
Mit dreckigen Füßen geht man nicht ins Bett
Es war jeden Abend das gleiche Ritual. Irgendwann sagte einer meiner Erziehungsberechtigten zu mir: "es wird Zeit für Dich ins Bett zu gehen. Ab ins Bad mit Dir und wasch Dir die Füße! Mit dreckigen Füßen geht man nicht ins Bett." Dabei wusste ich das doch durch tägliches Training schon längst. Man hatte sich am Abend beginnend im Gesicht von oben nach unten zu waschen. Immer gleich, jeden Tag dasselbe.
Zur Zeit ist es schön warm und ich tue nichts lieber im Sommer als den ganzen Tag barfuss zu laufen. So auch gestern. Nachmittag fing es zu regnen an, doch es war wunderbar, den kühlen Regen an den nackten Füßen zu spüren. Tat richtig gut, durchs nasse Gras zu streifen, über die schwarze nasse Gummimatte vor dem Haus zu laufen, die immer schwarz abfärbt, wenn sie nass wird.

Bald darauf gingen wir zu Bett und es begann die übliche Routine. Ich ging ins Bad, wusch mich wie schon seid fast 47 Jahren von oben nach unten. In Gedanken spulte sich der alte Spruch ab: "Wasch Dir die Füße! Mit dreckigen Füßen geht man nicht ins Bett." Doch ich tat es nicht. Mit meinen schwarzen Füßen ging ich ins Bett. Als mein Mann dann an meinem Bett vorbeiging streckte ich ihm die schmutzigen Füße entgegen. Ich wollte es hören! Hier und jetzt von ihm wollte ich es hören (und dann kichernd im Bad verschwinden und meine Füße waschen: "Wasch Dir die Füße! Mit schmutzigen Füßen geht man nicht ins Bett" - Doch was machte mein Mann? Er sagte grinsend zu mir: "Ach, gehst Du heute mit schmutzigen Füßen ins Bett? Ja wenn Dir das so gefällt."

So erging es auch uns Kindern und wir hatten kein schlechtes Gewissen unserer Mutter gegenüber. Es war ja eigentlich auch kein Dreck, sondern nur Staub.
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