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Freitag, 20. September 2013

Das empfindliche Fragezeichen ...

... eine Geschichte die ich empfinden möchte. Warum? Im Moment finde ich darauf einfach keine Antwort! Werde ich ja sagen können, wenn ich am Ende dieser Geschichte angekommen bin? Na mal sehen ... die Hoffnung stirbt zuletzt ...

Das empfindliche Fragezeichen


Ein Fragezeichen und ein Ausrufezeichen rutschten beim Umfallen eines Bücherstapels aus ihrem Text und marschierten, nachdem sie sich von der Rutschpartie erholt hatten, durch die Zeilen, um ihren angestammten Platz wieder zu finden.

„Da ist ein Platz für dich“, sagte das Ausrufezeichen. „Da steht ein WARUM.“- „Da will ich aber nicht hin“, antwortete das Fragezeichen. „Warum denn nicht?“ fragte das Ausrufezeichen. „Warum, warum, warum wohl“, fauchte das Fragezeichen. „Entschuldige bitte, ich wollte dir nicht auf die Nerven gehen. Ich wollte doch nur wissen, warum du da nicht hin willst.“ - „Das ist es ja gerade“, sagte das Fragezeichen.

„Ich habe schon oft in meinem Leben hinter einem WARUM gestanden. Und danach kamen meistens ganz empörte Sätze, die mich fast umgeblasen haben.“ - „Warum das denn?“ fragte das Ausrufezeichen verwundert. „Man wird doch noch fragen dürfen!“ - „Natürlich darf man fragen“, erwiderte das Fragezeichen. „Aber nicht WARUM. Du musst doch merken, dass Warum fragen die Leute auf die Palme bringen.“ - „OK“, sagte das Ausrufezeichen. „Das kann ich verstehen. Aber ich muss doch Fragen stellen, wenn ich die Gründe von etwas herausfinden will!“ - „Das ist richtig, aber nicht WARUM!“ - „Und warum nicht? Oh, entschuldige bitte.“ - „Ist schon gut. Also, wenn du die Gründe für etwas herausfinden willst, ist es auch nicht sinnvoll, warum zu fragen. Die Leute geben dann meistens Antworten, die sie sich zurechtgelegt haben. Und die fördern nicht gerade das Verständnis der Sache. Oh, ich sehe, du möchtest schon wieder WARUM fragen.“ - „Nein, will ich nicht!“ sagte das Ausrufezeichen empört. „Ich will etwas ganz anderes fragen, nämlich: Wie frage ich dann, wenn ich nicht warum fragen darf?“ - „Das ist eine gute Frage“, sagte das Fragezeichen. „Komm, lass uns mal durch den Text gehen. Dies ist ein gutes Buch, und wir finden sicher eine Stelle, an der ich dir klarmachen kann, wie gute Fragen sich anhören.

Lies mal, hier reden zwei Freunde, Peter und Paul, miteinander. Paul lobt Peter für ein tolles Tennisspiel, das Peter gewonnen hat. Aber Peter sagt zu Paul:
,Ich kann deine Anerkennung nicht annehmen.’
‚Was hindert dich daran?’ fragt Paul.
,Ich bin es nicht wert’, erwidert Peter.
Und Paul fragt weiter: Wie weißt du das?’
Auf diese Frage antwortet Peter: ,Noch nie hat man mir Anerkennung ausgesprochen.’


Daraufhin fragt Paul: ‚Wer hat dich nicht anerkannt?’
Auf diese Frage fällt Peter ein: ,Zum Beispiel mein Vater, Ich habe immer Angst vor ihm.’
Paul fragt daraufhin: ‚Was befürchtest du von deinem Vater?’
,Dass er mich bestraft’, sagt Peter.
‚Wofür bestraft dich dein Vater?’ fährt Paul fort.
,Ich bin schlecht in der Schule’, sagt Peter. ,Dafür bestraft er mich.’
Und Paul fragt weiter: ‚Wie macht er das?’
Peter denkt nach: ,Er redet nicht mit mir’, ist seine Antwort.
Und Paul stellt eine weitere Frage, nämlich: ,Und was bedeutet das für dich?’
Diese Frage lässt Peter weiter nachdenken: ‚Wenn mein Vater nicht mit mir redet, fühle ich mich wertlos’, ist seine Antwort.

„Und so geht es weiter, wie du lesen kannst. In diesem Absatz stehen acht Fragen, hinter die ich mich Hebend gerne stellen würde“, schwärmte das Fragezeichen.
„Und was bewegt dich dazu?“ fragte das Ausrufezeichen.
„Bei diesen Fragen kann ich mitwirken, etwas Wichtiges herauszufinden.“
„Und was ist das Wichtige, das du dabei mithilfst herauszufinden?“ fragte das Ausrufezeichen.
„Du hast es verstanden!“ rief das Fragezeichen voller Bewunderung aus.
„Ja, ich habe verstanden“, sagte das Ausrufezeichen. „Und hinter diesen Satz stelle ich mich jetzt hin.“

(aus: Alexa Mohl, Metaphern-Lernbuch )




6 Kommentare:

  1. Guten Morgen liebe Margot
    Warum warum warum
    Meist die Frage auf die es die wenigsten Antworten gibt
    Warum ist etwas so.... Weil es so ist, ist dann meist die Antwort also nichts sagend aber im Alltag taucht diese Wort ganz oft auf
    Das Fragezeichen hat völlig recht
    Schöner Denkanstoß werde heute mal darauf achten wie oft ich warum frage ;)

    Fast so schön wie der Satz: wie war noch mal ihr Name? Da kräuseln sich mir die Fußnägel
    Wie ist ihr Name man spricht ja schließlich nicht mit dem Jenseits....
    So genug für heute
    Liebe Grüsse und einen schönen Tag
    Tina

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    1. Liebe Tina du hast wunderschöne Worte für diese Geschichte gefunden. Sie gefallen mir und ich bin froh, dass ich alleine bin. Somit umgehe ich das "Warum?".
      Deine Frage wegen des Namens, ist auch als Berechtigung anzusehen.
      Ich wünsche dir einen wunderschönen Tag und sage Danke.
      Ganz liebe Grüße, Margot.

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  2. Von dieser Art zu fragen habe ich schon mal gelesen.
    Es wird auch empfohlen, so mit Kindern zu reden.
    Es ist wirklich so, dass der Antwortende sich mehr verstanden fühlt, weil der Fragende auf ihn eingeht und so findet der Antwortende mehr Vertrauen und Mut, auch sich Dinge von der Seele zu reden, die er sonst nicht angesprochen hat.

    Vielen Dank, dass Du mir das noch mal in Erinnerung gerufen hast.

    Liebe Grüße
    Sonja

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    1. Liebe Sonja,
      auch deine Worte sind berechtigt. Von dieser Methode habe ich schon vor langer Zeit gehört und leider, wieder vergessen.
      Ich muss dir Dank sagen, dass ich dadurch wieder daran erinnert werde.

      Wünsche dir einen wunderschönen Tag.
      Liebe Grüße, Margot.

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  3. Hallo Margot,

    ich kann den Ausführungen von Martina nur zustimmen. Ich werde mich auch mal beobachten wie oft ich "Warum?" sage.
    Eine tolle Geschichte hast Du da wieder veröffentlicht.

    Liebe Grüße
    Thomas

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    1. Lieber Thomas,
      schön, dass du auch ein fragender Mensch bist.:-)
      Danke für deine tolle Antwort.

      Liebe Grüße, Margot.

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