... hat gestern begonnen. Ich bin zwar keine große Freundin von dieser Lustbarkeit, jedenfalls nicht mehr, aber ich möchte ihr ein wenig Aufmerksamkeit schenken. Schon Wilhelm Busch, sogar Johann Wolfgang von Goethe war die Fastnacht ein paar Zeilen wert. Als Kind, nach dem Krieg, gab es auch in Erfurt noch Umzüge, die mir gefallen haben. Doch im Zeitalter des Fernsehens und den ständigen Übertragungen der Karnevals-Sitzungen ist mir diese Zeit des Tuschs und der Fröhlichkeit zur Belastung geworden ... trotzdem bin ich nicht Humorlos. :-))
Karneval
Auch uns, in Ehren sei's gesagt,
Hat einst der Karneval behagt,
Besonders und zu allermeist
In einer Stadt, die München heißt.
Wie reizend fand man dazumal
Ein menschenwarmes Festlokal,
Wie fleißig wurde über Nacht
Das Glas gefüllt und leer gemacht,
Und gingen wir im Schnee nach Haus,
War grad die frühe Messe aus,
Dann können gleich die frömmsten Frau'n
Sich negativ an uns erbau'n.
Die Zeit verging, das Alter kam,
Wir wurden sittsam, wurden zahm.
Nun sehn wir zwar noch ziemlich gern
Die Sach' uns an, doch nur von fern
(Ein Auge zu, Mundwinkel schief)
Durchs umgekehrte Perspektiv.
Wilhelm Busch
Fastnacht 1825
Da das Alter, wie wir wissen,
Nicht für Torheit helfen kann,
Wär es ein gefundner Bissen
Einem heitern alten Mann,
Dass am Rhein, dem vielbeschwommnen,
Mummenschar sich zum Gefecht
Rüstet gegen angekommnen
Feind, zu sichern altes Recht.
Auch dem Weisen fügt behäglich
Sich die Torheit wohl zur Hand,
Und so ist es gar verträglich,
Wenn er sich mit euch verband.
Selbst Erasmus ging den Spuren
Der Moria scherzend nach,
Ulrich Hutten mit Obskuren
Derbe Lanzenkiele brach.
Löblich wird ein tolles Streben,
Wenn es kurz ist und mit Sinn;
Heiterkeit zum Erdeleben
Sei dem flüchtigen Rausch Gewinn.
Häufet nur an diesem Tage
Kluger Torheit Vollgewicht,
Dass mit uns die Nachwelt sage:
Jahre sind der Lieb und Pflicht.
Johann Wolfgang von Goethe
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