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Montag, 1. September 2014

Die Wälder schweigen

Mein Blick aus meinem Fenster lässt mich einen Blick in den Himmel werfen, keine Sonne ist in Sicht. Nur dunkle Wolken erblickt mein Auge und lässt mich in der Stube, wieder einmal, frieren. Es ist nicht schön, trotzdem gut für meine Wanderschaft durchs Internet. 
Als ich so wandere, fallen mir Gedichte von Erich Kästner in mein Blickfeld. Mein Interesse an ihn ließ mich bei Wikipedia nachschauen und ich las: 







Kino.de  Foto: Warner




Emil Erich Kästner

(* 23. Februar 1899 in Dresden; † 29. Juli 1974 in München) war ein deutscher Schriftsteller, Publizist, Drehbuchautor und Verfasser von Texten für das Kabarett. Bekannt machten ihn vor allem seine Kinderbücher wie Emil und die Detektive, Das doppelte Lottchen und Das fliegende Klassenzimmer sowie seine humoristischen und zeitkritischen Gedichte.

Besonders seine kritischen Gedichte gefallen mir und ich möchte eins, na gut, zwei aufschreiben. Die Jahreszeit ist wohl jetzt dafür da.




Die Wälder schweigen

Die Jahreszeiten wandern durch die Wälder.
Man sieht es nicht. Man liest es nur im Blatt.
Die Jahreszeiten strolchen durch die Felder.
Man zählt die Tage. Und man zählt die Gelder.
Man sehnt sich fort aus dem Geschrei der Stadt.


Das Dächermeer schlägt ziegelrote Wellen.
Die Luft ist dick und wie aus grauem Tuch.
Man träumt von Äckern und von Pferdeställen.
Man träumt von grünen Teichen und Forellen.
Und möchte in die Stille zu Besuch.

Man flieht aus den Büros und den Fabriken.
Wohin, ist gleich! Die Erde ist ja rund!
Dort, wo die Gräser wie Bekannte nicken
und wo Spinnen seidne Strümpfe stricken,
wird man gesund.

Die Seele wird vom Pflastertreten krumm.
Mit Bäumen kann man wie mit Brüdern reden
und tauscht bei ihnen seine Seele um.
Die Wälder schweigen. Doch sie sind nicht stumm.
Und wer auch kommen mag, sie trösten jeden.

Erich Kästner




So, weil ich dieses Gedicht sehr schön finde und wahr, möchte ich noch ein Gedicht aufschreiben.




Der Blinde an der Mauer


Ohne Hoffnung, ohne Trauer

Hält er seinen Kopf gesenkt.
Müde hockt er auf der Mauer.
Müde sitzt er da und denkt:

Wunder werden nicht geschehen.
Alles bleibt so, wie es war.
Wer nichts sieht, wird nicht gesehen.
Wer nichts sieht, ist unsichtbar.

Schritte kommen, Schritte gehen.
Was das wohl für Menschen sind?
Warum bleibt den niemand stehen?
Ich bin blind, und ihr seit blind.

Euer Herz schickt keine Grüße
aus der Seele ins Gesicht.
Hörte ich nicht eure Füße,
dächte ich, es gibt euch nicht.


Tretet näher! Laßt euch nieder,
bis ihr ahnt was Blindheit ist.
Senkt den Kopf, und senkt die Lieder,
bis ihr, was euch fremd war, wißt.



Und nun geht! Ihr habt ja Eile!
Tut, als wäre nichts geschehen.
Aber merkt euch diese Zeile:
"Wer nichts sieht, wird nicht gesehen."

Erich Kästner


2 Kommentare:

  1. Hallo Margot,

    schöne Gedichte, durch die Wälder "strolche" ich auch ganz gerne.
    Vielleicht liegt es daran, dass ich hier im Odenwald schon immer von Wald umgeben bin, er gehört bei mir einfach dazu ;)

    Liebe Grüße
    Björn :)

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    1. Lieber Björn ich beneide dich, wegen deinem "Strolchen" können. Du bist von Wald umgeben und ich finde es schön.
      Wünsche dir eine schöne Woche. Liebe Grüße, Margot.

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