Müde sitze ich vor dem Computer und lese bei, "Dies und Das vom Neckarstrand" über Redewendungen. Es macht mich munter und ich überlege, wie interessant doch deutsche Redewendungen sind, also werde auch ich darüber kleine Geschichten erzählen:
Redewendung: Hinter schwedischen Gardinen sitzen
Sitzt jemand im Gefängnis, so sagt man dazu auch: "Er sitzt hinter schwedischen Gardinen." Aber was haben denn nun schwedische Gardinen mit Gefängnis zu tun?
Ganz einfach: Der schwedische Stahl galt früher als besonders stabil. Deshalb wurden die Gitter vor den Gefängnisfenstern oft aus diesem festen Stahl aus Schweden gefertigt. Und so kam es, dass es von nun an hieß: der Gefangene sitzt hinter "schwedischen Gardinen".
Redewendung: Saufen wie ein Pferd
Teresa rennt, fängt den Basketball aus der Luft und dribbelt in das gegnerische Spielfeld. Jetzt nur nicht den Ball abnehmen lassen! Doch da ertönt schon ein hoher, lauter Pfiff - das ist das Zeichen: Pause! Teresa ist völlig aus der Puste und läuft zur Spielerbank hinüber.
Dort steht schon ihre Schwester Julia bereit und hält ihr eine große Flasche Apfelsaftschorle entgegen. "Danke, genau das kann ich jetzt gut gebrauchen!", sagt Teresa und nimmt zügig große Schlucke. Julia schaut Teresa entgeistert an: "Wow! Du säufst ja wie ein Pferd!" Teresa wundert sich: Pferde trinken doch keine Apfelsaftschorle?
Zu saufen wie ein Pferd, bedeutet, innerhalb kürzester Zeit enorm viel zu trinken. Da Teresa die große Flasche Apfelsaftschorle in beinahe einem Zug geleert hat, trinkt sie also so schnell wie ein Pferd.
Die Redewendung Saufen wie ein Pferd entstand zu einer Zeit, in der sich die Mustangs entwickelten. Mustangs sind Wildpferde in den USA, die in der freien Natur in losen Herden zusammenleben. Die Pferde können lange Zeit ohne Wasser auskommen und trinken nach einer mehrtägigen Pause bis zu 30 Liter Wasser, um ihren Durst zu stillen. Dieses Verhalten führte zur Redewendung : Saufen wie ein Pferd.
Redewendung: Wie in Abrahams Schoß
Die Redewendung hat ihren Ursprung im Gleichnis vom armen Lazarus und dem reichen Mann
Platsch! Schon wieder ist der Ball im hohen Bogen ins Meer geflogen. Kornelius und sein Papa stürmen lachend in die Wellen. Den ganzen Morgen über spielen sie schon am Strand. Kornelius schwimmt in Richtung des Balls, doch dann sieht er plötzlich etwas Glibberiges im Wasser unter sich. Eine Qualle! Kornelius hasst Quallen und schwimmt eilig zu seinem Papa: "Uääh… Ich habe da vorne eine riesige Qualle gesehen!"
Sein Papa nimmt Kornelius Huckepack und beruhigt ihn: "Du brauchst vor der Qualle doch keine Angst zu haben, Konny. Komm, jetzt holen wir gemeinsam den Ball. Bei mir bist du sicher wie in Abrahams Schoß!" Kornelius schaut seinen Papa verdutzt an: Wer ist denn dieser Abraham?
Wie in Abrahams Schoß zu sein, bedeutet, sich sicher und geborgen fühlen zu können. Da Kornelius bei seinem Papa auf dem Rücken nichts zu befürchten hat, kann er sich also fühlen wie in Abrahams Schoß.
Die Redewendung wie in Abrahams Schoß hat ihren Ursprung in der Bibel. Im Gleichnis vom armen Lazarus und dem reichen Mann (siehe Lukas, Kapitel 16, Vers 20ff.) wird Lazarus nach seinem Tod von den Engeln in den Schoß Abrahams getragen. Dort braucht er, geborgen und glücklich, keine Not mehr erleiden.
Redewendung: Eine Leiche im Keller haben
TEXT VON FEE KRÄMER
Achtung, bei dieser Redewendung wird es gruselig - passend zu Halloween: Es könnte nämlich sein, dass jemand, der Süßes im Haus hortet, auch eine sprichwörtliche "Leiche im Keller" hat!
Die Redewendung klingt zwar mörderisch, doch man sollte sie nicht wörtlich nehmen. Jemand der eine "Leiche im Keller" hat, hütet ein dunkles Geheimnis oder hat in der Vergangenheit Schuld auf sich geladen. Doch warum nutzen wir dafür das grausige Bild vom Toten im Untergeschoss?
Die Redewendung hat unterschiedliche Hintergründe.
Was versteckt sich wohl hinter dieser Kellertür?
Zum einen durfte man früher ungetaufte Verstorbene nicht auf einem katholischen Friedhof beerdigen. Hin und wieder starben Kinder noch bevor sie getauft wurden. Um sie vor bösen Geistern zu schützen, wurden die Leichen oft heimlich im Elternhaus bestattet. Der Keller bot sich dafür an, weil dort selten Gäste hineinkamen. Zudem bestanden die Böden früher häufig aus festgeklopfter Erde, so dass dort die Kadaver verwesen konnten.
Außerdem gibt es Erzählungen, aus denen das Sprichwort entstanden sein könnte. Eine davon ist Theodor Fontanes Geschichte "Unterm Birnbaum". Es geht darin um einen seltsamen Gastwirt und einen verschwundenen Reisenden:
Eines Tages macht ein wohlhabender Reisender Rast im Gasthaus eines Wirts. Am Tag seiner Abreise ist der reiche Gast verschwunden und der Wirt gerät in Verdacht, den Reisenden ermordet zu haben. Als der Vorwurf überprüft wird, findet man keine Beweise und der Mord-Verdacht wird fallengelassen. Nach diesem Ereignis benimmt sich der Wirt allerdings sehr sonderbar. Er ist schreckhaft und verbringt viel Zeit in seinem Keller. Eines Morgens wird er dort tot aufgefunden - eine Schaufel in der Hand und neben ihm ein Loch im Erdboden, aus dem doch tatsächlich der Arm eines Verstorbenen ragt. Es ist der tote Reisende! Der Wirt hatte ihn also doch getötet und im Keller vergraben. Er hatte die ganze Zeit über eine "Leiche im Keller"!
Redewendung: Einem geschenkten Gaul, schaut man nicht ins Maul
Es sollte ein BMX-Rad sein, jetzt steht ein Mountain-Bike unter dem Weihnachtsbaum. Die Enttäuschung ist groß, aber man möchte auch nicht undankbar erscheinen, während einen die Eltern in freudiger Erwartung
mustern: "Und, wie findest du es?"
mustern: "Und, wie findest du es?"
"Ziemlich cool, das Rad", müht man sich ab, Dankbarkeit zu zeigen. Aber schon früh haben wir gelernt: "Einem geschenkten Gaul schaut man eben nicht ins Maul". Das heißt, an einem Geschenk sollte man nicht herummäkeln. Auch wenn es schwer fällt.
Aber wer möchte einem echten Gaul überhaupt ins Maul schauen? Die Antwort ist: der Pferdekäufer. Hier hat die Redewendung ihren Ursprung. Denn entschließt sich jemand, ein Pferd zu kaufen, überprüft er das Alter des Vierbeiners am besten anhand des Pferde-Gebisses.
Pferde besitzen, wie auch wir Menschen, Schneidezähne und Backenzähne. Während sie mit den Schneidezähnen faserreiche Nahrung, zum Beispiel Gras, abbeißen, zermahlen sie mit den Backenzähnen das aufgenommene Futter. Dabei werden die Zähne im Laufe der Zeit immer weiter abgerieben. Der Grad der Abnutzung ist also ein Hinweis darauf, ob der Pferdeverkäufer bei der Altersangabe seines Tieres vielleicht etwas geschummelt hat.
Blumen können sprechen - naja, nicht wirklich. Aber viele Blumen haben eine Bedeutung und sagen deshalb etwas aus. Rote Rosen zum Beispiel stehen für die Liebe, Disteln sind stachelig und bei Vergissmeinnicht sagt der Name ja schon alles.
Traut sich ein Verehrer zum Beispiel nicht, seiner Angebeteten zu sagen, dass er in sie verliebt ist, könnte er rote Rosen schenken. So weiß sie gleich, was er mit den Blumen sagen möchte und er muss es nicht direkt aussprechen. Der Verehrer hat seine Liebe so durch die Blume gestanden: Er hat etwas angedeutet und symbolisch gezeigt.
Durch die Blume sagen kann man jedoch auch unerfreuliche Dinge. Diese lassen sich "durch die Blume" indirekter und freundlicher formulieren. Statt "Ich mag das Fleisch nicht, das du gekocht hast!" könnte man zum Beispiel sagen "Die Kartoffeln und das Gemüse schmecken mir besonders gut. Ich verzichte auf das Fleisch!". So fühlt sich niemand gekränkt.
Redewendung: Alles in Butter
Wenn alles in Butter ist, dann ist alles in Ordnung.
Die Momente, in denen einmal "alles in Butter" ist, wünscht sich doch jeder. Dann ist alles in Ordnung und keine Probleme sind in Sicht. In der Regel freut sich aber keiner, wenn er sich Butter zum Beispiel auf die Kleidung schmiert – woher stammt also diese Redewendung?
Wie viele andere kommt auch diese Redewendung aus dem Mittelalter. Damals wurden teure Gläser aus Italien über die Alpen nach Deutschland transportiert. Blöderweise gingen die meisten davon – bei all dem Gewackel – schnell zu Bruch.
Ein gewitzter Händler hatte schließlich den rettenden Einfall: Er legte die Gläser in Fässer und goss dann heiße, flüssige Butter darüber. Als die Butter abgekühlt und fest geworden war, waren damit auch die Gläser fixiert. Jetzt konnte ihnen das Gerumpel auf dem Wagen nichts mehr anhaben. Selbst wenn eines der Fässer von der Kutsche fiel, blieben die Gläser heil. Und so war eben "alles in Butter"!
So, für heute ist es genug und es ist wirklich sehr interessant. besonders Interessant weil man nun weiß, woher die Redewendungen herkommen.
Die Redewendung "alles in Butter" hatte ich auch schon auf meinem Blog, denn ich habe die Redewendungen mit in meine Sprüchesammlung am Montag aufgenommen. Trinkst du gern Kaffee? Da habe ich jetzt eine neue Sorte getestet und mir ein Rezept dazu ausgedacht. Noche eine schöne Woche.
AntwortenLöschenLG Elke
Hallo Elke, schön, dass du auch auf Redewendung stehst.
LöschenJa, ich trinke gerne Kaffee, aber da ich alleine lebe, trinke ich nur noch löslichen Kaffee von "Bellarom".
War gerade auf deiner Seite und finde sie sehr schön, trotzdem ich nicht auf Werbung stehe. Werde sie mir öfters mal anschauen. Danke.
Wünsche dir einen schönen Tag. Herzlichst Margot
Liebe Margot,
AntwortenLöschendas ist echt der Hammer. Toll alles aufbereitet.
Einen schönen Abend wünscht dir
Irmi
Liebe Irmi, du bist ein gutes Vorbild und ich freue mich, dass es dir gefällt.
LöschenSchlaf gut, wünsche dir eine gute Nacht.
Herzliche Grüße, Margot.