Seiten

Freitag, 5. Februar 2016

Angst vor Fremdem

Möchte nur einen Bericht aufschreiben, den ich heute von einer Lilli gelesen habe. Die Diskussionen über Flüchtlinge geht mir über die Hutschnur, ich möchte kein Fernsehen mehr anmachen, das viele Gequatsche regt mich auf. Nein, ich habe es schon einmal geschrieben, ich habe nichts gegen Flüchtlinge, nur die Anzahl macht mich etwas nachdenklich.

Doch nun der Bericht von Lilli, den sie am 16. Januar 2016 geschrieben hat.

Angst vor Fremdem 

Die Angst vor Fremdem und Unvorherzusehendem, wer trägt sie nicht in sich?
Da erzähle ich mal von meiner gestrigen Begegnung..
mein sonntaglicher Spaziergang mit meiner Kusine führte mich auch an unserer Kirche vorbei.
Die Krippe steht noch und.. da mein Mann vor 20 Jahren einen neuen Ochsen für sie geschnitzt hat, ging kein Weg an der Krippe vorbei.
Die Kirche am späten Sonntagnachmittag war fast menschenleer.
Außer uns noch zwei Frauen, die sich der Darstellung näherten.

Jemand hätten wir fast übersehen, er saß, sich ganz kleinmachend auf der Kniebank in einem Seitenschiff und an die Wand gedrückt.
Ein Mann, zusammengekauert, uns einen schüchternen Blick zuwerfend.

Was denkt man in so einem Moment?
"was mache ich jetzt..
er sieht anders aus, also ist er einer von den Asylsuchenden,
was will er hier in der Kirche,
hat er Böses im Sinn..?

Wir gingen weiter zur Krippe, dort waren die beiden anderen Frauen etwas unruhig geworden und zeigten Angst, kein Wunder eigentlich nach den letzten Ereignissen.
Wir strebten dem Ausgang zu, wieder dieses kurze Aufblicken, das Gewissen regt sich, man kann doch nicht so vorbeigehen.

Wir gingen näher, fragten, ob ihm etwas fehlen würde.
Das ist eine dumme Frage, ich weiß.

Er antwortete uns mit einem Wort, wir verstanden ihn aber nicht und zeigten ihm das.
Er bekreuzigte sich und wir verstanden uns.
Beten??? ein Nicken..

Er stand auf, gab uns die Hand, mir zuerst und hauchte mir unvorhergesehen einen Kuss auf die Wange.

Sofort sprintete mir der Kölner Silvesterabend durch meine Gedanken und ich zuckte zurück, die andere Wange war somit nicht mehr zugänglich.
Er gab auch meiner Kusine die Hand, sie war ja nun vorgewarnt.

da war sie schon.. die Angst vor Fremdem..
Wir wünschten ihm noch alles Gute und gingen hinaus.

Draußen kam uns eine bekannte junge Frau, die schon vom Küster alarmiert worden war, entgegen.
Sie erzählte, dass dieser Fremdling ein Syrer ist, der in einer Unterkunft mit anderen zusammen lebt,
der sehr häufig in dem Gotteshaus betend anzutreffen ist, der unter einem Trauma über seine Erlebnisse leidet,
der sich unheimlich über gespendete Hosenträger gefreut hat, weil er seine Hose mit Bändern festgehalten habe.

Dieser Mann war 35 Jahre alt, sah aber wie ein 60jähriger aus.
Er muss Schreckliches erlebt haben.

Er bräuchte dringend eine ärztliche Behandlung, ein etwas arabisch sprechender Arzt würde sich kümmern.

Das Erlebnis ging uns nahe, jaaa wenn wir das gewusst hätten....................................

Man sollte seine Angst überwinden und genauer hinschauen,
denke ich, doch tun wir es ???

lillii


Ich möchte es auch sagen, wir schauen zu wenig hin, sondern wir Verallgemeinern, was nicht gut ist. Stellt euch vor, ihr seid die Flüchtlinge und werdet mit Wut behandelt und zurückgewiesen. Ihr habt durch Krieg euer Zuhause verloren und müsst nun als Bettler durch die Lande ziehen, wie wir, nach dem 2. Weltkrieg ... 
Die geldlichen Leistungen vom Staat sind heutzutage besser für Flüchtlinge, aber ich habe keinen Euro deshalb weniger im Geldbeutel. Können wir nicht mehr Teilen, dass uns schon dieser Gedanke erschreckt? Es könnte ja sein ...



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen