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Montag, 26. Oktober 2015

Aberglaube ...


Heute schreibe ich etwas vom Aberglaube und ich erinnere mich, dass ich mit meiner Mutter, es war nach dem Krieg, mit ihr zur Kaltbügelstation gegangen bin. Sie nannte sich "Kaltmangel" und wir konnten unsere Wäsche selber bügeln oder mangeln. Doch als wir eben zu dieser Kaltmangel gingen, begegnete uns eine schwarze Katze und Mutti stellte den Wäschekorb ab und ging nicht weiter. Erst als ein Mensch kam der diese Stelle überquerte, nahmen wir den Korb wieder auf und es ging weiter. Ich musste sehr lachen, denn Mutti sagte immer, sie sei nicht abergläubisch. Nun hatte ich es gesehen ...

Aberglaube

Einem abergläubigen Menschen wird schnell unser mitleidiges Lächeln zuteil. Am Freitag dem Dreizehnten, macht er keinen Schritt aus dem Haus. Wieso? An anderen Tagen würde er niemals unter einer Leiter durchgehen. Warum? Witwen kleiden sich schwarz. Weshalb? Bräute sind weiß. Man bewirft sie mit Reis. Was soll das?
Glaube und Aberglaube. Wenn wir da nicht augenblicklich die Kirche dahinter vermuten! In der Tat. Die christliche Kirche bezeichnet alles, was nicht konform mit ihrer Lehre ging als Aberglaube. Mit der Wandelbarkeit ihrer Dogmen änderte sie häufig die Grenzen zwischen Glauben und Aberglauben.
Warum würde manch aufgeklärter Zeitgenosse nie und nimmer unter einer Leiter durchgehen? Die Leiter gehörte anno dazumal zur Grundausstattung eines Henkers. Er stieg darauf hoch, um den Strick am Galgen zu befestigen. Seine Zeitgenossen mieden es nach Kräften, auch nur in die Nähe seiner Leiter zu gelangen. Ihre Nachkommen auch. 

Die Witwen, warum sind sie schwarz? Sie wollten möglichst unsichtbar sein, unauffällig und sicher vor dem bösen Geiste ihres verblichenen Herrn und Gebieters. Der hätte sie verhexen können.
Dagegen das weiße Kleid der Braut. Es symbolisiert ihre Jungfräulichkeit. Ja, gibt es denn ein besseres Beispiel für Aberglauben?
Und warum werfen Hochzeitsgäste mit Reis nach ihr? Ursprünglich warf man mit Weizen. Die Braut sollte mindestens so fruchtbar sein wie eine Weizenähre. Wie ist daraus Reis geworden? Ganz einfach: Er ist billiger und leichter zu beschaffen, gleich um die Ecke im Supermarkt.
Passen sie auf, daß sie unterwegs keine drei Nonnen sehen. Wenn ja, dann lassen sie schnell ihre Brille fallen, Scherben bringen Glück.
Toi, toi, toi!

Klaus Pfauter
Autor und Zeichnung

Ich glaube, nach dem Lesen dieser Geschichte merke ich, ich habe immer noch Aberglaube in mir. Wie oft sage ich noch Toi, Toi, Toi oder Scherben bringen Glück. Suche oft nach einem vierblättrigen Kleeblatt. Sehe ich einen Schornsteinfeger suche ich Glück. Wenn das linke Ohr gellt, so wird übel von einem gesprochen, gellt aber das rechte Ohr, so ist das Gespräch gut und angenehm. Wenn Salz verschüttet wird, gibt es Streit, usw. 
Wer glaubt er kennt keinen Aberglauben, sollte sich die Seiten unter Aberglauben aufrufen. Er wird sich wundern, wie viel von diesem Spuk noch in uns steckt.


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