Die Sonne scheint, die herbstlich angemalten Bäume und Sträucher leuchten in bunten Farben, die Temperatur liegt bei + 15 ° und ich fühle mich wohl, wenn auch nur auf dem Balkon. Hier steht mein Liegestuhl, den ich gleich in Anspruch nehme, da mein Körper nach Ausruhen verlangt. In meinem Körper spüre ich, trotzdem es Herbst ist, eine Frühjahrsmüdigkeit ...
So sieht es auch Kurt Pfauter, dessen kleine Geschichte ich hier erzähle.
Lob der Frühjahrsmüdigkeit
Wir alle kennen und spüren es: Das Erwachen der Natur aus dem Winterschlaf. Um uns sprießt, zwitschert und strahlt es in frischen Pastellfarben. Geheimnisvolle Kräfte treiben alles an. Das Fernsehen unterbricht immer öfter seine müden Thriller durch lustige Spots, in denen wir junge, blonde Mütter sehen, wie sie mit Hilfe von allerhand Superchemikalien die Hinterlassenschaften des trostlosen Winters bekämpfen. Später, im wirklichen Leben, sehen wir diese Blondinen vor Schaufenstern der Modebranche die Frühjahrskollektionen betrachten, während gestresste Hausfrauen an ihnen vorbei schwere Taschen voller Putzmittel schleppen. Vögelchen schleppen Baumaterial für ihre Nester und Umweltschützer kübelweise Frösche über die Straße.
Nicht so ich. Der Winterschlaf hat mir gut getan. Ein Blick in den Spiegel straft alle Lügen, die da behaupten, daß man im Frühjahr überall klapperdürre Gestalten Ausschau nach etwas Essbarem haltend, daher torkeln sieht. Wie fast alles, was uns die Naturforscher so erzählen, stimmt auch das nur zur Hälfte. Hungrig bin ich zwar, klapperdürr jedoch keineswegs. Ich mache einen gesunden Eindruck, so gesund bin ich, daß es meinen Hausarzt schon wieder erschreckt und zum Schreiben langer Rezepte inspiriert. Leider bin ich oft zu müde, um auch noch die Apotheke aufzusuchen.
Es ist die Frühjahrsmüdigkeit. Sie ist ein Segen für die Seele und für den Körper. Warum soll ich absichtlich meinen Organismus mit irgendwelchen Mittelchen traktieren? Die Leber dankt es mir. Die Frühjahrsmüdigkeit schützt mich vor ungesunder Hektik. Frühjahrsputz? Ein Fremdwort für mich. Staub stört mich nicht. Es ist bewiesen, daß er nur vier Jahre zunimmt. Danach nicht mehr. Den Beweis dafür finde ich beispielsweise bei mir im Keller. Dort unterhalte ich eine kleine Werkstatt. Niemand könnte genau sagen, ob ich dort vor drei oder fünf Jahren zum letzten Male geputzt habe. Unsere Tapeten. Sind sie zwei oder zehn Jahre alt?
Träge denke ich über dieses Problem nach und vergesse es wieder - dank Frühjahrsmüdigkeit. Das monotone Summen des Staubsaugers meiner Frau wiegt mich in den Schlaf. Leise rumpelt die Waschmaschine vor sich hin, in ihrem runden Bildschirm rotieren unsere Gardinen. Durch die frisch geputzten Fenster dringen ungehindert Sonnenstrahlen ein und fallen auf mein Sofa. Ich nehme noch eine Mütze Schlaf vor dem Mittagessen. Es wird Frühlingssuppe geben ...
Klaus Pfauter
Autor und Zeichner
Herzlichst Margot
Liebe Margot,
AntwortenLöschenich würde mir wünschen, die Frühjahrsmüdigkeit würde mich übermannen, denn dann wäre der Winter schon überstanden. So bleibt mir nichts anderes übrig, als auf einen milden und recht kurzen Winter zu hoffen.
LG und einen schönen Sonntag
Astrid
Liebe Astrid, ich weiß, du liebst keinen Winter und möchtest gleich wieder Frühling haben. So wünsche ich dir einen sehr kurzen und warmen Winter und er soll nicht lange andauern. So habe ich auch etwas davon ... :-))
LöschenEinen schönen Sonntag und liebe Grüße, Margot.
Oane scheena wia d' anda!
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