Der Morgen fängt mit Sonne an, auch wenn schon die Wolken warten. Ich warte nicht und sage mir, alle guten Dinge sind drei und schreibe noch einmal Gedichte von Erich Kästner hier auf. Wenn mir die Gedichte gefallen, könnten sie auch den Leser/innen gefallen, sage ich mir. Und ich hoffe, ich habe recht, denn sie sind wirklich lesenswert. Mit einem kleinen Solo fange ich an ...
Kleines Solo
Einsam bist du sehr alleine.
Aus der Wanduhr tropft die Zeit.
Stehst am Fenster. Starrst auf Steine.
Träumst von Liebe. Glaubst an keine.
Kennst das Leben. Weißt Bescheid.
Einsam bist du sehr alleine -
und am schlimmsten ist die Einsamkeit zu zweit.
Wünsche gehen auf die Freite.
Glück ist ein verhexter Ort.
Kommt dir nahe. Weicht zur Seite.
Sucht vor Suchenden das Weite.
Ist nie hier. Ist immer dort.
Stehst am Fenster. Starrst auf Steine.
Sehnsucht krallt sich in dein Kleid.
Einsam bist du sehr alleine -
und am schlimmsten ist die Einsamkeit zu zweit.
Schenkst dich hin. Mit Haut und Haaren.
Magst nicht bleiben, wer du bist.
Liebe treibt die Welt zu Paaren.
Wirst getrieben. Mußt erfahren,
daß es nicht die Liebe ist ...
Bist sogar im Kuß alleine.
Aus der Wanduhr tropft die Zeit.
Gehst ans Fenster. Starrst auf Steine.
Brauchtest Liebe. Findest keine.
Träumst vom Glück. Und lebst im Leid.
Einsam bist du sehr alleine -
und am schlimmsten ist die Einsamkeit zu zweit.
Erich Kästner
Repetition des Gefühls
Eines Tages war sie wieder da ...
Und sie fände ihn bedeutend blässer.
Als er dann zu ihr hinübersah,
meinte sie, ihr gehe es nicht besser.
Morgen abend wolle sie schon weiter.
Nach dem Allgäu oder nach Tirol.
Anfangs war sie unaufhörlich heiter.
Später sagte sie, ihr sei nicht wohl.
Und er strich ihr müde durch die Haare.
Endlich fragte es dezent: "Du weinst?"
und sie dachten an vergangene Jahre.
Und so wurde es zum Schluß wie einst.
Als sie an dem nächsten Tag erwachten,
waren sie einander fremd wie nie.
Und so oft sie sprachen oder lachten,
logen sie.
Gegen Abend mußte sie dann reisen.
Und sie winkten. Doch sie winkten nur.
Denn die Herzen lagen auf den Gleisen,
über die der Zug ins Allgäu fuhr.
Erich Kästner
Im Auto über Land
An besonders schönen Tagen
ist der Himmel sozusagen
wie aus blauem Porzellan.
Und die Federwolken gleichen
weißen, zart getuschten Zeichen,
wie wir sie auf Schalen sahn.
Alle Welt fühlt sich gehoben,
blinzelt glücklich schräg nach oben
und bewundert die Natur.
Vater ruft, direkt verwegen:
"'N Wetter, glatt zum Eierlegen!"
(Na, er renommiert wohl nur.)
Und er steuert ohne Fehler
über Hügel und durch Täler.
Tante Paula wird es schlecht.
Doch die übrige Verwandtschaft
blickt begeistert in die Landschaft.
Und der Landschaft ist es recht.
Um den Kopf weht eine Brise
von besonnter Luft und Wiese,
dividiert durch viel Benzin.
Onkel Theobald berichtet,
was er alles sieht und sichtet.
Doch man sieht's auch ohne ihn.
Den Gesang nach Kräften pflegend
und sich rhythmisch fortbewegend
strömt die Menschheit durchs Revier.
Immer rascher jagt der Wagen.
Und wir hören Vatern sagen:
"Dauernd Wald, und nirgends Bier."
Aber schließlich hilft sein Suchen.
Er kriegt Bier. Wir kriegen Kuchen.
Und das Auto ruht sich aus.
Tante schimpft auf die Gehälter.
Und allmählich wird es kälter.
Und dann fahren wir nach Haus.
Erich Kästner
Wie schon geschrieben, die Gedichte, in dessen Passagen ich auch mich, teilweise, wiedererkenne, sind für mich ein schriftlicher Blickfang. Doch ich möchte, wie schon einmal geschrieben, niemand langweilen, deshalb höre ich jetzt auf. Habt Spaß an ihnen, so wie ich ...
Wechasit Jantanupa ich freue mich,
dass du mein Blog gefunden hast.
Sei herzlich willkommen. Ich freue mich wirklich.
Hab viel Spaß.
Hallo Margot,
AntwortenLöschenüber Land fahre ich auch gerne - mir hat das letzte Gedicht heute am meisten Gefallen ;) Das Wetter war hier heute trüb und grau.
Liebe Grüße
Björn :)
Danke Björn, unser Wetter war auch für alle S ..
LöschenDas Auto - Gedicht hat mir eigentlich auch am besten gefallen, trotzdem ich keins habe. :-)
Liebe Grüße, Margot.