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Sonntag, 3. Januar 2016

Mit dreckigen Füßen geht man nicht ins Bett

Auf der Suche nach netten Geschichten, geistere ich durchs Internet. Nein, ich möchte die gefundenen Geschichten nicht für meine Geschichten ausgeben, ich habe diese Worte schon mehrmals geschrieben. Nein, ich möchte einfach nur, dass diese Namen der Autoren, nicht vergessen werden. So schreibe ich auch diese nachfolgenden Zeilen ... sie sind von Ruth Gall. Sie erinnert mich an Worte, die auch meine Mutsch zu uns Kindern sagte ...


Mit dreckigen Füßen geht man nicht ins Bett

Es war jeden Abend das gleiche Ritual. Irgendwann sagte einer meiner Erziehungsberechtigten zu mir: "es wird Zeit für Dich ins Bett zu gehen. Ab ins Bad mit Dir und wasch Dir die Füße! Mit dreckigen Füßen geht man nicht ins Bett." Dabei wusste ich das doch durch tägliches Training schon längst. Man hatte sich am Abend beginnend im Gesicht von oben nach unten zu waschen. Immer gleich, jeden Tag dasselbe.
Zur Zeit ist es schön warm und ich tue nichts lieber im Sommer als den ganzen Tag barfuss zu laufen. So auch gestern. Nachmittag fing es zu regnen an, doch es war wunderbar, den kühlen Regen an den nackten Füßen zu spüren. Tat richtig gut, durchs nasse Gras zu streifen, über die schwarze nasse Gummimatte vor dem Haus zu laufen, die immer schwarz abfärbt, wenn sie nass wird.
Abend saßen mein Mann und ich vor dem Fernseher und schauten eine Sendung, in der über die wunderbaren Inhaltsstoffe der Heidelbeeren berichtet wurde. Gerade als die Sprecherin sagte: "Je dunkler die Farbe der Früchte desto besser die Inhaltsstoffe", ja, eben in diesem Moment sah ich ganz zufällig auf meine Fußsohlen, die kohlschwarz waren. Lachend hob ich einen Fuß, zeigte meinem Mann den schmutzigen Fuß und sagte: "Na dann hab ich ja gute Füße."
Bald darauf gingen wir zu Bett und es begann die übliche Routine. Ich ging ins Bad, wusch mich wie schon seid fast 47 Jahren von oben nach unten. In Gedanken spulte sich der alte Spruch ab: "Wasch Dir die Füße! Mit dreckigen Füßen geht man nicht ins Bett." Doch ich tat es nicht. Mit meinen schwarzen Füßen ging ich ins Bett. Als mein Mann dann an meinem Bett vorbeiging streckte ich ihm die schmutzigen Füße entgegen. Ich wollte es hören! Hier und jetzt von ihm wollte ich es hören (und dann kichernd im Bad verschwinden und meine Füße waschen: "Wasch Dir die Füße! Mit schmutzigen Füßen geht man nicht ins Bett" - Doch was machte mein Mann? Er sagte grinsend zu mir: "Ach, gehst Du heute mit schmutzigen Füßen ins Bett? Ja wenn Dir das so gefällt."
Auf einmal wurde es mir bewusst. Kein Mensch auf der ganzen Welt konnte mich dazu zwingen meine Füße zu waschen! Mich überkam ein Gefühl als wäre ich frei und leicht wie ein Vogel der sich in die Lüfte schwingt. Ich war so glücklich, dass ich mit einem Lächeln im Gesicht und meinen dreckigen Füßen eingeschlafen bin.

So erging es auch uns Kindern und wir hatten kein schlechtes Gewissen unserer Mutter gegenüber. Es war ja eigentlich auch kein Dreck, sondern nur Staub.



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