niemand sonst angehalten hat... " Während Tränen sein Gesicht hinunter rannen und von seinem Kinn tropften zeigte der Junge auf eine Stelle hinter einem geparkten Auto. „Das ist mein Bruder", sagte er. “Er ist über den Bordstein gerollt und aus seinem Rollstuhl gefallen und ich kann ihn allein nicht aufheben." Mittlerweile heftig schluchzend bat der Junge den erstaunten Manager: “Könnten Sie mir bitte helfen, ihn wieder in seinen Rollstuhl zu setzen? Er ist verletzt und er ist für mich zu schwer." 

Zutiefst gerührt versuchte der Fahrer, den rasch in seinem Hals aufsteigenden Kloß zu schlucken. Eilig hob er den behinderten Jungen wieder in den Rollstuhl und zog dann ein leinenes Taschentuch hervor um die frischen Schrammen und Schnitte abzutupfen. Ein kurzer Blick verriet ihm, dass alles wieder in Ordnung kommen würde. „Danke und Gott segne Sie“, sagte das dankbare Kind zu dem Fremden. Zu erschüttert um Worte zu finden sah der Mann einfach nur zu, wie der Junge seinen an den Rollstuhl gefesselten Bruder den Bürgersteig entlang weiter schob. Es war ein langer, langsamer Gang zurück zu seinem Jaguar. Der Schaden war gut sichtbar, doch der Fahrer ließ die verbeulte Seitentür nie reparieren. Er ließ die Beule dort um ihn beständig an ihre Botschaft zu erinnern: "Eile nicht so schnell durchs Leben, dass jemand einen Ziegelstein auf dich werfen muss um deine Aufmerksamkeit zu bekommen!" 

Gott flüstert in unsere Seele und spricht zu unserem Herzen. Manchmal, wenn wir keine Zeit haben, zuzuhören, muss er einen Ziegelstein auf uns werfen. Es ist unsere Wahl, ob wir zuhören oder nicht.

So schrieb der unbekannte Verfasser, aber ich kann mit den Namen Gott nicht viel anfangen, was sage ich dazu? Ich weiß es nicht ...




4 Kommentare:

  1. Wieder so eine erstaunliche Geschichte, Margot.
    Nun, einen Jaguar fahre ich nicht und hoffe auch nicht es wirft jemand einen Ziegelstein nach mir.

    Vor einigen Jahren fuhr ich morgens durch ein kleines Dorf, da lag ein Mann neben einem Rollstuhl - ich fuhr zurück und fragte ob ich helfen solle - was er aber nicht wollte ^^

    Manchmal geht es auch ohne Beule am Auto ;)

    Liebe Grüße und schönes Wochenende
    Björn :)

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    1. Lieber Björn, auch wenn du nicht helfen konntest, war es schön, dass du gefragt hast. Ich empfinde es als eine wunderschöne Geste.

      Ein schönes Wochenende und liebe Grüße, Margot.

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  2. Eine sehr berührende Geschichte, die auch mich mahnt, nicht immer so sehr durch den Alltag zu eilen und so vieles zu übersehen, zu ungeduldig und zu schnell zu ungehalten zu sein.

    Liebe Grüße
    Sonja

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    1. Hallo Sonja, du hast recht, wir übersehen manchmal sehr viel und fragen uns danach, was war. Beim nächsten Mal werden wir aufmerksamer sein. Ich beziehe mich mit ein.

      Einen schönen Abend und liebe Grüße, Margot.

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