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Dienstag, 12. Januar 2016

Das Märchen vom Faulen

Dieser Spruch gefällt mir sehr.
Gestern habe ich von Hartz IV gesprochen und heute sprechen ich vom Faulen, also wenn es nach einigen Bürgern geht also auch vom Faulen. Diese Bürger, die solche Worte aussprechen, haben genug Geld und glauben, es wird sie selbst nie treffen. Hoffentlich wird ihr Glaube nicht erfüllt ... 

Jeder sollte deshalb diese Geschichte nach seinen Vorstellungen lesen. Ich werde meinen Mund halten und keine Meinung preisgeben. Doch denen, die Überheblichkeit  ausstrahlen, sollten ihre Meinung überprüfen, haben sie wirklich Recht ?

Das Märchen vom Faulen


Der Satte braucht keinen Finger zu rühren, um seinen Bauch zu füllen, und er wird zum Faulenzer. Meine Wirtschaft ist so groß, dass sie auf meiner Handfläche Platz findet. Wenn die Pflichten in der Wirtschaft zwischen meinen Söhnen aufgeteilt werden, entfällt auf jeden ein kleines Stück Arbeit. Aber jedes Mal, wenn ich meinen Söhnen sage: "Ihr sollt heute dies oder das tun", antworten sie: "Der ganze Tag liegt noch vor uns." oder "Das hat Zeit bis morgen." Diese Antworten meiner Söhne erinnern mich an einen Faulenzer aus einem Märchen. So einen gab es einmal. Sein Vater besaß unermessliche Reichtümer, und er selbst einen Aul, nie litt er Not. Für ihn war immer alles bereit. Wollte er reiten, stand das Pferd bereit; wollte er essen und trinken, standen Besbarmak und Kumys vor ihm. In seinem ganzen Leben hat er keinen Strohhalm mit eigenen Fingern zerbrochen. Wenn er auf der linken Seite lag, war er zu faul, sich auf die rechte Seite umzudrehen. So war der Faulenzer aus dem Märchen. Sein Aul lag an einem großen Waldstück. Riedgras und Schilf raschelten um seinen Aul, niemals wurde es abgemäht.

Eines Tages gerieten die Aulbewohner in helle Aufregung, denn die Steppe stand in Flammen. Das Feuer näherte sich in Windeseile dem Waldstück. Die Bewohner rannten aus ihren Behausungen und eilten zum Takyr. Der Sohn des Beis, der Besitzer des großen Auls, lag in seiner weißen Jurte und rührte sich nicht von der Stelle - er war zu faul aufzustehen. "Steh auf, Mursa, das ganze
Volk flieht. Ein großer Brand bedroht das Waldstück", wandten sie sich an ihn. "Na und, soll es fliehen", antwortete er. "Mursa, du bleibst allein auf dem Lagerplatz!" warnten sie ihn. "Na und, dann bleibe ich eben allein!" antwortete er und rührte sich nicht.

Jemand warnte ihn noch einmal vor dem Feuer: "Das Winterlager verbrennt, wir müssen fort von hier." Er gab zur Antwort: "Soll es brennen, was macht das schon!" Die Bewohner des Auls, die auf den Takyr geflohen waren, wunderten sich über ihren Herrn und meinten, er sei der Urvater aller Faulen. "Wenn das Feuer sein Bett erreicht, springt er vielleicht vor Angst auf und regt sich. Lassen wir ihn in Ruhe", sagten die Dshigiten. Das Winterlager, die Arbas, die Viehhürden flammten lichterloh, der Faule aber lag immer noch in seiner Jurte.

Als das Feuer sich gelegt hatte, ritten einige Dshigiten an die Stelle des alten Lagerplatzes. In einem Haufen Asche und in den Überresten einer weißen verbrannten Filzmatte fanden sie ihren Herrn.


Herzlichst Margot.

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