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Samstag, 18. Oktober 2014

Im Herbste ...

Meine Blicke gehen wie an jedem Morgen aus der Balkontür zum Himmel. Ich sehe das Wetter. Es ist kein Regen zu sehen und im Moment sieht es wie auf diesem nachfolgendem Foto aus. Ich finde, in 10 Minuten kann es schon anders aussehen und ich denke an schöne Herbsttage. Da fallen mir noch dazu einige Gedichte ein ...




Im Herbste 

Auf des Gartens Mauerzinne 
bebt noch eine einz'ge Ranke: 
Also bebt in meinem Sinne 
schmerzlich nur noch ein Gedanke. 
Kaum vermag ich ihn zu fassen, 
aber dennoch von mir lassen 
will er, ach, zu keiner Frist; 
und so denk ich ihn und trage 
alle Nächte, alle Tage 
mit mir fort die dumpfe Klage, 
daß du mir verloren bist.

Emanuel Geibel (1815 - 1884)


Günther Schad_pixelio.de

Herbst

Rings ein Verstummen, ein Entfärben:
Wie sanft den Wald die Lüfte streicheln,
Sein welkes Laub ihm abzuschmeicheln;
Ich liebe dieses milde Sterben.

Von hinnen geht die stille Reise,
Die Zeit der Liebe ist verklungen,
Die Vögel haben ausgesungen,
Und dürre Blätter sinken leise.

Die Vögel zogen nach dem Süden,
Aus dem Verfall des Laubes tauchen
Die Nester, die nicht Schutz mehr brauchen,
Die Blätter fallen stets, die müden.

In dieses Waldes leisem Rauschen
Ist mir als hör' ich Kunde wehen,
dass alles Sterben und Vergehen
Nur heimlich still vergnügtes Tauschen.

Nikolaus Lenau (1802 - 1850)


Andreas Musolt_pixelio.de

Umwandlung

Die du mir einst, du wilde Rose,
Das junge Knabenherz beglückt, –
Die du mich einst durch deine lose,
Anmuth'ge Schelmerei entzückt, –
So seh' ich dich nach Jahren wieder! –
Wir hatten Zeit, uns zu entfalten –
Ich kehre, fast der Alte, wieder,
Doch du hast keinen Zug behalten.

Wo blieb sie denn, die tolle Schöne,
Das wilde flatterhafte Ding?
O wie verwandelt ward der schöne
Buntfarbig leichte Schmetterling!
Hast einen Gatten – hast auch Kinder,
Und strickst und sprichst von Fleisch und Butter,
Wie Alles theuer wird geschwinder,
Und von den Sorgen einer Mutter.

So ganz erloschen und verloren
Der schöne Duft der Jugendzeit!
Du lächelst über mich, den Thoren,
Und strotzest von Vernünftigkeit.
Wirthschaftlich roth Gesicht und Hände –
Du musstest viel am Feuer stehn –
So muss ich, Rose, dich am Ende
Als Hagebutte wiedersehn! –

Heinrich Seidel


Heinz Hasselberg_pixelio.de


2 Kommentare:

  1. Ein sehr schöner und stimmungsvoller Beitrag, Margot.
    Mir gefällt das letzte Gedicht sehr. Irgendwie finde ich mich darin wieder und ich finde, es ist alles gut und schön, wie es jetzt ist. Alles hat seine Zeit und jede Zeit hat ihren Reiz. Es wundert mich, dass ich heute der Jugend irgendwie so gar nicht nachtrauere.^^ Vielleicht wird es besser mit mir.^^

    Liebe Grüße
    Sonja

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    1. Hallo Sonja,
      deine Worte sind sehr gut und wahr. Ich trauere auch nicht der Jugend nach und besser muss es mit dir nicht werden. Nach meiner Meinung bist du perfekt.
      Das letzte Gedicht ist wunderschön.
      Liebe Grüße, Margot.

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