... Leichtes, Luftiges, zu diesem noch schönen Wetter. Die Politik lasse ich heute aus meiner Betrachtung und wende mich der Poesie zu. Nicht der Poesie von schon verstorbenen Dichter und Denker, sondern aus dem hier und heute. Ich denke an Renate Eggert-Schwarten. Sie schrieb über sich:
Ich erinnere mich, dass meine Eltern mich während der Weihnachtsfeier unseres Kanuclubs auf einen Tisch stellten, von wo aus ich stolz ein ellenlanges Weihnachtsgedicht aufsagte. Damals war ich drei Jahre alt und trug vielleicht schon den Samen der Liebe zur Poesie in mir?
Nach dem Abitur studierte ich Germanistik (und Sport – für den Ausgleich von Körper und Geist) und beschäftigte mich weiterhin begeistert mit Prosa und Lyrik der deutschen Sprache.
Meine vier Kinder brachten mir dann später alle Formen der Kinderbuchliteratur nahe.
Ich liebte es, ihnen vorzulesen!
Besonders eingängig fand ich dabei diejenigen Bilderbücher, die mit schlichten Kinderreimen arbeiteten. Verse prägen sich einfach ein, und ganz besonders tun dies witzige, humorvolle Reime.
Und ich, ich mag ihre Verse, sie sind gut zu lesen, egal ob nachdenklich, lustig oder witzig geschrieben. Heute von mir ein paar Kostproben von dieser Frau, der Dichterin Renate Eggert-Schwarten.
Gegenwart
Dunkle Bäume, hoch
und still.
Luft, die nichts
bewegen will.
Wasser, gläsern,
unberührt,
dass das Licht in
Bahnen führt.
Niemand, der die
Stille stört,
nichts, was nicht
hierher gehört.
Zukunft und
Vergangenheit
werden hier zu einer
Zeit
ganz besondrer Art
Gegenwart.
Renate
Eggert-Schwarten
Ohne dich
Ohne dich kann ich
zwar sein,
doch ich kann mich
nicht recht freu’n,
an den Blumen oder
Bäumen
und sogar in meinen
Träumen
sind die Bilder nicht
mehr bunt.
Vielleicht sagst du
jetzt: „Na und?
Ich bin doch bald
wieder da,
komm zurück und bin
dir nah.“
Und ich weiß ja, du
hast Recht,
aber dennoch geht’s
mir schlecht
ohne dich.
Renate Eggert-Schwarten
Wenn du nicht bei mir
bist
Die Welt beginnt sich
langsamer zu drehen,
wenn du für eine Zeit
nicht bei mir bist.
Mein Lager dehnt sich
wie ein braches Feld,
obwohl es nach wie
vor zwei Meter misst.
Der Kaffee morgens
schmeckt mir nicht.
Er duftet scharf und
bitter.
Ich bin so fremd in
meinem Haus,
das mir Gefängnis ist
auch ohne Gitter.
Die Welt davor
scheint ohne Farben,
sie lockt mich nicht,
ich habe keine Pläne.
Erfreuliche Gefühle
kamen mir abhanden.
Ich weiß nur, dass
ich mich unendlich sehne...
Renate Eggert-Schwarten
Flugangst
Wie gern flög ich
nach Mexiko,
Tahiti und Hawaii,
wie gern säh ich die
Welt mir an,
ganz unbeschwert und
frei.
Doch leider, leider
geht es nicht,
wie groß mein Wunsch
auch sei,
denn wenn ich nur ans
Fliegen denk,
krieg ich schon Angst
dabei.
Ich würd ja gern,
doch wag ich’s nicht,
mir wird die Brust
schon eng,
wenn ich im großen Menschenpulk
mich auf der Gangway
dräng.
Ich hab’s versucht
mit Alkohol,
Valium und Ginseng,
die ersten Zwei
vertrag ich nicht,
das Letzte schmeckt
zu streng.
Wenn ich von fernen
Reisen hör,
erwacht in mir der
Neid,
ich fühle mich
erbärmlich dann
und tu mir selber
Leid:
für andre geht’s ans
Rote Meer,
ist es mal
Urlaubszeit,
ich komm mit meinem
Caravan
nicht annähernd so
weit.
Die Tiere fremder
Länder wie
Nashorn und Elefant,
sie waren, sind und
bleiben mir
aus Büchern nur
bekannt.
Im Zoo von Hagenbeck
sind sie
zwar auch recht
imposant,
doch säh ich sie viel
lieber noch
in ihrem Heimatland.
Es ist mein Kreuz,
ich trag’s nicht gern,
die Angst vor jedem
Flug,
ich habe schon seit
längerem
von dieser Angst
genug.
Ich hoffe, sie
verflüchtigt sich
so wie ein
Geisterspuk,
solang sie mich
jedoch noch quält,
fahr ich wohl weiter Zug.
Renate Eggert-Schwarten
Bei diesen Gedichten möchte ich es heute belassen. Ein wunderschönes, berührendes Gedicht hatte ich schon im Juli 2012 auf meine Webseite gesetzt. Nur dieses Gedicht alleine: "Wenn Du gehen musst, dann geh."
Diese Verse sind es wert, gelesen zu werden, immer wieder ...
Und unter diesem Link findet ihr noch mehr, von und über diese Dichterin.
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